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Der Fußball-Maler aus Malente

Malente (vg). Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund plant zur UEFA EURO 2024 eine außergewöhnliche Ausstellung: „In Motion – Art & Football“ vereint eine bisher noch nie gezeigte Gesamtschau der Kunst der europäischen Moderne zum Sujet Fußball. Und einer der dort vertretenen Künstler kommt aus Malente: Michael Zabe hat es mit seinen Fußballbildern zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. „Dass ich jetzt für diese Schau ausgewählt wurde, empfinde ich als Ritterschlag“, freut sich der Maler.
Die Ausstellung, die am 27. Mai feierlich eröffnet wird, lädt dazu ein, förmlich in die Welt der Fußball-Kunst einzutauchen: 21 Beamer, 45 Lautsprecher und 110 Scheinwerfer sorgen zusammen mit riesigen Projektionsflächen, Spiegelsystemen und einem mächtigen dreidimensionalen Soundsystem für ein Raumerlebnis, das alle Sinne trifft. Und mittendrin: Kunstwerke von Michael Zabe. „Zwar ist das Thema Fußball in der Kunst nur eine Randerscheinung, es ist aber beachtlich, wie viele Künstler sich doch als Fußballfans geoutet haben“, sagt Zabe. Unter den mehr als 100 Kunstwerken sind auch Arbeiten von Paul Klee, Banksy, Friedensreich Hundertwasser, Salvador Dali oder Joan Miro. Jede an der Europameisterschaft teilnehmende Nation ist mindestens mit einer Künstlerin oder einem Künstler vertreten. Dass die Kuratoren auch auf ihn zugekommen seien, empfindet der Benzer Maler als große Wertschätzung seiner Arbeit.
Als kleiner Junge habe sich der gebürtige Bremer nie für Fußball interessiert. „Erst als ich 1963 von der Einführung der Bundesliga in der Zeitung las, fand ich die Idee, dass alle Top-Klubs in Deutschland gegeneinander spielen und der Tabellenerste am Ende Meister wird, magisch. Entscheidend waren aber die Schlusssätze des Artikels: Da stand, dass man von den 16 Mannschaften Teamfotos für 50 Pfennige kaufen könne“, berichtet Zabe. Der Zeitschriftenhändler habe den damals Zwölfjährigen dann jedoch ausgelacht – die Sammelbilder seien längst ausverkauft. „Da wurde meine Kinderseele zertreten. Ich ging zum Schreibwarenladen und kaufte mir einen Zeichenblock, einen zwölfteiligen Deckfarbkasten, zwei Pinsel und begann, mir die Mannschaftsbilder eben selbst zu malen“, entsinnt sich Zabe. Weit über 100 Bilder in Briefmarkenformat mit Teams von der Bundes- bis zur Kreisliga kamen so zusammen.
Dank dieser Bildchen wurde Zabe 1970 zur Aufnahmeprüfung an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg zugelassen. „Fußball in der Kunst – das fand mein Professor sensationell.“ So sei Fußball für ihn zur künstlerischen Leidenschaft geworden. In seinen Arbeiten habe er sich auch mit der historischen und gesellschaftspolitischen Bedeutung des Sports auseinandergesetzt, aber das Drumherum auch immer kritisch betrachtet und zum Beispiel die Macht des Geldes oder den modernen Menschenhandel thematisiert. Nach künstlerischen Stationen an der Universität Mainz, dem Royal College of Art in London und in Paris entschied er sich nach einem Schicksalsschlag für den Schuldienst und ging ans Städtische Gymnasium nach Bad Segeberg. „Die Kunst habe ich aber nicht aufs Abstellgleis geschoben. Ich war national und international bei Fußball-Ausstellungen vertreten.“ Wie eine Bombe sei beispielsweise seine Einzelschau „König Fußball“ 2012 im Nordsee-Museum Husum eingeschlagen.
„Für mich gibt es keine andere Sportart, die so stark existenzielle menschliche Grunderfahrungen widerspiegelt – wie Empathie, Erfolg, Scheitern, Angst, Glück oder Trauer, Gemeinschaft durch Integration und Fankultur. Das ist wahnsinnig interessant für einen Künstler“, betont Zabe. All das bannt der in erster Linie mit Öl auf die Leinwand. Außerdem gehört die Andeutung von Texten zu seinem Stil. Sprüche aus dem Fußballalltag finden sich auf den Gemälden wieder.
Wer sich selbst davon einen Eindruck verschaffen möchte, sollte die multimediale Ausstellung in Dortmund besuchen. Sie ist bis zum 7. Januar geöffnet. Mehr dazu online auf www.fussballmuseum.de/inmotion

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