

Plön (t). Nachdem sich Tausende Teilnehmer am Wochenende in der Landeshauptstadt Kiel sowie in der Bundeshauptstadt Berlin in Kundgebungen für den Frieden und gegen den Krieg in der Ukraine stark gemacht hatten, setzten am Sonntagabend auch in der Kreisstadt Plön über 300 Demonstranten ein Zeichen der Solidarität mit dem souveränen osteuropäischen Staat und warben für ein Ende der Gewalt. Der Veranstalter der Demo, die Stadt Plön, will auf die Flüchtlingsbewegung aus dem Kriegsgebiet reagieren und wirbt um geeignete Unterkünfte.
Zu der Friedensdemo hatte die Stadt Plön kurzfristig aufgerufen. Hintergrund ist der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin drei Tage zuvor befohlene Angriff auf die Ukraine am Donnerstag, den 24. Februar 2022. Mit Spruchschildern, Kerzen, Fahnen und Plakaten, deren Aufschrift mitunter in kyrillischer Schrift verfasst war, zeigten die zahlreich erschienen Veranstaltungsbesucher Flagge – in den Farben der Ukraine, Gelb und Blau.
„Deswegen stehen wir gemeinsam heute hier zusammen, um zum Ausdruck zu bringen, dass Putin die militärische Aggression beenden muss“, unterstrich Plöns Bürgermeister Lars Winter, der die versammelten Demonstranten auf dem Marktplatz begrüßte. Auch Vertreter einiger Parteien – Tim Brockmann (MdL, CDU), Regina Poersch (MdL, SPD), Martin Drees (Grünen-Kreisvorsitzender), Dirk Meußer (FDP) – nutzten die Veranstaltung für ein klares Statement für den Frieden und für die Souveränität der Ukraine und bekannten ihre Anteilnahme mit den von der Welle der Gewalt betroffenen Menschen. „Ein Krieg gegen Demokratie“, unterstrich Winter. Aber auch er habe es nicht für möglich gehalten, „dass es in Europa wieder Angriffskriege geben wird“.
Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die sich bereits in Richtung Westen auf den Weg gemacht haben, will die Stadt mit der Möglichkeit der Unterbringung helfen. „Ich glaube, dass ich für alle Fraktionen der Plöner Ratsversammlung spreche, wenn ich zusage, dass wir versuchen werden viele ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen“, erklärte Winter. Ebenso würden Übersetzer benötigt, rief er ukrainisch Sprechende auf, sich bei der Stadtverwaltung zu melden, wenn sie unterstützend tätig sein möchten. Zudem wolle er einen ukrainischen Stammtisch für gegenseitige Hilfe einrichten und suche auch für dieses Projekt Unterstützer mit Wurzeln in der Ukraine. Wer mit einer Unterbringungsmöglichkeit, zum Beispiel Einliegewohnung helfen kann, ist ebenfalls aufgerufen, mit der Stadtverwaltung Kontakt aufzunehmen.
„Sag’ mir wo die Blumen sind...“
Musik und Kultur finden mitunter den treffenden Ausdruck für Gefühle angesichts eskalierender Gewalt im Weltgeschehen. Bürgervorsteherin Mechtilde Gräfin Waldersee begleitete die Kundgebung mit Friedensliedern, von denen das ins Deutsche übertragene Antikriegslied „Where have all the flowers gone?“, das durch Marlene Dietrich in den 60-er Jahren populär wurde, zu den bekanntesten zählt. Inhaltlich stellt der Folksong die Wiederholung von Krieg, aus dem die Menschheit nicht zu lernen bereit zu sein scheint, in Frage.
Wie die Ereignisse sich bereits im Alltag und Miteinander auswirken, beschrieb Pastor Roland Scheel von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Plön im Rückblick auf seinen Friseurbesuch am Freitag. „Wir haben eine Russin im Team, was soll ich jetzt machen?“, sei er gefragt worden. Seine Entgegnung: „Nehmen Sie sie doch in den Arm“.
„Selig sind die Friedensstifter und nicht die Kriegstreiber“, lenkte Pastor Scheel den Blick via Bergpredigt auf die Bedeutung des Handelns eines jeden. „Wir sind verantwortlich für das, was wir tun!“ Damit verknüpft ist auch das Problem der Falschen Wahrheiten. „Fake News“ seien salonfähig geworden, kritisierte er. Doch „es ist nicht normal, angelogen zu werden“, nahm er Bezug auf den Kriegsbeginn in der Ukraine, dessen Dreh- und Angelpunkt gezielt verbreitete falsche Nachrichten gewesen sind.