

Eutin. „Manchmal hat Eutin Glück“, sagte Bürgervorsteher Dieter Holst. Ein solcher Glücksfall sei die seit 2011 von dem Ehepaar Hildegard und Hartmut Gewert betriebene LiteraturGalerie64 in der Plöner Straße, in der sich am letzten Sonntag wieder zahlreiche Kunstfreunde zu einer Vernissage eingefunden hatten. Diesmal präsentieren hier gleich drei KünstlerInnen ihre Werke. Und so unterschiedlich deren Kreationen und die jeweiligen Techniken auch sind – Eines ist ihnen gemeinsam: Sie verwenden erdige Farben und Materialien. Deshalb fanden die Galeristen den Ausstellungs-Titel „terra natura" treffend, wiewohl dieses Motto in vielen Bereichen, ja sogar in der Werbung, verwendet wird. In der Ausstellung bekommt der Begriff seine eigene Wertigkeit; es wird hier konkret Stoffliches in ästhetischer Gestaltung präsentiert: weitgehend naturbelassene Schönheit, die man anschauen möchte und berühren - weil sie einen berührt. „Dieser Künstler erschafft die Wüste geradezu neu“, meint der Malenter Helmut Kaun zu den Bildern von Carsten Westphal. "Die Bilder wecken großen Respekt vor der schöpferischen Natur", empfindet die Malerin Gudrun Günther. Ein anderer Besucher entdeckt in einem der reliefartigen Werke verborgene Schriftzeichen, die ihn an im Wüstensand gefundene Papyrusrollen denken lassen. Es ist schon eine originelle Idee des Künstlers, seine Wüstenbilder direkt vor Ort – das heißt in allen Wüsten der Welt – entstehen zu lassen, wo er Sand und Steine und Mineralien auf einer auf dem Boden ausgebreiteten Leinwand zu „Landschaften“ formt, wobei ihm zuweilen auch der Zufall und der Wind „zur Hand gehen“. Als Archäologe hatte Westphal vor Jahren die meditative Stille der Wüste, die endlose Weite, so tief empfunden, dass er sie zu seinem persönlichen Hauptthema erkor. Als sogenannter „Wüstenmaler“ war er schon auf vielen Ausstellungen vertreten. Svenja Grothkopp aus Bujendorf ist vor allem von Renate Ursula Beckers Plastiken fasziniert. „Ich finde die Kombination der Naturstoffe Holz und Ton richtig spannend“, sagt sie. Und sie ist nicht die Einzige, der die keramischen Plastiken gefallen. „Frau Becker muss in dieser Ausstellung vertreten sein!“ war den Galeristen von Anfang an klar. Was die Eutiner Bildhauerin mit Fundstücken aus Holz, Stein und Metall forme, zeuge von Wandel und Vergänglichkeit und habe „Geschichten zu erzählen“. Kein Wunder, dass die von ihr verwendete Raku-Technik mithilfe der Elemente Erde, Feuer und Wasser Werke schafft, die das Thema „terra natura“ voll und ganz treffen. Es sind magisch wirkende, auf das Wesentliche hin reduzierte Köpfe und Figuren sowie architektonisch anmutende Objekte. Buchstäblich „den Dreh heraus“ hat Eva Koj aus Kiel bei der Gestaltung ihrer Gefäßkeramiken. Die ausdrucksstarken, archaisch anmutenden Grundformen ihrer Vasen und anderer Gefäße entstehen direkt auf der Drehscheibe: runde, schalenartige Körper neben hochgezogenen, schlanken Zylinder- und Trichterformen. Was als Ergebnis kalkulierten Zufalls aus dem Brennofen schließlich herauskommt, ist für die Künstlerin immer wieder überraschend. Die in Gelb-, Rot- und Brauntönen gehaltenen, erdigen Oberflächenstrukturen sind aufgebrochen, rauh und rissig; sie erinnern an geologische und vegetative Formationen. Man möchte eine Rose in eine Vase stellen oder rotbäckige Äpfel in eine Schale legen oder die Gegenstände einfach nur betrachten, denn die Grenzen sind bei Eva Kojs Werken fließend – zwischen Gebrauchskeramik und Kunst. Die Ausstellung “Terra Natura” findet noch bis zum 20. März 2016 in der LiteraturGalerie64 statt. Öffnungszeiten: sonnabends und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung (04521 / 7648681).