Reporter Eutin

Da brennt etwas unter den Nägeln

Eutin (vg). Drastische Umsatzrückgänge und missgestimmte Kunden – rund zwei Dutzend Geschäftsleute aus der Eutiner Innenstadt machten am Donnerstag im Hauptausschuss der Stadt Eutin ihrem Ärger über die seit Mai geltenden höheren Parkgebühren Luft. „Ihr Konzept, auf diese Weise höhere Einnahmen zu erzielen, geht so nicht auf. Vielleicht mögen Urlauber bereit sein, diese Beträge zu bezahlen, die Stammkunden stimmen aber bereits mit den Füßen ab – viele Parkplätze stehen jetzt leer. Unsere Mitglieder haben größte Sorgen, ja Existenzängste“, betonte Hans-Wilhelm Hagen, Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Eutin (WVE).

Eine Umfrage bei dem Mitgliedsbetrieben habe ergeben, dass die Mai-Umsätze im Jahresvergleich um durchschnittlich zehn bis 15 Prozent zurückgegangenen seien, in einigen Fällen waren es gar 30 Prozent. „Das können Sie doch gar nicht wollen, dass der Einzelhandel in der Innenstadt stirbt. Nehmen Sie Ihre Entscheidung ganz schnell zurück und kommen Sie mit uns kurzfristig ins Gespräch“, appellierte Hagen an die Kommunalpolitiker. Auch Wochenmarktbeschicker und Ärzte würden klagen. „Wir brauchen eine Lösung für einheimische Kunden!“ Auch Boutiquebesitzerin Regine Mix sprach von exorbitant teuren Gebühren. „Weder in Neustadt noch in Timmendorfer Strand oder Travemünde seien die Parkgebühren so hoch wie in Eutin. Selbst in Binz und Westerland ist das Parken günstiger.“ Vereinsvertreter Eddy Schultz hatte seine Kosten ganz genau errechnet: „In den vergangenen drei Wochen habe ich 93 Euro Parkgebühren bezahlt. Ich überlege, ob ich meine Sitzungen künftig bei McDonald’s abhalte. Ist das ein Pilotprojekt oder wollen Sie das tatsächlich weiter durchziehen?“, fragte er die Politik.

Pilotprojekt? Das verneinte Bürgermeister Sven Radestock. Er verteidigte die Gebührenerhöhung für die Sommermonate. „Wir haben im Haushalt wenige Stellschrauben, um Einnahmen zu erhöhen und Ausgaben zu verringern. Viele freiwillige Leistungen mussten wir bereits zurückfahren. Es sind harte Zeiten für Eutin, wir sind zu Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung gezwungen“, so der Verwaltungschef. Radestock verwies auf 450 kostenlose Parkplätze in Innenstadtnähe und den attraktiven ÖPNV als Alternative für die Kunden.

Was helfe es der Stadtkasse, wenn Eutin zur Geisterstadt werde, meinte Babette Matthiesen vom „Weingeist“. Und Gastronom Marcus Gutzeit klang besonders zornig: „Ich habe das Gefühl, Sie nehmen uns gar nicht ernst. Sie sind dafür verantwortlich, wenn im Oktober der Arsch ab ist und Läden dichtmachen. Es geht jetzt darum, die Innenstadt zu retten!“ Unternehmer Detlef Zinn betonte, dass die gebührenpflichtige Zeit von 8 bis 18 Uhr viel zu lang sei. „Ich kann mir nicht vorstehen, dass das ein Beitrag zur Haushaltkonsolidierung ist, wenn gleichzeitig die Gewerbesteuern wegbrechen.“ Er brachte aber auch einen Lösungsvorschlag ein: „Wenn man für alle, auch die jetzt freien Parkplätze, eine Gebühr erhebt, könnte man die überhöhten Gebühren zurücknehmen. Das wäre für alle fairer.“ Zurzeit müssen Autofahrer 1,10 Euro pro halbe Stunde berappen – und auch der früher kostenfreie Sonnabend fällt nun bis Oktober unter die Gebührenpflicht.

Die Ausschussmitglieder zeigten sich gesprächsbereit. Über einen Kompromiss solle noch am heutigen Mittwoch im Rathaus verhandelt werden, teilte Hans-Wilhelm Hagen im Anschluss der Sitzung mit. Und sicher werden die Parkgebühren auch Thema des nächsten Innenstadtforums, zu dem WVE und Eutin Tourismus GmbH alle Gewerbetreibenden am 21. Juli um 18.30 Uhr ins Brauhaus einladen.


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