Mit Interview - Freiwillige Feuerwehr Neustadt: Einsatzrekord in 2019
Neustadt. Es ist eine gut besuchte Jahreshauptversammlung. Die Kameraden sind in Uniform erschienen. Die alles beherrschende Farbe im Raum ist blau. Die Stimmung ist ausgelassen, als Wehrführer Alexander Wengelewski die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt eröffnet. Die Themen sind größtenteils erfreulich. Es ist eine gut aufgestellte Feuerwehr mit einer Stadt, die zu 100 Prozent hinter den engagierten Männern und Frauen steht. Dann richtet sich der Blick auf die Einsatzbilanz der Freiwilligen Feuerwehr.
306 Mal mussten die freiwilligen KameradInnen ausrücken. Das ist der höchste Einsatzstand in der 150-jährigen Geschichte der Wehr. André Hasselmann von der Feuerwehr Oldenburg brachte es wie folgt auf den Punkt: „Wir leben in einer Vollkaskomentalität. Wenn ein Ast auf der Straße liegt, kann auch mal selbst Hand angelegt werden“, so der befreundete Wehrführer, der damit einen Appell an die Bevölkerung richtet für mehr Nachbarschaftshilfe und Eigeninitiative. „Nicht jede Katze muss von einem Baum gerettet werden“, erklärte auch Alexander Wengelewski. Man habe schließlich noch nie das Skelett einer Katze in einem Baum gefunden. Dazu passend erzählt er: „In 2019 wurden wir zu einem Einsatz gerufen, bei dem wir eine Katze von einem Baum retten sollten. Kaum hatten wir die Leiter angelegt, sprang die Katze vom Baum und rannte vor ein Auto. Dort blieb sie im Motorblock stecken und musste in einer Werkstatt herausgeholt werden. Bei diesem Versuch wurde die Fahrzeugführerin von dem Tier gebissen und musste sich in ärztliche Behandlung begeben.“
Zum Thema fehlende Nachbarschaftshilfe berichtete der Wehrführer außerdem, dass sie im zurückliegenden Jahr zu einem Einsatz gerufen wurden, bei dem sie eine Tür in einem Mehrfamilienhaus öffnen sollten. Dahinter verbarg sich eine verstorbene Person, die dort bereits rund sechs Wochen lag. „Die Geruchsbelästigung und der Ungezieferbefall haben die Nachbarn scheinbar nicht interessiert“, so Alexander Wengelewski.
Und auch eine weitere schmerzliche Erfahrung musste die Feuerwehr im vergangenen Jahr machen. Bei einer Brandwache beim Osterfeuer in Pelzerhaken wurde ein Kamerad angegriffen und erlitt durch eine „Kopfnuss“ eine Gehirnerschütterung. „Gewalt gegen Einsatzkräfte geht gar nicht“, brachte es der Wehrführer auf den Punkt.
Bei jedem Einsatz begeben sich die Männer und Frauen zum Wohle der Gemeinschaft in Gefahr, sie leisten hunderte Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Sie vertiefen ihr Können neben den Einsatzdiensten durch Fortbildungen, Übungen und Lehrgänge. Es gibt Kameraden, die neben ihrer 40-Stunden Arbeitswoche weitere 20 Stunden im Dienste der Feuerwehr ableisten - alles freiwillig. „Für einige von uns sind 60-Stunden Wochen ganz normal“, erklärt Wengelewski. Dabei sind sie immer bereit ihre Gesundheit und ihr Leben zu riskieren.
Und dass es bei der Feuerwehr auch gefährlich werden kann haben einige Einsätze im vergangenen Jahr gezeigt. „Mit der steigenden Zahl der Alamierungen ist leider auch die Zahl der verletzten Feuerwehrleute gestiegen. 14 KameradInnen wurden in Ausübung ihres Feuerwehrdienstes verletzt“, so Wengelewski.
Ein Einsatz hatte fast die Hälfte der bilanzierten Verletzungen zu verbuchen. Bewohner eines Mehrfamilienhauses hatten einen Nebeltopf zur Ungezieferbekämpfung gezündet. Die Rauchmelder schlugen an, die Messgeräte aber nicht. So kam es, dass sechs Feuerwehrleute und ein Polizeibeamter ohne Vorwarnung in das Haus gingen und verletzt wurden.
„Wir alle sind ein Zahnrad im großen Getriebe der Feuerwehr Neustadt, welches hervorragend läuft“, bedankte sich Alexander Wengelewski abschließend bei seiner Mannschaft. Erfahren Sie alles weitere über die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt am Mittwoch online und im reporter. (ko)