

Ratekau. „Beim Rückblick auf das Jahr 2015 bleibt vor allem eines haften: Es war ein unglaublich arbeitsintensives Jahr“. Diese Worte stellte Thomas Keller, Bürgermeister der Gemeinde Ratekau, an den Anfang seiner Ansprache zum Neujahrsempfang 2016. Was er damit meinte war den Einwohnern aus der Großgemeinde, die sich trotz widrigster Witterungsverhältnisse am Sonntagmorgen wieder zahlreich auf den Weg in die Cesar-Klein-Schule gemacht hatten, eigentlich auch ohne weitere Ausführungen klar. Denn wie wohl auf allen Neujahrsempfängen im Land, war auch in Ratekau der Flüchtlingsandrang das bestimmende Thema schlechthin. „Anfang letzten Jahres waren wir zuversichtlich, dass wir für die kommenden Aufgaben gut gerüstet sind. Wichtige Projekte konnten erfolgreich abgeschlossen werden, die Planungen für das Jahr 2015 fanden sich in einer soliden Finanzplanung wieder, das Jahresergebnis war positiv und wies mit einer weiteren Entschuldung den niedrigsten Schuldenstand für die Gemeinde Ratekau seit Jahrzehnten aus“, blickte Keller zurück und holte sich dafür großen Beifall von den Ratekauern ab. „Zu diesem Zeitpunkt“, so der Verwaltungschef weiter, „ haben wir nicht geahnt, dass die Unterbringung von Flüchtlingen zur größten Herausforderung des Jahres 2015 werden würde, die uns spätestens ab Mitte des Jahres täglich beschäftigt.“ Es sei nicht abzusehen gewesen, dass allein diese Aufgabe die Verwaltungsarbeit abteilungsübergreifend nahezu vereinnahmen, Beratungsgegenstand in allen Sitzungen der politischen Gremien und die Finanzplanung komplett auf den Kopf stellen würde. „Angesichts der dramatischen Entwicklung im Laufe des letzten Jahres überrascht mich im Nachhinein selbst, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in meiner letztjährigen Rede zwar erwähnt wird, aber letztlich kein herausragender Schwerpunkt war.“ Und: „Auch jetzt können wir nur spekulieren, wie sich die Situation für uns im Jahr 2016 entwickeln wird. Wir wissen es schlichtweg nicht“, sagte Keller und betonte, dass der zusätzliche Wohnraum, der nun in sehr kurzer Zeit geschaffen werden müsse, über nachhaltige aber zunächst äußerst kostenintensive Maßnahmen realisiert werden solle. „Verteilt auf die Haushaltsjahre 2015 und 2016 umfassen diese Maßnahmen ein Investitionsvolumen in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro“, machte Keller deutlich, dass dies die Gemeindekasse erheblich belasten werde. Als weitere Vorhaben, die außerdem umgesetzt werden sollen, nannte der Verwaltungschef die Erweiterung der Cesar-Klein-Schule um Klassen- und Fachräume sowie um eine Mediothek, wovon in kultureller Hinsicht „auch der Ort Ratekau profitieren wird“. Des Weiteren zählte er den Neubau des Feuerwehrgerätehauses auf dem Bolzplatz vor der Cesar-Klein-Schule auf, mit dem im Frühjahr begonnen werden soll. „Neben den Baumaßnahmen werden wir uns mit weiteren großen Projekten zu befassen haben“, erinnerte Keller zudem an die 380kV-Ostküstenleitung, an die Hinterlandanbindung zur Festen Fehmarnbeltquerung und an das eigentlich schon abgehakt geglaubte Thema „Kiesabbau in der Gemeinde“, das nach Eingang eines entsprechenden Antrags nun wieder aktuell werde. Nachdem das Leuchtfeuer in Groß Parin abgebaut und damit die Errichtung von Windkaftanlagen nicht mehr behindert, äußerte er zum Thema Windkraft: „Ich gehe davon aus, dass die Planungen für beide Gebiete, Windpark Ost in Grammersdorf und Windpark West in Pansdorf, in diesem Jahr fortgeführt werden.“ Neben dem „Aktionsplan zur Barrierefreiheit“ bleibe außerdem das Internet großes Thema. „Wir werden weiterhin daran arbeiten, die Versorgung der Ortschaften mit schnellem Internet weiter zu verbessern.“ Den Schluss seiner Rede nutzte der Rathauschef dazu, sich zu bedanken: „Das gilt im besonderen Maße für die große Zahl an ehrenamtlichen Kräften, die sich gemeinsam mit uns um die Flüchtlinge in der Gemeinde kümmern. Ohne Sie könnten wir diese Herausforderung nicht stemmen. Sie haben uns auch gezeigt, dass Nächstenliebe, Uneigennützigkeit und ehrenamtliches Engagement eine breite Basis in unserer Gemeinschaft haben.“ Zu seinen Mitarbeitern aus der Verwaltung sagte Keller: „Ich bin sehr froh, in diesen Zeiten so eine kompetente und dynamische Mannschaft zu haben.“ Außerdem bedankte er sich „für die weiterhin sehr gute Zusammenarbeit mit den Fraktionen im letzten Jahr“, und persönlich bei Gaby Spiller „für das vertrauensvolle Miteinander“. Als Vorrednerin hatte Ratekaus Bürgervorsteherin an abgeschlossene Maßnahmen wie Kindergarten- und Sporthallensanierungen erinnert und die hohen Investitionen, die auf Ratekau zukommen, nochmals gerechtfertigt. Zudem hatte auch sie die „gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Thomas Keller sowie den Einsatz der vielen in Flüchlingsangelegenheiten Tätigen gelobt. „Ich darf sagen, dass ich ehrlich stolz auf unsere Gemeinde, auf die Menschen, die hier arbeiten und auf die, die hier leben, bin.“