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Reporter Eutin

Sommerfest im Behrend-Haus war schon fast ein Volksfest

Heikendorf (kas). Was war das für ein tolles Wetter. Die Sonne strahlte vom Himmel und übertrug sich auf die vielen Interessierten, die das im Jahre 1800 gebaute Reetdachhaus im Neuheikendorfer Weg 136 aufsuchten. Es war nicht ganz einfach zu finden, denn in dem von hohen Bäumen und Sträuchern bewachsenen Grundstück könnte man neben den modernen und teils klotzigen Neubauten so ein Kleinod nicht vermuten. Parkplätze – Fehlanzeige, aber mit dem Fahrrad gut erreichbar, was man an diesem Tag auch gut beobachten konnte. Im vergangenen Jahr hat sich in Neuheikendorf ein Förderverein Behrend-Haus gegründet und im Januar 2022 wurde ein Vorstand aus neun Mitgliedern gewählt. Vorsitzende Brigitte Kemlein hat Dr. Philipp Salamon-Menger als Stellvertreter zur Seite sowie Kassenwart Joachim Wiedemann und Schriftführerin Kathleen Weiß. Als Beisitzer*innen fungieren Tade Peetz, Viktoria Rose, Rainer Kreuz, Okku Oertel und Walter Kemlein. Der Wunsch des Vereins ist es, das historische Behrend-Haus als soziokulturelles Zentrum im Ortsteil Neuheikendorf langfristig erhalten zu können. Es soll nicht nur ein weiterer Anziehungspunkt für Besucher und Kunst-/Kulturinteressierte werden, sondern insbesondere als Bestandteil der Künstlerkolonie Heikendorf eine wünschenswerte Ergänzung des bereits bestehenden künstlerischen und kulturellen Angebotes in der Region darstellen. Im Behrend-Haus könnte somit Kunst aus der Region für die Region präsentiert werden, mit dem langfristigen Ziel der weiteren künstlerischen Ausgestaltung/ Positionierung des Ortsteils Neuheikendorf. Familie Ruberg erbte das Haus von der 2017 verstorbenen Tochter des Künstlers Rudolf Behrend. Professor Dr. Uwe Ruberg legt sehr viel Wert darauf, dass hier ein kulturelles Zentrum entstehen könnte - ein Verkauf ist nicht geplant! Durch den „Förderverein Behrend-Haus e.V.“ Heikendorf, wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die zum Erhalt des Behrend-Komplexes eingesetzt wird. Den zahlreichen Besuchern wurde von Prof. Ruberg in einem Rundgang das kleine Künstlerhaus und das Atelierhaus mit den vielen Werken von Rudolf Behrend vorgestellt. Beeindruckend die Diele, das Schlafzimmer – schon mit neuem Dielenboden und modernen Bett, dennoch konnte man sich sehr in die Lage vor 100 Jahren versetzen, denn die niedrigen Decken und das alte Mobilar versetzen den Besucher in die Zeit. Gigantisch der große Kamin im Wohnzimmer, der gleichzeitig als Räucherofen diente. Im kleinen Zimmer nebenan hängen ansprechende Bilder, wie im gesamten Haus, und zeigen die Vielfalt des Künstlers. In dem kleinen Atelierhaus nebenan stehen außerdem noch viele Werke des Künstlers auf Leinwand mit Holzrahmen. Es gibt auch einige Gemälde, die beidseitig von Behrend gemalt wurden, da es an Material fehlte. Geboren wurde Rudolf Behrend am 25. März 1895 in Neuheikendorf/Kreis Plön als Sohn einer Bauernfamilie. Nach der Schulzeit durchlief Rudolf Behrend eine handwerkliche Lehre, anfangs als Maurer, danach – seinen Neigungen folgend – als Dekorationsmaler. Ab 1920 besuchte Rudolf Behrend kurze Zeit die Kunstgewerbeschule (später: Muthesiusschule) in Kiel. Durch die wirtschaftlich schwierigen zwanziger Jahre kam Rudolf Behrend mit seiner Frau, Luise Kähler und seiner Tochter als Dekorationsmaler, anfangs in Westerland auf Sylt. Glimpflich verlief 1956 ein Sturz vom Dach seines strohgedeckten Bauernhauses. Ein Bein blieb lahm, die „Wiedergeburt“ beflügelte die künstlerische Kreativität, zumal durch Themen um Leben und Tod. Kurz vor Vollendung seines 84. Lebensjahres starb Rudolf Behrend mitten im Schneewinter 1979 am 10. Februar in Heikendorf. Wer Interesse hat, dem Förderverein beizutreten, kann sich an den Kassenwart Joachim Wiedemann wenden. Telefon 0431 – 23 94 99 80 oder per Email: wiedemann.heikendorf@freenet.de. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens 25 Euro (Staffelpreise). Der Vorstand würde sich über neue Mitglieder sehr freuen!


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