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Petra Remshardt

Arme Kinder und Jugendliche leiden besonders unter der Corona-Krise

Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein ist alarmiert. Schon vor der Corona-Krise lebte in Schleswig-Holstein jedes 6. Kind in Armut, in Städten wie Kiel oder Lübeck sogar jedes dritte. Mit der Schließung von Schulen und Kindertagesstätten verschlechtert sich ihre Lage. „Es geht hier um ganz grundlegende Probleme - So fällt für Kinder aus einkommensschwachen Familien das beitragsfreie Mittagessen in Kita und Schule weg. Die Familien erhalten aber keine zusätzlichen Mittel, um das auszugleichen“, erinnert die DKSB SH Landesvorsitzende Irene Johns. „Erschwerend hinzukommt, dass auch Tafeln und andere Organisationen geschlossen haben und günstige Lebensmittel oft schnell vergriffen sind. So geraten gering verdienende oder erwerbslose Eltern zunehmend in die belastende Situation, dass die Versorgung ihrer Kinder für sie noch schwieriger wird als bisher – das ist nicht hinnehmbar“, mahnt Johns.
Um auf die ernst zu nehmende Situation aufmerksam zu machen und kurzfristig Hilfe zu leisten, habe zum Beispiel der Kinderschutzbund Elmshorn unter Leitung seiner Vorsitzenden Elke-Maria Lutz spendenfinanzierte Einkaufsgutscheine an einkommensschwache Familien gegeben. Dies sei ein wichtiges Signal, denn die Familien brauchen unbürokratische Unterstützung, aber es könne natürlich nur eine Übergangslösung sein, so Johns.
„Die Politik ist jetzt gefordert für diese Familien kurzfristige Hilfen bereit zu stellen. Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein fordert daher, ihnen als Ausgleich für das wegfallende kostenlose Mittagessen aus den frei werdenden Mitteln des Bildungs- und Teilhabepaketes einen unbürokratischen Zuschlag von 90 Euro pro Monat und Kind zu zahlen. Damit könnte den besonders betroffenen Familien, die Leistungen zur Existenzsicherung erhalten, geholfen werden“, führt die Landesvorsitzende aus. Das aktuelle Vorgehen des Bundesfamilienministeriums beziehe sich nur auf Eltern, deren Einkommen Corona bedingt auf ein niedriges Einkommensniveau sinke. Sie könnten jetzt anders als üblich bereits mit dem Nachweis für einen Monat geringen Einkommens (bisher sechs Monate) einen Kinderzuschlag beantragen – den sogenannten Notfall-KiZ vom 1.April bis 30.September, berichtet Johns.
Darüber hinaus weise der DKSB SH auf die Gefahr hin, dass die ohnehin verringerten Bildungschancen von Kindern armer Familien angesichts von Schulschließung weiter sinken. „Gute Lernvoraussetzungen sind leider nach wie vor oft abhängig vom Einkommen der Eltern. Jetzt wo der Ausgleich durch die Schule wegfällt, wird das ganz besonders deutlich: die häufig beengten Wohnverhältnisse von armen Familien machen konzentriertes Lernen schwieriger. Außerdem sind digitale Lernmöglichkeiten nicht überall vorhanden. Internetzugang und aktuelle Computer Soft- und Hardware sind für viele gar nicht bezahlbar. Auch da ist jetzt Unterstützung gefragt. Von Armut betroffene Kinder und Jugendliche sind ohnehin schon in vielem benachteiligt. Durch die Corona-Krise dürfen sie nicht noch weiter abgehängt werden– daran sollten wir alle solidarisch arbeiten“, mahnt die Landesvorsitzende des DKSB SH Irene Johns. (red)


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