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reporter Neustadt

Welttag des Buches

Schönwalde. Nicht nur zum Welttag des Buches am Samstag, dem 23. April ist die Büchertauschbörse in Schönwalde ein gut besuchter Ort. Jede Woche sortiert ihr Betreuer Christoph Huppenbauer 30 Neuzugänge in die Regale des ehemaligen Plumpsklos auf dem Historischen Pfarrhof.
Zu einer der Nutzerinnen der ersten Stunde zählt Loredana Benecke, die regelmäßig mit ihren Enkeln Mattes und Mitya das winzige Fachwerkhaus in Sichtweite der Kirche besucht. „Kinder müssen mit Büchern aufwachsen“, sagt die gebürtige Italienerin, die in ihrer Heimat Literatur und Fremdsprachen studiert hat. „Wir schauen immer nach etwas Schönem und es ist für die Kinder eine Überraschung was es neues gibt“, erzählt sie von den Spaziergängen mit den Enkeln.
Auf die Büchertauschbörse ist Loredana Benecke durch Zufall gestoßen: „Kleine Häuser faszinieren mich einfach.“ Und so habe auch das restaurierte Plumpsklo mit seinen zwei getrennten „Donnerbalken“ ihre Aufmerksamkeit erweckt. Die Funktion als Büchertauschbörse habe sie sofort entzückt. Spannend findet sie die Vielfalt der Bücher. Auf rund 20 laufenden Regelmetern finden sich neben Bildbänden und Ratgebern auch Klassiker der Literatur und leichte Belletristik.
 
Einmal die Woche ordnet Christoph Huppenbauer die Bücher, die alphabetisch nach Autoren sortiert sind. Anders als man erwarten könnte leeren sich die Regale nicht. „Ich sortiere jede Wochen zehn bis 20 Bücher aus, weil mehr abgelegt als entnommen werden“, berichtet der Pastor im Ruhestand. Die Idee zur Tauschbörse kam ihm bei seinen Fahrten über Land, bei denen er immer wieder an umfunktionierten Telefonzellen vorbeikam. Der Freundeskreis Pfarrhof Schönwalde unterstützte seine Pläne und erhält auch den Erlös aus den aussortierten Büchern, die Huppenbauer über ein Online-Antiquariat verkauft. Außerdem werden Bücher an den „Bücherwurm“ in Neustadt weitergegeben. „Die Brücke“ betriebt den Secondhand-Laden als Beschäftigungsmaßnahme für Besucher der Tagesstätte und Bewohnern der Wohngruppen.
Neben der Auswahl an Büchern schätzt Loredana Benecke auch den Standort der Büchertauschbörse und die damit verbundenen Kontakt. Auf der grünen Holzbank an der Südseite des Häuschens sitzt sie gerne in der Sonne und entspannt bei einem Roman: „Da muss der Kopf nicht viel tun.“ Es ist auch schon vorgekommen, dass sie mit anderen Leserinnen ins Gespräch kam und es einen Buchtipp aus dem Bestand der Tauschbörse gab.
Auch wenn das Buch im Zeitalter der Digitalisierung schon mehrmals totgesagt wurde, glaubt die Schönwalderin an seinen Fortbestand. Wie vielen anderen fehle ihr bei den elektronischen Varianten das Gefühl ein Buch in Händen zu halten und den Geruch des Papiers wahrzunehmen.
 
Begeistert von der Büchertauschbörse ist auch Familie Janke. „Oft wollen wir nur Bücher bringen und kommen dann mit mehr nach Hause, als wir bringen wollten“, berichtet Sonja Janke. Grundsätzlich nutzten sie die Tauschbörse wie eine Leihbibliothek. Es gebe aber auch Bücher, die bleiben im heimischen Bücherschrank, wie beispielsweise ein uraltes Kochbuch mit Rezepten aus Ostholstein. Auch die elfjährige Tochter Thea stöbert gerne mal in den Regalen und hatte zuletzt ein Buch aus der Reihe „Shark Island“ zum Lesen mitgenommen. Für ihren Bruder Timon war während des Corona-Lockdowns ein Karteikartensystem zum Englischlernen abgefallen. „Die Tauschbörse hat uns gut durch den Lockdown gebracht“, erzählt Sonja Janke, „Da haben wir uns auch mal ein 5.000 Teile Puzzle mitgenommen.“
Christoph Huppenbauer hofft noch lange den Schönwaldern oder anderen Besuchern des Naturerlebnisraumes Pfarrhof Schönwalde mit seinem unerwarteten Angebot eine Freude zu bereiten. Und das nicht nur zum Welttag des Buches. (red)


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