Reporter Eutin

Verlässlich im Einsatz für die gute(n) Sache(n)

Plön (los). Die Plöner Tafel feiert Geburtstag. Im Jahr 2000 gegründet, verkörpert der Verein seit 25 Jahren eine Initiative, die sich mit zweigleisigem Konzept und dem Mitwirken vieler Ehrenamtlicher für die gute(n) Sache(n) einsetzt: Zum einen für die Unterstützung von Mitmenschen mit wenig Einkommen, zum anderen gegen eine immense Lebensmittelverschwendung. Heide Steinbach, Sonja Kohlwes und Tafel-Vorsitzender Stefan Thomsen berichten aus der Vereinsgeschichte, deren Anfänge auf kleinem Raum begann.

An das Urgestein der Tafel erinnert Sonja Kohlwes, die sich zu der Zeit im Plöner Kirchenvorstand engagierte. „Marion und Hartmut Krause haben damals die Initiative ergriffen“, berichtet sie. Mit im Boot: Schwiegersohn Christian Heuer. Sie alle luden im Jahr der Jahrtausendwende zum Infoabend ein. Das Ziel: die Tafelgründung.

Prompt wurde das Projekt umgesetzt. „Ich fand die Idee klasse, so dass ich dabeigeblieben bin“, erzählt Sonja Kohlwes. Dabei waren die praktischen Umstände bescheiden: „Die erste Tafel befand sich in einem Hausflur am Gänsemarkt.“ Und da gleich hinter der Tür eine Treppe in den ersten Stock führte, „wurden die Waren auf den Stufen gestapelt“. Heide Steinbach hat die notdürftige Bleibe noch bildlich vor Augen, die sich irgendwo zwischen der Kneipe Fleethörn und dem Bestatter Petersdotter befunden hatte. Dabei ging es zunächst vor allem um Obst und Gemüse, dass die Plöner Tafel anbot. „Später kamen Backwaren der Bäcker hinzu“, sagen sie. Auch wurde nach alten Kühlschränken gefragt, um Lebensmittel kühlen zu können. Irgendwann gab es das erste Tafelauto und dafür eine Kraftstoffspende: „Bei Runge (Ascheberg) konnten wir ein halbes Jahr lang umsonst tanken.“

Das Angebot sprach sich herum. „Die Leute kamen von selbst“, blickt Heide Steinbach zurück. „Wer meinte Bedarf zu haben, konnte kommen“, ergänzt Sonja Kohlwes, „die Abholung war noch ungeregelt.“ Heute gibt es extra Ausgabekarten, die wie ein Ausweis funktionieren. „Wer bedürftig ist, hat eine Nummer“, sagt Stefan Thomsen. „wir kennen die Leute alle...“

Zahlreiche private Spender, vor allem aus Plön, gaben an die Tafel ab, was sie in den Gärten geerntet hatten. Das gebe es auch heute noch, erzählt Stefan Thomsen.

Das eigentliche Problem der Anfangszeit war aber ein Platzproblem. Immer wieder sei man an die Stadt herangetreten „Wir hatten den Eindruck, dass das Thema nicht so willkommen war“, sagt Sonja Kohlwes. Die Tafel habe da einige Enttäuschungen wegstecken müssen. So wendete sich der stellvertretende Tafelvorsitzende Christian Heuer 2001 an den Plöner Sozialausschuss: Wenn es der Tafel nicht gelinge, einen neuen Raum zu finden, müsse sie den Betrieb einstellen, verdeutlichte er die Notlage. Da war die Tafel erst rund neun Monate alt. Grund des Problems: Der Mietvertrag für den kleinen Vorraum an der Fleethörn sollte am 31. März auslaufen; es standen Renovierungen an. Die Nutzung war ohnehin nur als Übergangslösung gedacht gewesen. Allerdings hatte der Verein wöchentlich bereits 175 Tafelkunden zu versorgen, unter ihnen 65 Kinder. Es gab zudem eine Warteliste mit 20 Familien beziehungsweise 57 Personen.

Zum Glück ergab sich die Möglichkeit des Umzugs in einen Hinterhof der Eutiner Straße 18. Die Zahl der Bezugsberechtigten mit Abholkarte stieg 2002 aber weiter. Irgendwann wurde ein Bedürftigkeitsnachweis eingeführt. Tafel-Vorsitzender Hartmut Krause rechnete eine Gesamtzahl von 210 Kunden bis Weihnachten aus.

24 Helfer gaben mittwochs und freitags ab 17 Uhr die Lebensmittel aus. Darüber hinaus kümmerten sie sich um eingetroffene Lebensmittelspenden. „Wir waren täglich mit zwei Leuten da, um Ware zu sortieren“, berichten Kohlwes und Steinbach. Es handelte sich um Spenden aus Supermärkten, Bäckereien und von Wochenmarkthändlern. Kistenweise seien die Waren für die Abholer verstaut und beim Vorsortieren aufgeteilt worden, damit jeder Abholer etwas von allem hätte. Aber: „Diese Regelung kam nicht bei jedem gut an“, erzählt Sonja Kohlwes. So sei auch beobachtet worden, wie jemand die entgegengenommenen Sachen „hinter der nächsten Ecke“ wegwarf. Manche hätten sich über zu trockene Brötchen beschwert. „Einige hätten wohl auch lieber Fertiggerichte wie Pizza gehabt“, berichtet Heide Steinbach. Die Einstellung zu diesem Thema sei allerdings ein Stück weit eine Generationenfrage, meint Stefan Thomsen, „die Jüngeren kriegen gar nicht mehr beigebracht, wie man kocht.“

Man rang um den Aspekt Wertschätzung. „Wir haben lange debattiert, ob wir es uns erlauben können, einen Euro zu verlangen“, berichtet Sonja Kohlwes.

Aber mitunter waren auch andere Perspektiven auf die Einrichtung problematisch: So konnte ein böser Zungenschlag Menschen aus Missgunst in Verruf bringen und die Tafel gleich mit. Das zeigte sich am Beispiel eines Kunden, den sein Nachbar wegen einer Verletzung zur Ausgabestelle fuhr – nichtsahnend, welche Wirkung das auffällig große Auto auf Augenzeugen haben würde...

Die Tafel blieb nicht in der Eutiner Straße. „Der Eigentümer wollte das nicht mehr“, sagt Sonja Kohlwes, „das lag wohl auch ein bisschen an der Kundschaft“, meint sie. Und so fand die Tafel in den Jahren 2004 und 2005 eine neue, immer noch eher provisorische Bleibe im Souterrain des TSV-Sportheims zwischen der Bürgermeister-Kinder-Straße und der Schule Am Schiffsthal. Als problematisch erwiesen sich hier jedoch die vielen Treppen, sowohl für die Helfer als auch die Kunden, „das war für ältere Menschen ein Desaster“. Doch dann konnte die Tafel, zu der 2004 die Außenstelle Lütjenburg dazugekommen war, erneut in Plön umziehen. Die neue Adresse: das Hinterhofgebäude in der Bahnhofstraße 6 bei der Glaserei.

Karin Kahlstorf, die 2010 Vorsitzende war, hob die zentrale Lage mit ihrer guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel lobend hervor sowie das große Lager mit Kühlhaus. Denn die Zahl der Bedürftigen war weiter gestiegen, insbesondere nach Einführung der „Hartz IV“-Regelung. Vor allem Familien mit vielen Kindern waren darunter, Frauen, die allein erziehen, und ältere sowie verwitwete Frauen mit geringer Rente. 2010 gab es 720 Tafelkunden, die sich außer in Plön auch in Ascheberg, Wankendorf und Lütjenburg Lebensmittel abholten.

Bis 2019 blieb die Tafel in der Bahnhofstraße 6. Dann stand im Mai ein erneuter Umzug an, diesmal in die Alte Meierei in der Rodomstorstraße. Hier hatte sich das „Räderwerk“ befunden, doch die Räume standen bereits über zehn Jahre leer, weiß Stefan Thomsen. Sie wurden passend umgebaut und sind barrierefrei.

Mit den Lebensmittelspenden komme die Tafel heute gut zurecht, sagt er, „auch die Kosten, die wir haben, können wir gut stemmen.“ Ein Problem sei jedoch, jemand für die Vorstandsarbeit zu gewinnen. Dieses teilt der Tafelverein durchaus mit anderen Einrichtungen: „Die Nachfolgefrage besteht auch bei der Kleidergarage“, sagt Sonja Kohlwes. Es handelt sich um den ehrenamtlich geführten Second-Hand-Laden unter dem Dach der Kirchengemeinde.

Noch können die Ehrenamtlichen das Tafelprojekt weiterführen. Aber: „Wir sind uns im Klaren, dass wir das sonst eines Tages abwickeln müssen“, verdeutlicht Thomsen. Aktuell gebe es 680 Abholer pro Woche an allen vier Standorten, 250 beziehungsweise 130 kämen mittwochs und freitags in Plön zur Ausgabe, „der Rest an anderen Standorten“. Hinter diesen Zahlen verbergen sich mehr Nutzer der Lebensmittelspenden. „Wir wissen, ob da fünf Kinder dranhängen, oder nur eine erwachsene Person“, erklärt Thomsen. Darüber werde Buch geführt.

Schon längst gibt es keine gepackten Kisten mehr. „Die Abholung funktioniert nach Supermarktprinzip: „Der Abholder gibt zwei Euro und sagt, welche Lebensmittel er haben möchte.“

Im Jahr 2010 feierte die Tafel ihr zehnjähriges Bestehen im Gemeindehaus am Markt. Und am 12. Juli 2025 ist es dort wieder so weit. Die Redaktion der reporter gratuliert: Herzlichen Glückwunsch, liebes Tafel-Team!


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