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Reporter Eutin

Das „Wunder“ Natur gleich in der Nachbarschaft

Schwentinental (aj). Zwischen Schwentinental und Kiel-Rönne, nur wenige Fuß- oder Fahrradminuten entfernt von tösender Geschäftigkeit gibt es ein Areal, in dem die menschliche Hand vorrangig mit einem Ziel tätig wird: der Natur Raum und Freiheit zurückzugeben, damit Tiere und Pflanzen gedeihen können: Seit 2020 kümmert sich hier die Naturschutzgruppe Schwentinental um die Biotoppflege. Und was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt und welch reiches Leben sich am Stadtrand regt, können Interessierte am kommenden Sonntag, dem 17. Juli von 14 bis 17 Uhr im Rönner Weg entlang der Krötenteiche erfahren. An diesem „Tag der Natur in der Nachbarschaft“ will die buntgemischte Gruppe von 22 Aktiven die eigene Arbeit vorstellen und die Menschen für das Gebiet am Rönner Weg begeistern. Und weil ein Erlebnis die Theorie allemal aussticht, sind an drei markanten Punkten Stationen eingerichtet worden, an denen man der Natur ganz nah kommen kann: Aus der Mauer, die einmal den Schwalben zum Brüten dienen sollte, ist ein Refugium für Insekten geworden - der rechte Platz, um sich über Wildblumen, Wildbienen und Insekten auszutauschen. Am nahen Krötenschutzteich ist alles auf die Vogelbeobachtung eingerichtet: Hier stehen Feldstecher und Stativ bereit und bei der Bestimmung der Arten helfen die anwesenden Vogel-Spezialist*innen gern. Für Zweifelsfälle liegen Bücher bereit. Die Chancen auf eine Begegnung mit Eisvogel oder dem Turmfalken stehen gut. An der Hütte des Naturschutzgruppe dreht sich alles um Amphibien und Fledermäuse und vielleicht lassen sich die Robustrinder sehen, die auf der benachbarten Wiese weiden. Wer mehr über den Verein „Komitee gegen den Vogelmord“ wissen möchte, findet hier Menschen, die gern Auskunft geben. Mit dem Verein nämlich hat es vor mehr als 40 Jahren begonnen mit dem Naturschutz.

 

Und der Name, der damit untrennbar verbunden ist, steht in der Region und darüber hinaus für ein bemerkenswertes und beispielhaftes Engagement in Sachen Artenrettung und Umweltschutz: Heinz Schwarze gehört zu den Menschen, denen ein Leben im Konjunktiv nicht ausreicht. Schon zu seinen Schulzeiten war seine Sensibilität für die Stimmen der Natur einem Lehrer aufgefallen und diese Gabe hat er sich bewahrt. Anfang der 1970er zog er in die Region und schon nach kurzer Zeit gründete er eine Jugendgruppe, die sich dem Naturschutz verschrieben hatte. Als die Truppe 1981 bei einer Radtour nach einem Gewitter auf dem alten Weg zwischen Rönne und Rausdorf unterwegs war, entdeckten sie auf der Straße zwischen den fünf Fischteichen und dem Wald eine riesige Anzahl kleiner Frösche und Kröten, die in Richtung Wald unterwegs unterwegs waren. Und sie sahen, was der Durchfahrtsverkehr dort anrichtete. „Da wurden wir aktiv, forderten vehement eine Sperrung des Weges und stellten zum jeweiligen Zeitpunkt Warnschilder auf, die auf die Amphibienwanderung aufmerksam machten“, erinnert sich Schwarze. Eine neue Dimension erreichte sein Einsatz, als 1983 die fünf Raisdorfer Karpfenteiche am Rönner Weg zum Verkauf standen. Auf 150 000 DM belief sich der Preis. Eine stolze Summe. Dann kam der entscheidende Hinweis auf das „Komitee gegen den Vogelmord“. Der Vorstand kam zum Ortstermin: „Und das Wetter zeiget sich von seiner besten Seite“, berichtet Heinz Schwarze. Kuckuck, Kolkrabe und Teichfrösche lieferten eine erstklassige Begleitmusik, die Ringelnatter gab sich die Ehre und der Eisvogel ließ sich bewundern. Am Ende erwarb der Verein die fünf Hektar. Im Laufe der Jahre kam immer mehr Land dazu, denn der Erwerb von Flächen, davon ist Heinz Schwarze überzeugt, ist ein Schlüssel zum Schutz der Natur. Und auch für die Sperrung des Rönner Weges gab es Erfolge zu vermelden. Heinz Schwarze aktivierte als Leiter des Plöner Arbeitsamtes sein Netzwerk und Schranken wurden installiert. Aus der zeitweiligen Sperrung für die Amphibienwanderung eine dauerhafte zu machen, ist bis heute ein wichtiges Anliegen der Naturschutzgruppe Raisdorf, die er 2020 über eine Zeitungsanzeige ins Leben gerufen hat.

 

Denn außerhalb der Sperrzeiten rollt der Verkehr auf dem schmalen Weg, Rücksicht auf alles, was kreucht und fleucht, kommt da häufig zu kurz. Schwarze und seine Mitstreiter*innen bleiben am Ball. Gemeinsam haben sie bereits einige Projekte realisiert: In einer Insektenmauer tummelt sich das Leben, ein Sandarium bietet Unterschlupf für Wildbienen, Weiden werden beschnitten, die Teiche gepflegt: „Die Stärke unserer Gruppe liegt in der Verschiedenheit, alle bringen ihre jeweiligen Fähigkeiten und Kompetenzen ein“, erklärt Marcel Dallach. Ihn hat einst der Seeadler für den Naturschutz entflammt. Und auch über den eigenen Kreis hinaus setzt man auf Zusammenarbeit. Zur Ortsgruppe des BUND hat sich ein guter Kontakt entwickelt. Und natürlich sind neue Mitglieder stets willkommen. Eine Möglichkeit, die Aktiven in ihrem Wirkungskreis kennenzulernen, ist der kommende Sonntag.


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