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Reporter Eutin

Die Idee, Kinder durch Natur und Tiere zu stärken

Zusammen mit sieben weiteren Frauen gründete Andrea Blunck-Stoltenberg vor vier Jahren den Förderverein LandErleben, um Projekte mit Natur und Tieren wirklich allen Kindern zugänglich zu machen.

Zusammen mit sieben weiteren Frauen gründete Andrea Blunck-Stoltenberg vor vier Jahren den Förderverein LandErleben, um Projekte mit Natur und Tieren wirklich allen Kindern zugänglich zu machen.

Bild: E. Dörrhöfer

Schönkirchen (ed). Wer einmal die Hände unter eine Ponymähne gesteckt, einem Schaf beim Grasen zugehört oder einem Huhn die weichen Federn gestreichelt hat, weiß, wieso Tiere Kindern gut tun. Vor allem den Kindern, die Tiere nur aus dem Fernsehen oder dem Videospiel kennen, deren Alltag eher medial als von der Natur geprägt ist, die kleinen Wohnungen in hohen Häusern leben und vielleicht noch ganz andere Probleme haben. Solche Kinder sind es, denen der Förderverein LandErLeben aus Schönkirchen es ermöglichen will, mal ein Pferd ganz aus der Nähe zu treffen, mal im Knick zu spielen, mit Naturmaterialien zu basteln, auf einem Bauernhof zu sein, Landleben kennenzulernen.
 

2018 hat ihn eine Gruppe engagierter Frauen gegründet, mit dabei Andrea Blunck-Stoltenberg, passionierte Reiterin und Reitpädagogin, die mit ihrer Familie und vielen Tieren auf einem Hof nahe Schönkirchen lebt. Mit Tieren auf dem Land aufgewachsen weiß sie genau, wie gut vor allem Pferde als Pädagogen und Therapeuten sind – ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat schon vor vielen Jahren in ihrer Reitschule begonnen. Hier steht der Umgang mit dem Pferd im Mittelpunkt, ist weit davon entfernt, das Pony gesattelt hingestellt zu bekommen – Reiten natürlich, aber auch alles drumherum vom Putzen übers im Stall helfen und das Satteln bis zum Verstehen des Pferdes. Andrea Blunck-Stoltenberg bringt ihren ReitschülerInnen die Pferde als Partner zusammen, arbeitete aber auch bald mit Kindergärten mit sogenannten i-Kindern, bot Soziales Kompetenztraining am Pferd an. Pferde seien Superpädagogen, sagt sie. Ein Pferd urteilt nicht, ihm ist es egal, ob der Mensch neben ihm klein oder groß, reich oder arm, dem gängigen Schönheitsideal entspricht oder auch nicht, es ist authentisch im Hier und Jetzt. Und es spiegelt das Verhalten des Menschen sofort, und zeigt umgehend, ob es versteht, was man meint, ob man die richtige Sprache spricht – „das stärkt nicht nur die Eigenwahrnehmung, es fordert auch ein, die Körpersprache des Pferdes zu verstehen, empathisch zu sein.“
 

Als sie merkte, wie sehr die Kinder auf ihrem Hof aufblühten, auch nach der Reitstunde noch da blieben und ganze Nachmittage hier verbrachten, einfach die Natur hier draußen und die vielen Tiere erlebten, begann sie, Kurse und Projekte zu entwickeln, mit denen die Kinder Natur und Tiere noch intensiver erleben können. Jahreszeiten-Kurse nennt Andrea Blunck-Stoltenberg sie und der Name ist Programm: Je nachdem, was die Jahreszeit auf dem Land bietet, das wird gemacht. Die Kinder säen und pflanzen Gemüse, verarbeiten zusammen Obst zu leckeren Sachen, mahlen Getreide und backen Brot daraus, imkern sogar selbst, schnitzen und basteln, sie toben in der großen Strohburg, streicheln Kaninchen, sammeln vorsichtig Eier bei den Hühnern. Und bald schon kam auch der erste Kieler Kindergarten mit dem Anliegen, einen Tag auf dem Bauernhof verbringen zu wollen.
Darüber freute sich Andrea Blunck-Stoltenberg besonders. „Ich habe einfach gemerkt, was das LandErleben mit den Kindern macht“, schmunzelt sie – denn während die Lütten anfangs noch sehr zurückhaltend gerade gegenüber den Ponys und Pferden sind, werden die Ängste immer kleiner und die Nähe immer größer. Die Kinder werden mutiger und wollen immer mehr wissen und lernen, sich ausprobieren, Natur und Tiere be-greifen und freuen sich, wenn sie sich was getraut, etwas geschafft haben. Das tut nicht nur der Seele gut und dem Selbstbewusstsein: Ganz spielerisch und quasi nebenbei werden Konzentrationsvermögen, Motorik, Hand-Auge-Koordination und Selbstwahrnehmung gestärkt. „Was für uns früher selbstverständlich war, nämlich draußen zu sein, aus Naturmaterialien zu bauen, zu spielen, zu klettern und zu toben, das kennen heute die wenigsten Kinder.“ Und dann kam die Anfrage des Kindergartens aus Gaarden, so gern mit seinen Kindern kommen wollte, weil so ein Bauernhoftag einfach so gut für Stadtkinder ist, aber so gar kein Geld dafür hatte – „das war der Auslöser. Da haben wir gesagt: Gut, dann gründen wir einen FörderVerein“, erzählt Andrea Blunck-Stoltenberg, „denn genau diesen Kindern wollen wir das Erlebnis hier auf dem Hof ermöglichen, den Kindern, die aus finanziell wenig begüterten Familien kommen.“ Zusammen mit sieben weiteren Frauen machte sie sich ans Werk und fand schnell engagierte Spender aus der Region, die solche Projekte finanzieren und es so den Kindern ermöglichen, aus ihrem Alltag raus und aufs Land zu kommen, was ganz anderes zu erleben. Kindern, die vielleicht noch ein Päckchen mit sich herumtragen, Sorgen haben wie die Kinder der Stadtmission, deren Väter inhaftiert sind und die wie die KiTa aus Gaarden in normalen Zeiten regelmäßig zu ihr kommen. Weg vom Smartphone und was ganz Neues entdecken, auch an sich selbst – die Sinne werden geweckt, die Motorik kriegt Bedeutung und soziale Interaktion ist gefragt. So ein Kaninchen lässt sich eben nur mit Ruhe und Geduld und einer Karotte locken, ein Pferd macht nicht automatisch, was man will, Gemüse braucht Zeit zum Wachsen – alles, was sonst wichtig ist, ist es plötzlich gar nicht mehr, und die Kinder nehmen sich und die Welt auf ganz neue Weise wahr.
 

„Wir haben beschlossen, dass wir nicht nur unsere sondern auch andere tolle Natur-Projekte dieser Art finanzieren wollen.“ So wie Gaardener KiTa. Oder die Eselwanderung für die Konfirmanden mit geistiger Behinderung, die dank des Fördervereins ihre langohrigen Kumpels aus ihrer Konferfreizeit wiedersehen durften. Oder der Ausflug der Schule am Kührener Berg auf den Hof der Stoltenbergs. Oder eben die Jahreszeitenkurse für die Kinder, für die sie besonders wertvoll wären, deren Eltern sie aber nicht finanzieren können – Dinge, die nicht im Budget sind, aber einfach gut für Kinder und Jugendliche. „Es ist die Idee, Kindern durch Natur und Tiere zu helfen“, sagt Andrea Blunck-Stoltenberg, „das wollen wir mit unseren Projekten, unterstützen aber sehr gern andere Projekte, die das gleiche Ziel haben.“ Solche Projekte sind dem Förderverein LandErLeben herzlich willkommen. Ebenso natürlich weitere Spender, die den Verein unterstützen und Projekte finanzieren, vielleicht auch Paten für bestimmte Projekte. Infos sind unter www.foerderverein-landerleben.de zu finden.


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