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„Wir würden diesen Beruf immer wieder ergreifen“

Ein echtes Schulleiterinnen-Dream-Team geht in den Ruhestand: Marion Millenet, die Schulleiterin der Ahrensböker Arnesbokenschule, und Ursula Klusmann, ihre Stellvertreterin, haben am kommenden Freitag ihren letzten Schultag.

Ein echtes Schulleiterinnen-Dream-Team geht in den Ruhestand: Marion Millenet, die Schulleiterin der Ahrensböker Arnesbokenschule, und Ursula Klusmann, ihre Stellvertreterin, haben am kommenden Freitag ihren letzten Schultag.

Ahrensbök (ed). Dass die beiden Damen, die da sitzen, 64 und 63 Jahre jung sein und zum 31. Juli in Ruhestand gehen sollen, mag man nicht glauben, auch nicht, dass sie seit über 40 Jahren im Schuldienst tätig sind. Dass sie diesen Beruf aber bis zu ihrem letzten Schultag mit Leib und Seele ausüben, das glaubt man ihnen unbenommen. Mit Marion Millenet und Ursula Klusmann geht ein unvergleichliches, sympathisches, empathisches Schulleiterinnen-Dream-Team in den Ruhestand, das in der Ahrensböker Arnesbokenschule einen freundlichen, lebensfrohen Geist und große Fußstapfen hinterlässt.
Seit acht Jahren bilden die beiden das Team der Schulleitung der Grund- und Gemeinschaftsschule. Während Ursula Klusmann schon seit 28 Jahren an ihrer Arnesbokenschule lehrt und seit 15 Jahren stellvertretende Schulleiterin ist, kam Marion Millenet vor acht Jahren als Schulleiterin dazu. „Mit uns hat es von Anfang an ohne große Absprachen geklappt“, sagt Marion Millenet. Als sie 2011 in Ahrensbök als Schulleiterin eingesetzt wurde, hat sie ihre Stellvertreterin in ihren Garten eingeladen: „Wir haben Hähnchen und Couscous-Salat gegessen, festgestellt, dass wir beide das Leben genießen und da wussten wir: Das klappt“, lacht Ursula Klusmann. „Wir haben ein richtig gutes, vertrauensvolles Miteinander“, sagt Marion Millenet. Vielleicht klappt ihr Miteinander so gut, weil sie ähnlich ticken, aber doch auch verschieden genug sind: Beide sind sie Lehrerinnen aus Überzeugung und mit ganzem Herzen – Ursula Klusmann wollte schon immer Lehrerin werden: „Seit ich in der zweiten Klasse Assistentin der Klassenlehrerin sein“, schmunzelt sie, „und für sie rote Haken machen durfte, dachte ich, das muss ein wunderbarer Beruf sein. Und das ist er auch.“ Deutsch und Verbraucherbildung hat sie studiert und ist Realschullehrerin geworden. Eine Wahl, die sie auch nach über 40 Jahren nicht bereut – und ihrer Kollegin geht es genauso. Marion Millenet hat auf Anraten ihres Schuldirektors Französisch und Religion auf Lehramt studiert. „Wir haben beide unseren Traumberuf ausgeübt“, sagt sie und Ursula Klusmann nickt. Bis zu ihrem letzten Schultag sind beide auch noch im Unterricht – „ich habe eine großartige zehnte Klasse als Fachlehrerin“, strahlt Ursula Klusmann, „die mir mein letztes Schuljahr sehr versüßt hat.“ Die Leitung der Schule sei ein anspruchsvoller, facettenreicher, spannende Job, aber wirklich in ihrem Element seien sie beide immer gewesen, wenn sie in ihren Klassen waren.
Einfühlungsvermögen, ein Gespür für andere Menschen und Spaß daran, mit Menschen zu arbeiten, mit kleinen wie mit großen, seien die Grundvoraussetzungen, ihren Beruf auszuüben, sind die beiden überzeugt – damit und mit viel Humor, Freundlichkeit, Lebensfreude und einer ordentlichen Portion Frauenpower haben die beide die Geschicke der Ahrensböker Gemeinschaftsschule gelenkt. Während ihrer Dienstzeit hat sich die Schullandschaft grundlegend gewandelt – auch die Arnesbokenschule ist von der Real- zur Gemeinschaftsschule geworden – die Familienstrukturen ändern sich und auch die Herausforderungen, denen Schule begegnen muss. „Wir sind einfach mit jeder Veränderung, jeder Herausforderung mitgewachsen“, sagt Marion Millenet. „Aber sicher wäre heute vieles besser zu bewerkstelligen, wenn mehr Personal da wäre. Das wäre auch für die Kollegen nicht so kräftezehrend.“ Eines hat sich für die beiden nie geändert, hatte immer oberste Priorität: „Wir nehmen die Kinder immer genau so an, wie sie sind.“ Gleiches gelte auch für die LehrerInnen, sagen die beiden: Es sei spannend zu gucken, welches Potential ein Mensch mitbringe, und ihm dann den Rahmen zu geben, es zu entwickeln.
Kinder, Eltern, LehrerInnen und alle anderen SchulmitarbeiterInnen durften sich immer sicher sein, mit allen Fragen, Bitten, Bedürfnissen, Sorgen ernst genommen zu werden. „Egal, wie klein oder groß der Mensch sein mag, jeder verdient den gleichen Respekt.“ Und egal, wie groß der Trubel ist, was sich alles auf dem Schreibtisch türmt: Bei beiden können sich Kollegen, SchülerInnen, der Hausmeister, das Küchenpersonal oder die Eltern sicher sein, dass sie sich Zeit für sie nehmen. „Wir hatten immer für alle, die an unsere Türen geklopft haben, ein offenes Ohr“, so Marion Millenet, „denn dafür sind wir da.“ Natürlich sei der Beruf auch manchmal anstrengend gewesen, geben sie zu. „Aber die Lebensfreude, die man aus dem Umgang mit Kindern, Kollegen und Eltern bezieht, die ist riesig, das macht einfach Spaß. Man bekommt unheimlich viel zurück.“
Am Freitag ist ihr letzter „echter“ Schultag. Angst davor, in ein großes, dunkles Loch zu fallen, hat keine der beiden: „“Ich freue ich darauf, nicht mehr von außen getaktet zu sein“, strahlt Ursula Klusmann, „meinen Alltag mal ganz persönlich und spontan zu gestalten, außerhalb der Saison zu verreisen und in aller Ruhe meinen Garten zu pflegen.“ „Zeit für kulturelle Veranstaltungen und um Freunde zu treffen“, ergänzt Marion Millenet und lächelt ihrer Stellvertreterin zu: „Unser erstes Date haben wir schon.“ Aber einen Wehmutstropfen gibt es doch: „Der tägliche Umgang miteinander, mit den KollegInnen, den SchülerInnen wird uns fehlen“, ist Marion Millenet sicher. „Diese Lebendigkeit, die hier herrscht, und auch den Unterricht werden wir sicher vermissen.“
Mit Marion Millenet und Ursula Klusmann geht die Seele der Arnesbokenschule in den Ruhestand – aber der Geist, den die beiden verbreitet haben, bleibt. Die beiden werden heute festlich-fröhlich von SchülerInnen, LehrerInne, Eltern und all jenen verabschiedet, die sie in den vergangenen Jahren begleitet haben.


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