

Eutin. „Highland-Games“ im Flatland auf dem Eutiner
Marktplatz! Vermutlich denken jetzt manche der jugendlichen Flüchtlinge und
Asylbewerber, die sich am Sonntag (auch zum Vergnügen der Zuschauer) mit
Stiefelweitwurf, Schubkarren-Rennen, Whiskyfass-Rollen und Trocken-Ski
vergnügten, dies seien typisch deutsche Openair-Aktivitäten. Aber sicherlich
haben die Initiatoren dieser lustigen Wettkämpfe – die Fußballer des
Integrationsprojekts vom Eutiner BSG – auf den schottischen Import hingewiesen.
Die BSGler haben jedenfalls durch diese fröhlichen „Games“ viel zum Gelingen der
Veranstaltung beigetragen.
Es ging natürlich nicht nur ums Spielen. Es ging auch um Information und um
den Dialog zwischen der Eutiner Bevölkerung und vielen jener Vereine und
Institutionen, die direkt oder indirekt von den derzeitigen Herausforderungen im
Zusammenhang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern betroffen sind. So berichtete
der Hotelkaufmann Roland R. Bickel, der mit seiner Frau Maha den Stand der
Rotarier betreute, dass der Serviceclub das Projekt „Deutsch als Zweitsprache“
(DaZ) mit MP3-Playern, digitalen Deutschkursen und einem Lern-Koffer
unterstützt. Daniela Averhoff vom DaZ-Zentrum an der Wisser-Schule bestätigte
diese hilfreiche Unterstützung. Freudestrahlend berichtete der achtzehnjährige
syrische DaZ-Schüler Kusai, dass er auf diese Weise schon gut Deutsch gelernt
habe und jetzt zur Kreisberufsschule gehe.
Von Harry Heinsen und Anja Kasch war zu erfahren, dass die Mitglieder des
Ostholsteiner Hotel- und Gaststätten-Verbandes (Dehoga) grundsätzliche
Bereitschaft signalisiert hätten, Ausbildungsplätze für Asylbewerber zur
Verfügung zu stellen („im Rahmen des Machbaren und in Verbindung mit
flankierenden Maßnahmen, wie Sprachkursen und anderen Integrationsprojekten“).
Anja Kasch hat diesbezüglich gute Erfahrungen mit einem jungen Mann aus
Afghanistan gemacht, der drei Wochen lang ein Praktikum in ihrem Landgasthof
absolvierte, dann zwei Monate lang dort gut gearbeitet habe und jetzt zur Schule
gehe.
Richtig belagert von ehrenamtlichen Betreuern und „Neubürgern“ (wie Arne
Hansen die Asylbewerber nennt) war der Stand der Kreishandwerkerschaft. Hier gab
es Infos in beide Richtungen: an die Adresse der „Neubürger“ und an die der
Unternehmer, Infos über Möglichkeiten von Ausbildung und Beschäftigung. „Ab Ende
November gibt die Kreishandwerkerschaft einen für Migranten kostenlosen
Sprachkurs – in Kooperation mit der Arbeitsagentur. Die Mindestteilnehmerzahl 15
hatten wir schon nach einer Stunde erreicht und haben jetzt so viele
Anmeldungen, dass wir wohl zwei bis drei Parallelkurse machen müssen“,
berichtete Hansen hocherfreut.
Das sind einige Beispiele fruchtbarer Kommunikation auf einem „Marktplatz der
Dialoge“ , die musikalisch von Dudelsackmusik begleitet wurde. Aber auch in den
Ladengeschäften und im LMK gab es viele Besucher und ergebnisreiche Gespräche
über „Schottenpreise“, mit denen die Eutiner Wirtschaftsvereinigung als
Veranstalter des verkaufsoffenen Sonntags wohl zufrieden sein kann. (wh)