Reporter Eutin

Kreativität altert nicht

Preetz (kud). Eigentlich ist sie Architektin. Aber Lebenswege erweisen sich – rückwärts betrachtet – nicht immer als gerade und planbar. Und so wurde aus der Architektin Karla-Maria Orlich schließlich eine Künstlerin, die seit nunmehr 30 Jahren in der Volkshochschule Preetz als Dozentin für Aquarellmalerei vielen Menschen die Freude am Malen vermittelt. Das Wohnzimmer ihres Reihenhauses in Preetz gleicht auch einem Atelier und einem Archiv. Hier stapeln sich Erinnerungen aus mehr als 75 Jahren. Da hat sich einiges angesammelt. „Nach dem Abitur habe ich mit einem Medizinstudium begonnen“, erzählt sie. Das habe sie aber abgebrochen, weil sie dort ihre Vorstellungen von Leben und Arbeiten nicht glaubte, verwirklichen zu können. Der Weg führte in eine ganz andere Richtung, die Architektur. Und die hilft ihr noch heute beim Vermitteln von Formen und Strukturen in einem Bild. Das hilft auch ihren Malschülern.
1982 bestimmte in großer Umzug ihre weitere Zukunft. Durch die Versetzung ihres damaligen Ehemannes packte die resolute Frau für sich, die beiden Kinder und den Ehemann die Koffer. Die Reise ging nach Preetz. „Und das habe ich nie bereut, obwohl mich in Schleswig-Holstein eine herbe Enttäuschung erwartete.“ Denn als die Kinder älter wurden, wollte Karla-Maria Orlich eigentlich wieder als Architektin arbeiten. Aber: „Damals gab es allein in Kiel 100 arbeitslose Architekten.“ Nach der Kinderpause gab es da wenig Chancen für einen Wiedereinstieg. Kein Grund, den Mut zu verlieren, denn der Mensch kann ja durchaus mehrere Begabungen haben. Sie griff nach Jahren wieder einmal zum Malpinsel. Und dabei ist es seitdem geblieben.
Techniken, Formen und Farben ausprobieren, Stilrichtungen erspüren und einfangen, das ist ihr Ding. Und mit den Kenntnissen auf diesen Gebieten landete sie schließlich vor 30 Jahren bei der VHS Preetz, die in diesem Jahren ihr 100jähriges Jubiläum feiert. Mit diesem Mut zum ersten Schritt als Kursleiterin entwickelte sich schließlich eine ganze Malgeschichte für die VHS. Karla-Maria Orlich gab sich nie mit einem kleinen Erfolg, einem kleinen Schritt zufrieden. Den Kursen, die einmal wöchentlich stattfinden, folgten Workshops und schließlich Malreisen in viele europäische Länder. „Bei der Auswahl der Ziele habe ich immer Wert darauf gelegt, dass sich die Stimmung und das Ambiente vor Ort als Aquarell eigneten.“ Mit ihren Kursschülerin arbeitet sie nur in dieser Technik.
Sie selbst hat in ihrem langjährigen Künstlerleben eigentlich alles ausprobiert: von der Ölmalerei bis hin zu japanischen Kunstformen. Bis heute mag sie sich in ihrer Kreativität auch nicht festlegen lassen. Auf die Leinwand kommt, wonach ihr gerade ist. In den Kursen hat sie in den 30 Jahren die verschiedendsten Menschen kennengelernt und künstlerisch betreut. Dabei haben sich Freundschaften und intensive Bekanntschaften entwickelt. Die älteste Kursteilnehmerin ist mittlerweile 97 Jahre alt.
Ausstellungen, erzählt sie, seien stets ein willkommener Anlass, sein eigenes Werk auf den Prüfstein zu stellen. Viele schöne Erlebnisse finden sich im Archiv wieder. Nie vergisst sie dabei ihre Kursteilnehmer. „Auch sie müssen eine Plattform erhalten, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren.“ Gerade erst stellte Dr. Karen Volkmann-Lark von der Buchhandlung am Markt zahlreiche Arbeiten der Hobbykünstler aus. Karla-Maria Orlich: „Die Bilder, die wir hängen wollten, haben wir nicht nach besonderem Talent ausgesucht. Mir war es wichtig, dass sich alle Teilnehmer mit ihren unterschiedlichen Begabungen wiederfinden konnten.“
Und so soll es auch künftig weitergehen im Malkurs der VHS Preetz. Die Freude am Malen soll im Vordergrund stehen.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen