

Süsel. Dass seine Krankheit ihm zu schaffen machte, war vielen Menschen bekannt. Doch Aufgeben, das war keine akzeptable Haltung für Matthias Isecke-Vogelsang. Gerade erst hatte er sich – aus dem Krankenhaus heraus – für die Wiederwahl in die Kirchenleitung der Nordkirche wiederaufstellen lassen und wurde am 20. November von der Landessynode für das 13-köpfige Gremium bestätigt: mit 73 Jahren der älteste Gewählte. Der gebürtige Chemnitzer und Wahl-Ostholsteiner aus der Gemeinde Süsel vertrat den Sprengel Schleswig und Holstein in der Landessynode seit Jahren, immer mit dem Gespür für neue gesellschaftliche Entwicklungen, immer mit dem Fundament eines gläubigen Christen.
Nun ist Matthias Isecke-Vogelsang am 26. November verstorben. Die Familie hat ihre Traueranzeige in hellen, bunten Farben gestaltet. Denn hell und bunt, das war sein Wesen, nicht nur die Farbe seiner Haare. Ab 1990 war er Schulleiter in Süsel, von 2010 an Leiter der Gotthard-Kühl-Schule in Lübeck. Als bekennendem Punk wurde dem Pauker eine Zeitlang bundesweit Aufmerksamkeit zuteil. Er machte das alles mit – wegen der Anliegen, für die er eintrat: Menschlichkeit, Unvoreingenommenheit, Miteinander, Glaube.
Ob bei der Volkshochschule, beim Roten Kreuz oder eben in seiner Kirche, Matthias Isecke-Vogelsang brachte sich im Ehrenamt ein – in den Gremien seiner Kirche, aber auch ohne viel Aufmerksamkeit, schlicht als Arbeiter im Garten des Herrn. Die Kirche in Ostholstein verliert einen schillernden Repräsentanten, einen nahbaren Menschen.
Präses Dr. Peter Wendt, der selbst im Schuldienst tätig war, zeigte sich erschüttert über den Tod seines langjährigen Freundes und Weggefährten. „Ich bin sehr traurig, denn Matthias war mir schon in der Zeit des Schuldienstes sehr nahe und ich fühle mich ihm stark verbunden.“ Pröpstin Christine Halisch sagte, mit Matthias Isecke-Vogelsang verliere der Kirchenkreis einen Christen, „der wie kaum ein anderer für das Jetzt, für eine Kirche mitten im Leben der Menschen“ stehe. Propst Dirk Süssenbach würdigte seinen Einsatz bei der Fusion und dem Zusammenwachsen der Kirchenkreise Eutin und Oldenburg zum Kirchenkreis Ostholstein. „Er hat Gräben überbrückt und sich um die Fusion der Kirchenkreise sehr verdient gemacht“, so der Propst. Darüber hinaus habe Isecke-Vogelsang sich sehr für Inklusion, Teilhabe sowie Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt eingesetzt, auch auf Ebene der Landeskirche. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sagte: „Wir verlieren mit Matthias Isecke-Vogelsang eine Persönlichkeit, deren kluge, liebevolle und visionäre Art unser kirchliches Leben nachhaltig bereichert hat.“
Der Trauergottesdienst findet am Mittwoch, 3. Dezember um 13 Uhr in der St.-Laurentius-Kirche in Süsel statt; die Beisetzung erfolgt später im Familienkreis in Düsseldorf. Klarer Fall, Gäste des Gottesdienstes werden gebeten, nicht im Trauerkleidung zu kommen, sondern in hellen, bunten Farben. (red)


