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Ein Flüchtling berichtet während der "Deutsch-Stunde": Ataala aus Syrien - ein gutes Beispiel für Integration in Timmendorfer Strand

Tdf. Strand. Seit fast sechs Jahren findet die "Timmendorfer Deutschstunde" immer mittwochs im Pastor Pfeiffer-Haus statt, initiert im Januar 2009 von Pastor Prof. Thomas Vogel und Joachim Nickel. Im Schnitt nehmen 15 bis 20 Personen an dem Unterricht teil, unter anderem aus Litauen, China, Serbien, Kasachstan, Kroatien, Syrien, Bulgarien, Eritrea und Armenien. Vor kurzem besuchte die Timmendorfer Bürgermeisterin Hatice Kara die "Deutschstunde", als auch zwei Flüchtlinge anwesend waren. Besonders eindrucksvoll für alle Anwesenden war die Schilderung der türkischstämmigen Bürgermeisterin, ihren ersten Schultag fast ohne Deutschkenntnisse begonnen zu haben, zumal sie in Rendsburg zuvor keinen Kindergartenplatz bekommen hatte. Gleichwohl hat sie die schwere Sprache erlernt und Anschluss bekommen: Abitur, Jura-Studium, später Wahlkampf und Spitzenamt in Timmendorfer Strand. So kann gelungene Integration und Teilhabe aussehen. Ein gutes und positives Beispiel für Integration ist auch die Geschichte von Ataala aus Syrien. Der 29-jährige Ingenieur aus der Ölbranche ist seit dem 3. August in Deutschland und kam über Hamburg und Neumünster nach Timmendorfer Strand. Er stammt aus einer Stadt an der Grenze zum Irak, die unter der Kontrolle der ISIS steht. "Ich flüchtete in einem kleinen Boot übers Meer, von der Türkei nach Griechenland," erzählt der junge Syrer in einem recht guten Deutsch, obwohl er erst seit drei Monaten die deutsche Sprache erlernt. Das "kleine Boot" hatte lediglich eine Größe von ungefähr zwei mal acht Metern und war mit 43 Menschen besetzt, wie Ataala auf deutsch berichtet. Von den anderen Menschen kannte er niemanden. Zu seiner Flucht gehörte unter anderem ein Fußmarsch von über 50 Kilometern. Jetzt ist er froh in Deutschland zu sein und bezeichnet die Deutschen als freundliche und respektvolle Menschen. Nach seinen Wünschen gefragt, antwortete er: "Ich möchte schnell deutsch lernen, einen Job finden und Kontakte knüpfen." Der erste Wunsch scheint bereits in Erfüllung zu gehen: So besucht er nicht nur die wöchentliche "Deutsch-Stunde" im Pastor-Pfeiffer-Haus, er nimmt auch ehrgeizig am Deutsch-Unterricht teil, der dreimal wöchentlich von einer ehrenamtlichen Lehrerin an der Europaschule durchgeführt wird. Gute Kontakte knüpfte der junge Flüchtling bereits in der Nachbarschaft (er wohnt mit weiteren Syrern in einem Haus im Zentrum von Timmendorfer Strand) und besucht die älteren Vorbesitzer im Wohnstift ("das sind immer schöne Begegnungen"). Weitere wichtige Kontakte sind beim letzten "Get together" im Strohdachhaus entstanden und wie andere Landsleute, die bereits bei der Freiwilligen Feuerwehr Groß Timmendorf am Übungsdienst teilnehmen, schlüpfte auch Ataala am vergangenen Freitag erstmals in eine Feuerwehr-Montur und begleitete gemeinsam mit Timmendorfer Strands Wehrführer Björn Jessen und weiteren Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Timmendorfer Strand den Laternenumzug des evangelischen Kindergarten. "Nach der gesetzlichen Aufgabe wie die Unterbringung von Flüchtlingen in unserer Gemeinde beginnt die gesellschaftliche Aufgabe, die Integration," betont Bürgermeisterin Hatice Kara nochmals. Dazu gehören neben dem Deutschunterricht, dem "Get together" der "Helferbörse" oder die Feuerwehren auch Sportangebote und vieles mehr. Wer helfen möchte, ist herzlich eingeladen, das nächste "Get together" im Strohdachhaus in Timmendorfer Strand am kommenden Samstag ab 10 Uhr zu besuchen. Zum Foto: Timmendorfer Strands Bürgermeisterin Hatice Kara mit Ataala (29) aus Syrien nach der "Deutsch-Stunde". Zum Foto 2: Gut besuchte "Deutsch-Stunde" im Pastor Pfeiffer-Haus mit Pastor Thomas Vogel, unten rechts Hatice Kara, die vor zwei Wochen zu Gast war.


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