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Gemüse und mehr bei Land in Sicht

Plön (los). Wenn Land in Sicht im Frühjahr die Pforten zum Jungpflanzenmarkt öffnet, können sich die Abnehmer auf eines freuen: Hier gibt es erstklassige Bioware, direkt „made in Plön“. Und natürlich noch ein etwas mehr, denn am Sonnabend, 10. Mai geht es hier ein bisschen zu, wie am Tag der offenen Tür. Einrichtungsleiter Jan Spiesky und die Leiterin der Abteilung Gemüseanbau, Silvia Warmer, haben mit ihren Land in Sicht-Teilnehmern längst alles vorbereitet und freuen sich mit diesen, die Früchte ihrer vielfältigen und kreativen Arbeit anzubieten.

Gelegenheit sich umzuschauen ist von 9 bis 14 Uhr. Zeit genug, sich mit jungen Blüh- oder Gemüsepflanzen einzudecken und sich einen Eindruck zu verschaffen, was in der Einrichtung alles stattfindet, etwa in der Holz- oder der Kreativwerkstatt. Hier gibt es holzgearbeitete Nistkästen und nützliche textile Dinge wie Stofftaschen, Kissen und Schürzen. Auch zum Verweilen, für Informationen und gute Gespräche sollte etwas Zeit sein, zum Beispiel bei Kaffee, Kuchen und leckeren Snacks aus der Küche – bei regnerischem Wetter bietet die Halle genug Platz.

Land in Sicht ist ein Arbeits- und Beschaffungsprojekt, umschreibt Jan Spiesky den Zweck der Einrichtung, deren Träger die AWO und die Diakonie sind. Nicht nur Langzeitarbeitslose, auch Menschen mit psychischer Diagnose, die über das Bundesteilhabegesetz eingegliedert werden, zählten zu den Teilnehmern, berichtet der Pädagoge, „der Kreis Plön und das Jobcenter weisen uns diese Menschen zu“. Wesentlich sei für alle Teilnehmer eine stabile Wochen- und Tagesstruktur, demgegenüber aber auch ein geschützter, vertrauensgeprägter Rahmen, der Überforderung unbedingt vermeiden soll. „Wenn sie eine Pause brauchen, kriegen sie die auch“, betont er.  

Land in Sicht hat 40 Plätze, von denen 38 derzeit belegt seien.

In jeder Abteilung sind Anleiter tätig, die mit den Teilnehmern arbeiten sowie berufliches Knowhow vermitteln. Je nach Neigung arbeiten die Teilnehmer in den genannten Werkstätten, in Küche und Hauswirtschaft, im Garten- und Landschaftsbau sowie eben im Gemüseanbau. Dessen Erzeugnisse wiederum verarbeitet die Küchenabteilung, nicht nur für die täglichen gemeinsamen Mahlzeiten, sondern auch, um Überschüsse einzufrieren oder einzumachen. Mancher Hobbygärtner kennt die Schwemme aus dem Gartenbeet: „Vor einem Jahr hatten wir eine richtig gute Kürbisernte“, erzählt Silvia Warmer, die seit 2018 bei Land in Sicht Anleiterin ist. Das bedeutete, in der Verarbeitung eine größere Kreativität an den Tag zu legen. Da wurden zahlreiche Rezepte ausprobiert und zum Beispiel erstmals auch Kürbisbrot gebacken, blickt sie auf die kulinarischen Highlights von 2024 zurück.

Für dieses Jahr hat Silvia Warmer mit ihren Teilnehmern schon im Februar die ersten Kulturen ausgesät; Chili und Paprika entwickeln sich langsam. Da im Gemüsegarten nur ein Kalthaus zur Verfügung steht, half ein provisorisches Indoorgewächshaus in der Holzwerkstatt, die kalte Zeit zu überbrücken. Einiges durfte bei ihr Zuhause auf der Fensterbank in der Anfangszeit wachsen, erzählt sie. Gurkenpflanzen wachsen seit März heran, auch den italienischen Palmkohl, die historische Sorte „Nero di Toscana“ und roten Blattkohl gibt es hier, ebenso Tomaten verschiedener Sorten und Salate, nicht zuletzt auch vorgezogene Erbsen- und Bohnenpflanzen.

Schon das Saatgut von Bingenheimer, das Warmer für die Anzucht verwendet, ist etwas Besonderes, stammt aus Bioanbau und ist nicht durch Gentechnik verändert. Alle daraus gezogenen Pflanzen sind „samenecht“. Bedeutet: Wer etwa eine Gurkenfrucht bis Herbst an der Pflanze ausreifen lässt, gewinnt Samen für das kommende Jahr, deren Nachkommen die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze haben. Das ist nicht selbstverständlich: Sogenannte F1 Hybriden, die der konventionelle Handel bereit hält, stammen aus Kreuzungslinien, sie fallen daher nicht „samenecht“ und sind in der Regel auch nicht aus einer Bioproduktion.

Wichtig für Gurkengärtner zu wissen: Mindestens zwei Pflanzen einer Sorte sind nötig, damit die Bestäubung der Blüten zur Fruchtbildung führt. Denn wie Zucchini und Kürbis sind Gurkenpflanzen Fremdbestäuber. Wer Saatgut gewinnen möchte, lässt die ersten ein, zwei kräftigen Früchte an den Pflanzen und isst alle übrigen, die danach kommen, auf. Tipp: Gurken brauchen viel reife Komposterde, im Sommer viel abgestandenes „warmes“ Wasser und möglichst keine grobe Störung in ihrem sich breit und teils flach entwickelnden Wurzelbereich.


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