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Zu Gast in Heikendorf: Künstlerkolonie Tervuren

Heikendorf (t). Mit dieser Ausstellung begrüßt das Künstlermuseum Heikendorf-Kieler Förde die nach Barbizon früheste europäische Künstlerkolonie Europas in seinem Haus. Nach Worpswede, Ekensund, Schwaan und Ahrenshoop stellt die Präsentation der Künstler aus Tervuren den Schwerpunkt „Künstlerkolonie“ in Heikendorf einmal mehr unter Beweis. Sie wurde –- auch finanziell – möglich durch die Mitgliedschaft des Künstlermuseums bei euroArt (Vereinigung europäischer Künstlerkolonien) seit 2018. Auch die Gemeinde Heikendorf zählt seit letztem Jahr zu den Mitgliedern dieser Vereinigung und unterstützt damit die Arbeit des Künstlermuseums.
 

Einst in gebührender Entfernung östlich der belgischen Hauptstadt gelegen liegt Tervuren heute unmittelbar vor den Toren Brüssels. Viele Künstler, die nach Tervuren kamen, waren zuvor in Barbizon im Wald von Fontainebleau südöstlich von Paris gewesen und hatten dort die Malerei vor der freien Natur studiert. Denn im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs in einem Teil der Künstlerschaft die Unzufriedenheit über die erstarrte Ausbildungspraxis der Kunstakademien. Sie wollten Landschaft nicht länger als eine komponierte Idylle präsentieren, sondern sie bewusst malen, wie sie sich ihnen als ursprüngliche Natur tatsächlich darbot. Auch der arbeitende Mensch und sein tägliches mühsames Leben rückte nun in den Blick der Künstler. Direkt vor Ort in der freien Landschaft als Freilichtmaler fanden sie auch das gewöhnliche ländliche Leben. Damit bietet, stilistisch gesehen, die realistische Naturbetrachtung mit ihrer unspektakulären Motivik und in impressionistische Bahnen mündende Malweise der „Schule von Tervuren“ einen Zugriff auf die Wurzeln des Entwicklungsprozesses der Landschaftsmalerei und der europäischen Künstlerkolonien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wohl zu den ersten Künstlern, die nach Tervuren kamen, gehörte Camille van Camp (1834–1891). Sein Freund Hippolyte Boulenger (1837–1874) gilt heute als Hauptvertreter der „Schule von Tervuren“. Drei Generationen von Künstlern waren in Tervuren tätig, bevor es ab 1910 seine Attraktivität und Anziehung für die jüngeren Künstler verlor. Andere Orte wie Sint-Martens-Latem westlich von Gent traten nun auf den Plan.
 

In Heikendorf zu sehen sind Gemälde von Künstlern der ersten beiden Generationen, deren Namen hierzulande bis jetzt weitestgehend unbekannt geblieben sind. Die vorwiegend in Öl gemalten Werke zeigen Landschaften im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten sowie Szenen des dörflichen Lebens, bei denen u.a. der arbeitende Mensch und die Tiere in den Mittelpunkt gestellt werden. Im Rahmen dieser Sonderausstellung stellt die Museumsleiterin Dr. Sabine Behrens erstmals eine neue Veranstaltungsform vor. Bei „Kunst im Zwiegepräch“ bietet Frau Dr. Behrens den Besucher*innen an, in der Ausstellungshalle mit ihr rund um das Thema der Sonderausstellung ins Gespräch zu kommen (Donnerstag, 1. Oktober und Donnerstag 29. Oktober, jeweils 14 bis 17 Uhr, enthalten im regulären Museumseintritt).
Die Ausstellung findet statt mit freundlicher Unterstützung durch euroArt. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit zahlreichen Abbildungen, das für 10 Euro im Museumsshop erhältlich ist.


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