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Reporter Eutin

Bombenentschärfung in Neumühlen-Dietrichsdorf: Mensa der Fachhochschule als neues Ausweichquartier Hilfsorganisationen versorgen evakuierte Anwohner

Neumühlen-Dietrichsdorf (mü). Erstmals als Notunterkunft diente die „Schwentine Mensa“ der Fachhochschule Kiel am Sonntag (2. Juli) anlässlich einer Evakuierung. Der Kampfmittelräumdienst musste eine 250 Kilo Bombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärfen, auf die Bauarbeiter im Poggendörper Weg des Kieler Stadtteils Neumühlen-Dietrichsdorf gestoßen waren.
Die Toni-Jensen-Gesamtschule, die sonst Unterschlupf bietet, kam dieses Mal nicht in Frage, da sie sich mitten in dem Gebiet befindet, das aus Sicherheitsgründen von der Polizei abgeriegelt werden musste.
Der Umzug von der Toni-Jensen-Gesamtschule in die Studenten-Mensa ermöglicht auch Jan Grikscheit eine neue Erfahrung. Normalerweise arbeitet er als Koch in der Großküche der Fachhochschule. Doch heute ist er als Hausmeister gefragt, muss pünktlich um 8 Uhr die Pforten der zweigeschossigen und mit viel Licht durchfluteten Mensa öffnen. Für 25 Männer und Frauen von DLRG, Rotem Kreuz und THW, die die Kantine als Notunterkunft herrichten und anschließend die evakuierten Anwohner versorgen möchten. Grikscheit ist beeindruckt von den emsigen Vorbereitungen, die folgen. „Erstaunlich, wie reibungslos und gut organisiert alle zusammenarbeiten”, erzählt er.

Mussten sie auch, denn anderthalb Stunden später bereits sollen die ersten Anwohner eintreffen, die für die Zeit der Bombenentschärfung ein festes Dach über dem Kopf benötigen. Und von denen etliche auf ganz besondere Hilfe angewiesen sind.
Dass alles läuft wie am Schnürchen, dafür ist Britta Hohmann vom DRK verantwortlich. „Natürlich ist das an dieser Stelle auch erst mal neu für mich”, sagt die DRK-Einsatzleiterin. „Doch wir begleiten ja jedes Jahr mehrere Bombenentschärfungen. Dadurch haben viele von uns bereits Routine”, erläutert sie. „Und wir machen das einfach gerne, im Ehrenamt; es bereitet uns viel Freude. Das motiviert“.

Ein Anwohner, der das freiwillige Engagement sehr zu schätzen weiß, ist etwa Mike Zippel. Er hat sogar einige Vorteile an der neuen Kurzzeitbleibe entdeckt. „Irgendwie ist es hier gemütlicher als in der Toni-Jensen-Schule, vor allem weil es ein paar weichere Möbel zum Sitzen gibt. Außerdem ist es schön, dass man mal kurz raus gehen kann in Richtung Wasser”. Die Mitarbeiter seien sehr aufmerksam, fragten regelmäßig nach, ob alles in Ordnung sei. „Und der Kaffee ist extrem lecker heute”, fügt er schmunzelnd hinzu. Obwohl er schon etliche Evakuierungen mitgemacht hat und sich bestens aufgehoben fühlt, bleibe stets ein kleiner Rest an Unbehagen. „Was passiert”, so fragt er sich, „wenn die Techniker die Entschärfung heute nicht hinbekommen und wir hier womöglich über Nacht bleiben müssen?”

Sichtlich zufrieden wirkt auch Tim Völker, der mit seiner Beagle-Hündin Unterschlupf findet. „Kein Problem hier mit Tayla”, sagt er. Auch der Transport sei perfekt organisiert. Das bestätigen auch Knud und Britta Leisner, die seit 25 Jahren im Masurenring wohnen: „Sogar mit dem Rollstuhl der Schwiegermutter hat es prima geklappt.” Und etwas zu essen und trinken gebe es ja auch. Daher mochte das Ehepaar dann doch noch eine kleine Kritik loswerden: „Die Informationen, die wir am Bürgertelefon bekommen hatten, die fanden wir nicht wirklich zufriedenstellend, vor allem die Auskunft in Sachen Verpflegung ließ zu wünschen übrig”.
Glücklich über die gute Versorgung der Anwohner beim Ausweichquartier Mensa wirkte am Ende auch Moritz Wolter, Einsatzleiter des Katastrophenschutzes.
Rund 8.200 Dietrichsdorfer mussten ihre Wohnungen verlassen. „Heute hatten wir hier rund 170 Menschen betreut”, so Wolter, was ein durchschnittlicher Wert sei.


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