Kristina Kolbe

Wound Project: Narben zeigen Stärke

Avilan Kargar und Shaho Omar möchten die Geschichte hinter den Narben erfahren und suchen Teilnehmer und Teilnehmerinnen für ihr Projekt, die bereit sind sich fotografieren zu lassen.

Avilan Kargar und Shaho Omar möchten die Geschichte hinter den Narben erfahren und suchen Teilnehmer und Teilnehmerinnen für ihr Projekt, die bereit sind sich fotografieren zu lassen.

Bild: Hfr

Ostholstein. Wer selbst eine Narbe durch eine Operation, einen Unfall oder durch eine Kriegsverletzung hat, weiß, dass es häufig nicht so leicht ist, darüber zu reden. Die Narben erzählen Geschichten, die immer mit Verletzung und Schmerz, körperlich und meistens auch seelisch, verbunden sind. Dennoch tragen viele sie mit Stolz. Und das zu Recht, wie auch die Fotografen Avilan Kargar und Shaho Omar finden. Sie sind auf der Suche nach Menschen, die Narben vom Krieg oder Terror davongetragen haben und möchten ihre Geschichten erfahren.

Avilan Kargar verfolgt dieses Projekt in Deutschland und Shaho Omar in Großbritannien. In Deutschland fotografiert die gebürtige Iranerin die Menschen mit ihren Narben entweder in einem Foto-Studio in Grömitz beziehungsweise Neustadt, besucht sie zu Hause oder vereinbart einen Treffpunkt im Freien. Wichtig sei der 26-Jährigen, dass die Menschen sich während des Fotografierens wohl fühlen, daher wird der Ort immer passen zu den Bedürfnissen ausgewählt.

Die Gesichter zeigt sie dabei nicht, wer teilnehmen möchte, kann also auf Wunsch anonym bleiben. Außerdem möchte sie die Erlebnisse hinter der Narbe erfahren, denn sie stehen für die erlebten Schmerzen, aber eben auch für die Stärke der Betroffenen.

Avilan Kargar und Shaho Omar folgen dabei der Idee des Philosophen Emmanuel Levinas, der sagt, dass wir Verantwortung für andere Menschen tragen. Die Wunden sollen uns daran erinnern.

Im Gegensatz zu den üblichen Schönheitsidealen feiert das „Wound Project“, unter diesem Thema steht ihre Arbeit, die Narben als Symbole für Überleben und Kraft. Avilan Kargar will zeigen, dass Narben auch schön sein können und eine bedeutungsvolle Geschichte erzählen. Die Wunden können aus jedem Jahr und jedem politischen Krieg stammen.

Für das „Wound Project“ sucht sie Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die Narben von Krieg oder Terror davongetragen haben. Es spielt keine Rolle, aus welchem Land sie kommen oder welches Geschlecht sie haben. Wer mitmacht, wird Teil dieser Bewegung, die Narben als ästhetisch anerkennt und die Widerstandskraft feiert.

Wer selbst Narben hat oder Menschen kennt, die für das Projekt in Frage kommen, kann sich für ein Kennenlernen direkt bei Avilan Kargar unter avilankargir@gmail.com melden. (ko)


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