

Preetz (vg). Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Laut Kriminalstatistik gab es 2023 bundesweit jeden Tag durchschnittlich 728 Fälle von körperlicher Gewalt, 171 Fälle von sexualisierter Gewalt und 394 Fälle von psychischer Gewalt. „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache! Sie muss sichtbar gemacht, benannt und beendet werden“, fordert die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Plön, Yvonne Deerberg. Mit einem breiten Bündnis frauenspezifischer Organisationen will sie auch in diesem Jahr wieder mit Aktionswochen rund um den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ das Problem jedermann vor Augen halten und Betroffene über Hilfen informieren.
Im Rahmen der weltweiten „Orange the World“-Kampagne, die genau dieses Ziel verfolgt, finden vom 25. November bis zum 10. Dezember verschiedene Veranstaltungen im Kreisgebiet statt. Den Auftakt macht bereits am Freitag, 21. November, um 18 Uhr ein Gottesdienst von Frauen nur für Frauen in der Preetzer Stadtkirche. „Das Motto dieses Abends lautet ,Sichtbar werden‘ – nicht nur weil sich die Gewalt oft im Verborgenen abspielt, sondern auch Leistungen von Frauen allzu häufig nicht ausreichend gewürdigt werden. Am Beispiel starker Frauenfiguren wollen wir Erinnerungsarbeit leisten und herausfinden, wie wir es schaffen können, als Frauen in unserer Gesellschaft sichtbarer zu werden“, erläutert Diakonin Julia Jünemann vom Kirchenkreis.
Die Plöner Gleichstellungsbeauftragte Marianne Terstiege-Lambers sorgt dafür, dass vom 25. bis 30. November in der Stadtbücherei in der Krabbe 17 eine Bücherecke mit Leseangeboten – ob Bilderbuch, Roman oder Sachbuch – für Kinder und Erwachsene zu finden ist. Während des Aktionszeitraumes werden außerdem im Bürgerbüro und im Osterkarree orangene Statement-Stühle mit dem Slogan „Klein Platz für Gewalt“ und Infomaterial platziert. Am Freitag, 28. November, ab 10 Uhr startet auf dem Plöner Wochenmarkt dann die traditionelle Brötchentüten-Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“. Die 150 Brötchen für die Aktion, bei der die Nummer des Frauen-Hilfetelefons (08000-116016) auf die Tüte gedruckt ist, stellt die Bäckerei Beyer zur Verfügung.
In Preetz heißt es am Sonnabend, 29. November, von 10 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt „Gewalt kommt nicht in die Tüte“. Der Infostand ist am Quellstein zu finden, wo 200 von der Bäckerei Steiskal gestiftete Brötchen verteilt werden. „Wir freuen uns auf fruchtbare Gespräche. Wir geben Tipps, was man tun kann, wenn man selbst von Gewalt betroffen ist oder wenn man Gewalt im Umfeld wahrnimmt“, so die Preetzer Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Torges. Mit dabei sind auch Vertreterinnen des autonomen Frauenhauses, die hoffen, ehrenamtliche Mitstreiterinnen zu gewinnen.
Den Abschluss bildet ein Vortrag am Dienstag, 9. Dezember, den der Frauenpolitische Beirat und die AG der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Plön von 17 bis 20 Uhr im Plöner Kreishaus organisieren. Unter dem Titel „Hass und Hetze im kommunalpolitischen Kontext“ wird beleuchtet, wie Bedrohungen und verbale Gewalt insbesondere gegen Frauen im öffentlichen Raum zunehmen und welche Gegenstrategien notwendig sind, um demokratisches Engagement zu schützen (Anmeldungen per E-Mail an anmeldung@fpb-event.de).
Yvonne Deerberg weist außerdem darauf hin, dass auch die Kommunalpolitik in der Verantwortung steht, die Istanbul-Konvention umzusetzen. Sie sieht Maßnahmen vor, um Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhindern und zu bekämpfen. „Im Kreis Plön ist noch nichts passiert.“ Dabei liegt in der Region einiges im Argen: Als einziger Kreis in Schleswig-Holstein ohne Geburtshilfe bekommt das Thema „Frauengesundheit“ einen besonderen Stellenwert. „Die Strukturveränderungen führen zu einem immer höheren Druck auf Schwangere, aber auch auf Kliniken und Krankenhauspersonal, die an ihre Grenzen kommen. Und Druck führt oft zu Gewalt“, so Anja Handrich, Kreisvorsitzende des Hebammenverbandes.
Ein Zeichen setzen viele Städte, Ämter und Gemeinden im Kreis durch das Hissen der orangefarbenen Flagge mit dem Slogan „Kein Platz für Gewalt“. Deerberg lädt weitere Kommunen gerne ein, sich ebenfalls mit „Orange the World“-Flaggen an der Aktionswochen zu beteiligen.



