Ines Rosenow

Anzeige Seit 45 Jahren in Pelzerhaken 3. Teil: Das Kinderzentrum Pelzerhaken stellt sich vor

Seit nunmehr 45 Jahren befindet sich das Kinderzentrum in Pelzerhaken und dieses Jubiläumsjahr möchte die Fachklinik nutzen, um die Leser des reporters über ihre Arbeit zu informieren.
 
3. Teil Diagnostik und Therapie bei Ausscheidungsstörungen, Inkontinenz-Sprechstunde
 
Vom Neugeborenen bis zum Alter des jungen und selbstständigen Erwachsenen sind vielfältige Entwicklungsschritte/Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Das Kinderzentrum Pelzerhaken widmet sich seit 45 Jahren der Diagnostik und Behandlung der unterschiedlichen Entwicklungsstörungen – ambulant als Sozialpädiatrisches Zentrum und stationär als Sozialpädiatrische Fachklinik.
 
Die Sauberkeitsentwicklung mit Kontrolle der Blasen- und Mastdarmfunktion ist eine zentrale Entwicklungsaufgabe des Kleinkindes und ist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr in der Regel erreicht. Ab dem 6. Geburtstag sind die meisten Kinder in der Lage, ihre Blase willentlich zu entleeren. Jedoch etwa 15 Prozent der Kinder, welche das 5. Lebensjahr überschritten haben (6. Geburtstag), nässen weiterhin noch ein. Um die Blasenkontrolle zu erreichen, muss die Verschaltung im Nervensystem soweit ausgereift sein, dass das Kind das Signal seiner gefüllten Blase wahrnehmen kann. Eine gute Blasenkontrolle setzt sich aus Reifungsschritten und Lernleistungen zusammen, welche nicht beschleunigt werden können und jedes Kind in seiner individuellen Entwicklungszeit nimmt.
 
Am Kinderzentrum Pelzerhaken besteht seit Langem eine Sprechstunde speziell zu Fragen der Sauberkeitsentwicklung - Einnässen und Einkoten. Das Angebot der Sprechstunde konnte jetzt durch die Urotherapie erweitert werden. Merle Jürgens, Physiotherapeutin (Krankengymnastin) und Urotherapeutin widmet sich dieser Aufgabe mit einem verhaltenstherapeutischen Ansatz, Aufklärung und Anleitung des Kindes und der Eltern. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese/Vorgeschichte erhoben. Ergänzend werden dazu Fragebögen genutzt, welche die Eltern gemeinsam mit dem Kind ausfüllen sollen und in der Folge wird ein sogenanntes Toilettenprotokoll geführt. Im Anamnesegespräch mit dem Arzt, der Urotherapeutin, den Eltern und dem Kind werden gemeinsam und anschaulich die Aspekte und Probleme der Sauberkeitsentwicklung besprochen. Je nach Einschätzung erfolgt dann weitere Diagnostik, um organische Erkrankungen, funktionelle Störungen oder auch emotionale Belastungen zu erfassen. Dazu gehört die klinische und neurologische (neuropädiatrische) Untersuchung, der Ausschluss aktueller Infekte, eine Ultraschalluntersuchung der Nieren, ableitenden Harnwege und des Mastdarms oder auch eine Uroflowmetrie (Messung des Harnstrahls während der Blasenentleerung). Je nach Ergebnis muss im weiteren gegebenenfalls eine medikamentöse Behandlung oder auch die Behandlung mit einem Alarmgerät erfolgen. Ergeben sich aus diesen Untersuchungen jedoch keine Auffälligkeiten, kann man von einer funktionellen Störung ausgehen und im weiteren eine Urotherapie erfolgen. Die Urotherapie besteht aus unterschiedlichen verhaltenstherapeutischen Methoden, welche die Harn- und Stuhlinkontinenz behandeln. Auf altersgerechte und spielerische Weise wird das individuelle Problem erarbeitet. Das Kind soll lernen, Blase und Mastdarm wahrzunehmen, ein Gespür für seinen Körper und seine Ausscheidungsorgane zu bekommen. Geübt wird dabei auch regelmäßiges Trinken und Wasserlassen sowie die regelmäßige Stuhlentleerung.
 
„Sollten Sie beobachten, dass Ihr Kind mehr Zeit als andere zur Sauberkeitsentwicklung benötigt, auch im höheren Alter noch einnässt oder einkotet, wenden Sie sich als erstes an ihren Kinderarzt oder Hausarzt. Er wird mit Ihnen die Problematik besprechen, gegebenenfalls erste Untersuchungen durchführen und bei Bedarf die Überweisung an unsere Inkontinenz-Sprechstunde veranlassen“, erläutern Merle Jürgens, Urotherapeutin und Dr. med. Martin Rossa, Arzt für Kinder- und Jugendmedizin. (red/gm)


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