

Eine Predigt in der Passionszeit am Sonntag Lätare. „Freuet euch!“ So die Übersetzung. Geht das? Eine Predigt in einer weltweit angespannten Zeit.
„In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ!“
Ausrufezeichen steht da in diesem Lied. Und macht damit deutlich, das ist hier kein frommer Kitsch. Da geht es um eine große Verheißung: „An dir wir kleben in Tod und Leben, nichts kann uns scheiden.“
Es geht um das schlichte Vertrauen auf Jesus Christus. Es geht nicht darum, ein Leben mit ihm zu verklären, schön zu reden. Es ist nicht alles schön im Leben. Und ja, es gibt wieder und wieder Not und Leid.
Und es trifft jeden, egal ob gläubig oder nicht. Wir verdienen weder unsere Gesundheit, noch bedeutet die Krankheit Schuld und Strafe.
„In dir ist Freude in allem Leide“ Du Jesus kannst alle Not wenden, wie immer sie auch heißen mag. Darum geht es. Um einen Helfer, um einen Beistand, einen Freund mitten in der Not.
Wenn wir mit den Konfirmanden über Leiden und Sterben reden und dazu
Zitate vorstellen, dann kommt folgendes immer ganz gut weg: „Kein besseres
Heilmittel gibt es im Leid als eines edlen Freundes Zuspruch.“ Euripides (griechischer Dramatiker, rund 450 v.Chr.)
Ja, das stimmt. Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man gerade im Leiden noch Freunde hat, die zu einem halten. Das ist ein großes Geschenk. Bis hin zu der Hand, die eine andere Hand im Sterben hält.
Und solch ein Freund und noch mehr ist unser Herr Jesus Christus. Im Unterricht läuft es immer wieder auf IHN zu. Wir sagen uns: und wenn die Konfirmanden alles vergessen, aber dies behalten: es geht im christlichen Glauben in erster Linie um Jesus Christus, dann haben sie das wesentliche behalten. Alles andere leitet sich daraus ab. Jesus Christus ist das Beste was einem Menschen geschehen an.
Ich mag es, wenn wir mit den Konfirmanden über Leid und Sterben sprechen. Warum? Weil es immer wieder Jungs und Mädchen gibt, die bei diesem Thema zutiefst ehrlich werden. Es gibt einige, die sich dann trauen ihre Coolness abzusetzen, die Maske abzulegen. Es gibt bei diesem Thema einige, die dann ganz ernst werden und sagen, was sie auf dem Herzen haben. Sie erzählen, wo sie Leid erlebt haben.
Aber bevor wir bei schweren Leid ankommen, reden wir von dem, was Spaß macht. „Was bringt dir überhaupt keinen Spaß? Was macht dich traurig?“
Das geht dann los mit Geschirrspüler ausräumen und so. Schule ist auch nicht nur lustig. Traurig ist es z.B., wenn man mitbekommt, wie Tiere misshandelt werden.
Kein Spaß machen, traurig sein, leiden, zu Tode betrübt - Das Leiden hat viele Gesichter. Aber ich glaube schon, dass Einstein recht hatte, wenn er sagte: „Zu wahrer menschlicher Größe gibt es nur einen Weg - den durch die Schule des Leidens.“
Genauer muss ich sagen: ich glaube, LEIDER hat er recht. Im Leiden bin ich schwach, angreifbar, verletzlich und gleichzeitig aber auch wesentlich sensibler, ernsthafter. Zumindest ging es mir in meinem Leben an manchen Stellen so.
Wenn wir mit den Konfirmanden über solche Erfahrungen reden, dann kommen wir nicht schnell mit einer Lösung um die Ecke. Wir sagen nicht: „Und Jesus ist auf das alles die Antwort.“
Andrerseits ist ER derjenige, der alles - jede Situation, und sei sie noch so aussichtslos - in Händen hält. ER lässt uns da nicht alleine.
Das Volk Israel hat eine sehr einschneidende Erfahrung vom Leiden gemacht. Rund 550 vor Christus. Sie hatten Großes mit Gott erlebt. Er ist ihnen mit großer Liebe begegnet. Er hat ihnen seine Spielregeln für ein gutes Leben erklärt. Ihnen 10 Gebote gegeben. Nicht als Spielverderber, sondern als Unterstützer. „Du sollst nicht tötren“ -es lebt sich für alle gesünder. „Du sollst nicht ehebrechen“ – wie viel Leid wird ausgeklammert, wenn die Ehe geschützt bleibt. „Du sollst den Feiertag heiligen“ - heute redet man Neudeutsch von
„Work-Life-Balance“, Arbeit- und Privatleben in Einklang bringen, anspannen und ausspannen. Und „Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Darauf läuft alles zu. IHN Gott sein lassen und sein Herz an IHN hängen und an niemanden und nichts sonst.
Großes hatte das Volk Israel mit seinem Gott erlebt. Aber Menschen sind vergesslich. Und irgendwann dachten sie, so ein bisschen was neben Gott, schadet auch nicht. Sich ein bisschen was von anderen Völkern abschauen ist doch modern. Man muss schließlich offen sein für alles.
Ist es nicht ein bisschen eng und intolerant, wenn man so einen sehr bestimmten Standpunkt einnimmt?
Nun, die meisten Ehefrauen beschweren sich nicht darüber, wenn ihr Mann Millionen anderer Frauen zurücksetzt.
Das Volk Israel meinte irgendwann, man kann auch ein bisschen weltoffener seinen Glauben leben. Und Gott schickte Propheten und sagte: „Nö. Ihr müsst euch schon entscheiden. So einen religiösen Mischmasch mache ich nicht mit.“
Und Gott schickte wieder und wieder Boten und je länger je mehr verabschiedeten sie sich von der Exklusivität. So wie eine Ehe, aus der jemand ausbricht und sagt: „Ich will nicht mehr.“
Und irgendwann sagte Gott: „Gut, ich respektiere es. Tragt die Konsequenzen.“
Jerusalem wurde belagert, erobert, fast ein ganzes Volk deportiert in die babylonische Gefangenschaft. Und dann saß man da „By the rivers of Babylon“ und weinte und trauerte.
Irgendwann trat ein Prophet auf und sagte
„Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ (Jesaja 54, 7-10)
Ein gebeuteltes Volk soll getröstet werden. Es stimmt, ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber ich will dich sammeln mit großer Barmherzigkeit. Es stimmt, ich war einen Augenblick zornig, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen.
Was macht Gott zornig? Sünde macht Gott zornig. Sünde meint, am Ziel vorbei leben, getrennt von ihm leben. Der liebe Gott ist nicht immer nur lieb. Oder anders, die Liebe schließt den Zorn nicht aus. Liebende Eltern stehen nicht gleichgültig daneben, wenn ein Kind aus der Spur läuft. Wenn es gerne die kleinen grünen Erbsen zum Kullern über Tisch und Fußboden verstreut, wird es erleben, mit mir nicht. Iss sie oder lass sie liegen, aber kein Spielzeug. Aus der Sicht des Kindes bin ich zunächst ein Spielverderber.
Wenn es mit Stricknadel in der Hand Richtung Steckdose krabbelt, schreite ich ein. Aus der Sicht des Kindes unterbinde ich den Forscherdrang. Blöder Vater.
Wir sind Gott auch nicht gleichgültig. Auch er lässt uns nicht alles durchgehen. Aber wie liebende Eltern ihre Kind, so geht uns Gott nach.
ER macht sich auf den Weg. ER sucht wieder und wieder den Kontakt. Er ist damals seinem Volk nachgegangen. Er geht uns heute nach.
Bis hin zu dieser gewaltigen Zusage: Jes 54, 10 „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
Das sind schöne Worte. Aber damals wie heute wollen sie mehr sein als
schöne Worte. Sie wollen unser Herz berühren. Sie wollen uns Mut machen. Sie wollen uns trösten. Sie wollen uns helfen und aufbauen gerade wenn wir um Leiden wissen. Gott ist der Erlöser. Er ist der Erbarmer.
Leiden hat viele Gesichter. Was wiegt in deinem Leben schwer? Wo ist das Leben nicht von Sonnenschein bestimmt, sondern von Nebel und Dunkelheit? Wo sind offene Fragen, die sich nicht so leicht beantworten lassen. Und man leidet darunter. Oder falsche Entscheidungen, die man nicht mal eben korrigieren kann. Beziehungsprobleme.
Und es ist hier nicht der Moment zu sagen: alles Leid wird gewandelt, wenn ...
Aber es ist der Moment, um wieder und wieder Mut zu machen, sich Gott zuzuwenden. Denn er wendet sich uns zu. ER selber ist die Brücke. Als Jesus am Kreuz starb hat er eine unzerbrechliche Brücke zum Vater im Himmel geschaffen. David konnte beten: „Der HERR ist mein Hirte ... Gott geht den Schafen nach. Er wartet nicht, dass sie alle angetrottet kommen. ER geht ihnen nach.
Und Jesus konnte konkretisieren: „Ich bin der gute Hirte. Der gute
Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“
Auswendig lernen heißt auf Englisch: „to learn by heart“. Mit dem Herzen lernen. Ich wünsche uns, das wir den Vers 10 mit dem Herzen lernen: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
AMEN