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Neue Bilder für das Museum des Kreises Plön Fielmann stiftet Gemälde von Hildegard Grube-Loy

(V. l.) Susanne Danz, Leiterin der Fielmann-Niederlassung in Plön, und die Kunsthistoriker Constanze Köster und Jürgen Ostwald, überreichten fünf Gemälde der Künstlerin Hildegard Grube-Loy an Museumsleiterin Julia Meyer (2. v. l.)

(V. l.) Susanne Danz, Leiterin der Fielmann-Niederlassung in Plön, und die Kunsthistoriker Constanze Köster und Jürgen Ostwald, überreichten fünf Gemälde der Künstlerin Hildegard Grube-Loy an Museumsleiterin Julia Meyer (2. v. l.)

Bild: L. Schneider

Plön (los). Das Museum des Kreises Plön hat durch eine Schenkung Günther Fielmanns fünf neue Gemälde im Bestand. Am 14. Juni überreichten Susanne Danz, Leiterin der Fielmann-Niederlassung in Plön, und die Kunsthistoriker Jürgen Ostwald und Constanze Köster, die für die Fielmann-Stiftung tätig sind, Bilder der 2002 verstorbenen Aquarellmalerin Hildegard Grube-Loy an Museumsleiterin Julia Meyer. Die Künstlerin, die ihre letzten Lebensjahre auf dem Blekendorfer Windmühlenkamp verbrachte, war Mitglied des Bundesverbandes Bildender Künstler Schleswig-Holsteins und reihte sich unter den bedeutenden regionalen Künstlernamen ein. Zu ihnen zählten die Kreis-Plöner Elisabeth Jaspersen, mit der sie freundschaftlich verbunden war, Alexej von Assaulenko und Karl Decker. Doch nicht nur aus diesem Grund ist das Gemälde-Ensemble in den Bestand des Kreis-Museums übergeben worden: „Es ist auch eine bewegende Frauengeschichte“, erklärt Julia Meyer. Grube-Loys Biografie prägten Kriegserlebnisse und der Tod Angehöriger, Flucht und der Verlust der Heimat. Künstlerisch blieb sie dennoch ihrer naturwissenschaftlichen Linie treu und beobachtete genau. Landschaft und Licht, Tiere und die Ostsee waren ihre Themen. „Sie mochte das Entdeckerische“, sagt Julia Meyer.

Die Künstlerin hat viele ihrer Erinnerungen aufgeschrieben und anschaulich geschildert. Bilder von ihr sind auf dem Markt noch kaum erhältlich. „Die Kindergeneration hält die noch zusammen“, erklärt Jürgen Ostwald. Geboren 1916 in Königsberg, sei Hildegard Grube-Loy als Tochter aus der ersten Ehe des Malers Ernst Schaumann, im nahegelegenen Warnicken, nahe der Ostsee in geradezu idyllischen Verhältnissen aufgewachsen. So beschreibt sie, wie sie als Mädchen mit ihrem Trakehner-Hengst Sepp durch den Wald geritten ist und dort Elche beobachten konnte. Familiär geprägt, setzt sie das Erlebte mit dem Bleistift um. Prompt erschien ihre Zeichnung auf der Kinderseite des Königsberger Tageblattes, erzählt Meyer. „Ernst Scheuermann war damals ein durchaus bekannterer Maler“, sagt sie.

Scheuermann schickt seine Tochter in die Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Berlin. Diese stellt jedoch fest, dass Modezeichnen, Schneiderei und Kunstgewerbe ihr nicht liegen. So entscheidet sie sich 1935 für den Wechsel an die Berliner Kunstakademie.
Es war ein Bürofehler, durch den Hildegard Grube-Loy sich ausgerechnet in der Aufnahmeprüfung der Fortgeschrittenen für die Meisterklassen wiederfindet. Doch das Ereignis erweist sich als glückliche Fügung sowie Dreh- und Angelpunkt für ihren Werdegang. Denn bei der Aufnahmeprüfung sitzt ihr der Maler Heinrich Loy (* 1907; † August 1941) aus Nürnberg gegenüber. Der erkennt, dass sich die Bewerberin in der falschen Prüfung befindet. Da Heinrich Loy jedoch auch ihre Begabung sieht, behält er den Fehler des Aufnahmebüros für sich.

Loy schiebt in den folgenden Tagen eine intensive Ausbildung im Zeichnen mit ihr an. So wird sie, als die Ergebnisse der Prüfungskommission bekannt gegeben werden sollen, für die Anfängerklasse aufgenommen. Unterstützung kommt von Professor Wilhelm Tank, einem Mitglied der Prüfungskommission - er hatte mit ihrem Vater studiert.
Hildegard Grube-Loy lernt Heinrich Loy näher kennen, beginnt eine Beziehung. „Es war ihre intensivste Zeit“, sagt Julia Meyer.
Nachdem Heinrich Loy seine Ausbildung an der Kunstakademie beendete hatte, verlässt auch Hildegard Grube-Loy 1936 ihren Studienplatz. Sie reist zurück in die Heimat. Heinrich Loy will ihr nachfolgen.
Beide ziehen in das Fischerdorf Pillkoppen auf der Kurischen Nehrung und im November 1936 an die Küste bei Warnicken. Ende November fährt das Paar zurück nach Berlin. Auf die Hochzeit 1936 folgt die Geburt des Sohnes Heiner im Februar 1937.
Heinrich Loy wird im Zweiten Weltkrieg 1940 als Kriegsberichterstatter eingezogen. Im August 1941 fällt er an der Front in Russland. Seine Frau erhält Beistand von der Familie ihrer Bekannten Lilly von Kieseritzky. „Der Tod hat sie sehr stark getroffen“, verdeutlicht Julia Meyer, „Loy war ihre große Liebe.“ Er ist nicht ihre einziger Verlust: Auch der jüngere Bruder von Hildegard Grube-Loy fällt im Krieg.
Lilly von Kieseritzkys Bruder Georg Grube, der von Beruf eigentlich Stadtbaurat in Neumünster und dort verheiratet ist, kommt als Fronturlauber nach Berlin und berichtet, er könne das Grab Heinrich Loys für sie fotografieren. So entsteht eine erste Korrespondenz.

Sie nimmt ihr Studium bei den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg wieder auf. Doch als die Luftangriffe zunehmen, verlässt sie die Stadt nach Kleinkuhren in Ostpreußen. 1942 meldet sie sich an der Kunstakademie Königsberg an - auch, um nicht zum Kriegsdienst eingezogen zu werden.
Die Ausbildungsstätte hat Rang und Namen: „Das Preußische Zeichenlehrerexamen machte man in Königsberg“, ergänzt Jürgen Ostwald.
Doch Königsberg brennt 1944 im Bombenhagel nieder. Hildegard Grube-Loy kann mit ihrem Kind im letzten Bahntransport des Roten Kreuzes flüchten und strandet in Hausdorf bei Frankenberg in Sachsen.
Georg Grube wechselt wegen eines schweren Herzleidens von der Front zur Stadtverteidigung nach Posen. Auch seine Familie ist nun dort, da Neumünster ebenfalls bombardiert wurde. Doch Grubes Frau stirbt an Krebs. Mit seinem Sohn flieht er nach Hausberg zu Hildegard Grube-Loy. Sie heiraten im März 1945 und können nach Neumünster fliehen. Grube, dort aus dem Bauamt entlassen, verliert das Wohnrecht in seinem Haus. Sie erhalten zunächst im dritten Stock Quartier. Grube wird jedoch im Lager Stukenbrok interniert und stirbt Anfang November 1946 dort an seiner Herzerkrankung. Seine Frau, ihr Sohn und die beiden Söhne Grubes werden später vom Sozialamt finanziell versorgt. Die Freigabe der Pensionsgelder ihres Ehemannes erfolgt erst 1948, nachdem Aussagen der Bauamtsmitarbeiter und Gutachten Grubes Unschuld als Nationalsozialist belegt haben. So ist die Künstlerin auch in Zukunft finanziell gut abgesichert.
Nachdem das Haus von Georg Grube von den Engländern beschlagnahmt worden ist, wird Hildegard Grube-Loy in Plön eine Wohnung vermittelt. Sie nimmt ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf. Dabei lernt sie den Maler Werner Rieger (1921–2008) kennen. Das Paar lebt von 1948 bis zu seiner Trennung 1955 im Nienthal bei Lütjenburg. Sohn Karl-Werner wird 1949 geboren. Mit ihm bleibt sie dort bis 1962. Dann zieht sie auf das Gestüt Katarinental um, wo die Ostpreußin Erdmuthe von Zitzewitz in der Gemeinde Wangels, Kreis Ostholstein, Trakehner Pferde züchtet.

Sie nimmt an den Landesschauen Schleswig-Holsteinischer Künstler von 1954 bis 1961 sowie an den Ausstellungen im Schloss Plön teil, widmet sich der Landschafts- und Tiermalerei. Ihre spezielle Aquarelltechnik bringt sie mit den Jahren zur Perfektion.
Hildegard Grube-Loy ist der Plöner Malerin Elisabeth Jaspersen freundschaftlich verbunden und reist mit ihr auch nach Norwegen.
Elisabeth Jaspersen gilt als eine der bedeutendsten Kieler Malerinnen. Geboren 1900 in Möltenort bei Heikendorf, lebt sie seit 1960 bis zu ihrem Tod 1994 in der Plöner Rosenstraße. Jaspersens Vater, der ihr die künstlerische Ausbildung unter anderem auch in Breslau ermöglicht hatte, gehörte die heute noch in Familienbesitz befindliche Apotheke am Alten Markt in Kiel.
1975 reist Hildegard Grube-Loy mit deutsch-schwedischen Freunden nach Nordschweden und fertigt zahlreiche Skizzen als Grundlage für Aquarelle. Die hellen Nächte nutzt sie für einsame Skiwanderungen, bei denen sie, fasziniert vom Nordlicht, in die Natur einschließlich ihrer kosmischen Phänomene tief eintaucht.
In den folgenden Jahren reist sie nach Umeå im schwedischen Lappland. Sie arbeitet dort bis 1995.
Dann beendet Hildegard Grube-Loy ihre Malarbeiten, auch aus gesundheitlichen Gründen. Ihre Aquarelle und Kohlezeichnungen aus Norwegen und Schweden gelten als besonders eindrucksvoll. Ihre Arbeiten waren auch im Kreis Plön beliebt. „Im April 2002 wurde noch eine Sonderausstellung von ihr im Plöner Museum gezeigt“, erinnert sich Julia Meyer, die damals als Museumspädagogin arbeitete. „Rund um Lütjenburg gab es eine große Fangemeinde, auch für die Norwegen-Bilder.“


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