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Reporter Eutin

Mit Sticks, Bogen und Ipad

Eutin (aj). Wie begeistern wir junge Menschen dafür, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv zu (er)leben? Dafür, ein Instrument zu spielen, zu singen? Diese Frage stellt sich auch in der Kreismusikschule Ostholstein nicht erst seit Corona. Die pandemiebedingte Zwangspause für den Präsenzunterricht aber verlieh, wie in so vielen anderen Bereichen auch, dem Thema eine neue Dringlichkeit. Ein Weg, die Schülerinnen und Schüler weiterhin zu erreichen und den Unterricht nachhaltig, also auch unabhängig von Corona, attraktiv zu gestalten, ist der Einsatz digitaler Medien. Mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung Ostholstein in Höhe von 3000 Euro konnten jüngst 20 Ipads erworben werden: „Wir bedanken uns herzlich für diese Unterstützung, denn die Zuschüsse, die wir erhalten, fallen relativ niedrig aus“, sagte Anja Sierks-Pfaff, die Geschäftsführerin der Kulturstiftungen des Kreises.
 
Einen Einblick in die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für die Geräte gab Musiklehrer Jon Klein im Rahmen einer kleinen Präsentation. Er unterrichtet das Fach Schlagzeug und gehört zu denjenigen Lehrkräften, für die Apps und andere Anwendungen selbstverständlicher Teil des Lehrens sind. Mit der App „GarageBand“ kann er seinen Schüler Jakob mit wenigen Fingertipps nicht nur Taktfolgen vorgeben, sondern ihn auch zum Mitglied einer Band werden lassen: „Es gibt unzählige Bereiche“, erläuterte der Pädagoge und nannte umgehend eine Reihe von Beispielen: „Man kann Noten schreiben und lesen lernen, eigene Musik aufnehmen, ein eigenes Songstudio einrichten oder eben eine Bandbegleitung kreieren“, so Klein. Jakob, der seit zwei Jahren Unterricht nimmt, ist jedenfalls sehr angetan von der digitalen Ergänzung: „Ich kann nach Gehör besser lernen, als wenn ich nur die Notenblätter vor mir habe“, erzählt der Elfjährige. Er hat die App auch auf seinem eigenen Ipad installiert. So wie für Jon Klein soll die Arbeit mit den Ipads auch für andere Lehrkräfte etabliert werden: „Wir sind dabei, Schritt für Schritt eine kreismusikschuleigene Struktur zum Musizieren mit Apps zu entwickeln“, führte Petra Marcolin aus. Als Leiterin der Kreismusikschule weiß sie genau um die Herausforderungen, die damit verbunden sind: „Gewohnte Abläufe im Unterricht müssen durchbrochen werden, man muss den Umgang mit dem Ipad und den Apps erlernen und diese Inhalte dann in den Unterrichtsalltag integrieren“, verdeutlicht sie.
 

Grundsätzlich geht es nicht darum, den Musikunterricht komplett zu digitalisieren: „Das echte Instrument, der persönliche Kontakt zu den Lehrenden und im Ensemblespiel sind durch nichts zu ersetzen“, betonte Anja Sierks-Pfaff. Faszinierend ist die Erweiterung des Spektrums aber allemal und diese Faszination wirkt nicht nur auf die junge Generation anziehend. Auch Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung und einst Blockflötenspieler, ließ sich begeistern: „Gerade in unserem Flächenkreis ist die Nutzung digitaler Medien sinnvoll“, befand er. Es gehe darum, dass Unterricht nicht ausfalle, sondern in neuen Formen stattfinden könne. Da im Fall der Kreismusikschule kein Träger hinter der Institution steht, konnte sich die Stiftung engagieren.
Dass die Ipads bei der Gewinnung neuer Schülerinnen und Schüler gute Dienste leisten, hat Petra Marcolin kürzlich konkret erfahren: „Ich habe eine Schnupperstunde mit einem Klavierschüler digital abgehalten und das lief prima“, berichtet sie. Wohin das Projekt einmal führen kann, malt Jon Klein aus: „Es ist denkbar, ein spezielles DIGI-Ensemble zu gründen, das regelmäßig probt und bei Veranstaltungen auftreten kann, wobei die Ipads dann auch mit den ‚klassischen‘ Instrumenten kombiniert werden können!“


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