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Ausstellung im Ostsee-Gymnasium: 1945 – Kriegsende und Neubeginn

Timmendorfer Strand/Ostholstein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herrschten 1945 auch in Schleswig-Holstein Hunger, Wohnungsnot und Chaos. In den letzten Kriegswochen 1945 waren fast eine Million Menschen vor den alliierten Truppen in das noch unbesetzte Schleswig-Holstein geflohen. Die meisten kamen aus Ostpreußen und dem Baltikum, viele per Schiff über die Ostsee. So war der Anteil der Geflüchteten im heutigen Ostholstein extrem hoch: In vielen Gemeinden machten sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie alle mit Unterkunft, Nahrung und möglichst Arbeit zu versorgen, stellte die britische Besatzungsmacht und die von ihr eingesetzte Verwaltung vor nahezu unlösbare Probleme.
Die Wanderausstellung „1945 – Kriegsende und Neubeginn. Die Lübecker Bucht vor 80 Jahren“, zeigt, wie an der Lübecker Bucht Geflüchtete und Vertriebene, befreite KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene Notjahre und Aufbruch bewältigten. Sie wurde am Dienstag, dem 1. Juli, im Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand (OGT) eröffnet; weitere Stationen sind Heiligenhafen, Stockelsdorf und Burg auf Fehmarn.
Es ist die Neuauflage einer Ausstellung des Museums für Regionalgeschichte der Gemeinde Scharbeutz von 2020, zum 75. Jahrestag. Das Museum und die Gedenkstätte Ahrensbök, Partner im „Aktionsnetzwerk für Demokratie und Erinnerung in Ostholstein“ haben diese Ausstellung gemeinsam aktualisiert und neu gestaltet für die Aktionswochen „80 Jahre danach“ in diesem Sommer.
Die Ausstellung thematisiert auch das Schicksal mehrerer tausend „Displaced Persons“ – ehemalige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Um sie unterzubringen, ließ die britische Besatzungsmacht 1945 Haffkrug und Sierksdorf zwangsräumen. Ein Jahr lebten die „DPs“ gedrängt in den Häusern und in Großzelten am Strand; die deutschen Einwohner mussten bei Verwandten oder Bekannten unterkommen.
Auch dem „Kral“ widmet sich die Ausstellung. So hieß unter Soldaten das Sperrgebiet – offiziell „Zone F“ –, in dem fast 600.000 deutsche Kriegsgefangene nach Kriegsende interniert waren. Das Lager umfasste den gesamten nordöstlichen Teil Ostholsteins einschließlich der Insel Fehmarn.
Wenige wissen auch, dass die britischen Besatzer Scharbeutz für ihre Zwecke vereinnahmten: Aus dem beschaulichen Badeort wurde ein Seebad für Soldaten aus der ganzen britischen Besatzungszone. Hotels und Pensionen wurden beschlagnahmt und umbenannt. Einen Großteil des Strandes und den Kurpark durften Deutsche nicht betreten, und das neun Jahre lang.
Die größte Tragödie ist hingegen die „Cap Arcona“-Katastrophe. Etwa 10.000 KZ-Häftlinge überwiegend aus dem Lager Neuengamme waren Ende April von der SS auf mehrere ankernde Schiffe – darunter der ehemalige Luxusdampfer „Cap Arcona“ – in der Lübecker Bucht vor Neustadt gebracht worden. Rund 7.000 von ihnen kamen am 3. Mai ums Leben, als die Royal Air Force die schwimmenden Gefängnisse bombardierte. Sie hätten geglaubt, so die Erklärung der Briten, dass Nazigrößen mit den Schiffen über die Ostsee fliehen wollten.
Heute sind die Badeorte in Ostholstein beliebte Urlaubsziele, in denen kaum etwas an den schwierigen Neustart 1945 erinnert. Genau hier setzt die Ausstellung an.
Sie wird aktuell gezeigt bis zum 18. Juli montags bis freitags von 13.30 bis 15.30 Uhr im Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand. Um Anmeldung im Sekretariat wird gebeten unter Telefon 04503/898428 oder per E-Mail an Ostsee-Gymnasium.Timmendorfer-Strand@schule.landsh.de.
Anschließend zieht sie weiter  nach Heiligenhafen und kann dort vom 3. bis 24. August montags bis freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr im Heimatmuseum besichtigt werden. In der Gemeindebücherei Stockelsdorf ist sie während der bekannten Öffnungszeiten vom 1. bis zum 28. September zu sehen und letzte Station ist die Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai, Burg auf Fehmarn. Hier verbleibt die Ausstellung vom 3. bis 26. Oktober. (PM/SE/rk)

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