

Lensahn. „Lieber Gott, beschütze Leben und unsere Lieben. Schenke uns Kraft und Stärke in der Gemeinschaft.“ Mit diesen Worten aus dem Gebet von Pastor Jörg Reimann wurden eine Soldatin und neun Soldaten am vergangenen Donnerstag in einem emotionalen Gottesdienst in der St. Katharinen-Kirche in den Auslandseinsatz in den Kosovo und nach Bosnien-Herzegowina verabschiedet.
Die Soldatin und Soldaten gehören zur 3. Kompanie des Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ aus Eutin, der Patenkompanie der Gemeinde Lensahn. Sie verlegen Mitte Mai nach Pristina, die Hauptstadt der Republik Kosovo. Dort haben sie bis Ende September den Auftrag, Aufklärung zu leisten und für Informationsgewinnung zu sorgen. Die Kosovo-Truppe, kurz KFOR, ist die 1999 nach Beendigung des Kosovokrieges aufgestellte multinationale militärische Formation unter der Leitung der NATO. Ein Soldat geht nach Bosnien-Herzegowina. „Nach einem halben Jahr gezielter Vorbereitung mit einer letzten großen Übung vor Ostern, fühlen wir uns bereit“, sagte der stellvertretende Kompaniechef Gideon-Phillip Möller, der im Gespräch mit dem reporter die Lage im Kosovo als ruhig und stabil bezeichnete. Die Bedrohungslage im Kosovo sei nicht mit der bei den früheren Einsätzen in Afghanistan vergleichbar.
„Diese Einsätze sind für uns als Soldaten und für Sie als Gesellschaft keine Unbekannten. Seit dem 11. Juni 1999 besteht die Kosovo-Truppe und seit neustem schicken wir wieder Soldaten nach Bosnien-Herzegowina. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Soldaten neben der anstrengenden Einsatzvorbereitung auch immer Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer empfinden. Auch wenn es für viele nicht der erste Einsatz ist und der ein oder andere schon deutlich über 1.000 Tage in fremden Ländern unter NATO Mandat gedient hat, ist es doch immer wieder spannend. Eine neue Truppe, andere Gesichter vor Ort, neue Akteure und die Freude auf einen klaren Auftrag mit erkennbaren rechten und linken Grenzen. Neben all dem dürfen wir nicht die vergessen, die uns von Zuhause aus unterstützen. Sei es die Frau oder Mann, die weiterhin dafür sorgen, dass das Zuhause ein Ort des Rückzugs und der Geborgenheit bei der Wiederkehr sein wird. Die Herausforderung ist immer wieder die Gleiche: Es ist für diejenige, die gehen einfacher als für diejenige, die bleiben. Im Einsatz ist man von seiner Familie, seinen Liebsten getrennt, doch man ist nie alleine“, sagte Hauptmann Möller über den Einsatz und die Gefühlslage.
„Wir haben Krieg mitten in Europa, wodurch auch die Unruhe im Kosovo größer geworden ist. Die Bereitschaft zur Gewalt wächst, was ich bis in den Konfimanten-Unterricht hinein merke. Ich bitte Gott um Begleitung und Frieden“, so Pastor Reimann, der allen Gottes Kraft für den Frieden wünschte. Mit der Melodie des John Lennon-Songs „Give Peace a Chance“ unterstrich Orgelmusiker Michael Arp diese Bitte.
In diesem sehr besonderen Gottesdienst, der neben Michael Arp auch vom Blasorchester Lensahn musikalisch begleitet wurde, sagte Bürgermeister Michael Robien: „Krieg und Gewalt in Europa gehören leider nicht der Vergangenheit an. Den Soldatinnen und Soldaten gebührt unser größter Respekt. Als Lensahnerinnen und Lensahner stehen wir hinter unserer Patenkompanie“. Die Patenschaft zwischen der 3. Kompanie lobte er für deren lebendige, herzliche Gestaltung. (mg)