Reporter Eutin

Neue Kästen für Mauersegler-Kolonien

Plön (los). An den Plöner Schulen, am Kreishaus und der Aula Am Schiffsthal tobt das Leben: Nicht nur in den Klassen- oder Bürozimmern, sondern auch davor, am Oberstübchen unter‘m Dach. Hier zeigen die Mauersegler ihre Flugkünste. Extra installierte Brutkästen haben sie angelockt.

Für das Projekt haben sich Plöns Umweltbeauftragter Ludwig Askemper, Ornithologen, allerlei Unterstützer wie die Stadt und Kreis Plön, die Marineunteroffiziersschule, die Kirchen, Unternehmen aus oder im Umfeld des Vereins Stadtmarketing und insbesondere der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) mit fachlicher und finanzieller Hilfe stark gemacht. Der Erfolg ihres Einsatzes für den Artenerhalt in diesem Jahr ist eine junge Generation Mauersegler Jahrgang 2025.

Dank der Anbringung der Kästen konnten die geflügelten Sommergäste, die fast ihr gesamtes Leben in der Luft verbringen, nun eigens geschaffene Brutreviere nutzen, die sie als Koloniebrüter auch prompt angenommen haben. Mit Hilfe einer ausfahrbaren Bühne durch einen der Sponsoren wurden die Kästen an den Fassaden in luftiger Höhe angebracht.

Es ist ihm ein Anliegen, etwas für die Artenvielfalt zu tun. Mehr noch geht es Ludwig Askemper darum, substantielles Wissen rund um dieses Thema in mehr Handeln an den verschiedenen Schnitt- und Berührungspunkten fließen zu lassen, zu netzwerken und nach überzeugenden guten Lösungen zu suchen. So kam er zu seinem Ehrenamt. Vor knapp sieben Jahren ist Ascemper nach Plön gezogen. Inzwischen hat er sogar zwei Ehrenämter übernommen: Im Verein Stadtmarketing ist er seit ein paar Monaten zweiter Vorsitzender und seit April 2024 Umweltbeauftragter der Stadt Plön.

Die Eckpunkte hat er gleich am Anfang klar umrissen: „Nach dem Bewerben habe ich erst einmal gesagt, was ich alles nicht kann“, führt Ludwig Ascemper aus. Für dieses Ehrenamt galt es deutlich zu machen: „Es ist fachliche Unterstützung angesagt.“

Davon abgesehen bringt er eine Menge Kompetenzen mit, die sich alle in das Aufgabenspektrum nahtlos einfügen und Antworten auf Probleme zu finden helfen: Aufgewachsen als Landwirtssohn im Ruhrgebiet, arbeitete der Diplomkaufmann im Marketing für Mondelez International, ehemals Kraft, tobte beruflich in Prag, Wien und Stockholm durch die Weltgeschichte und lebte auch im Ausland. Als er um 2018 nach Plön zog, hatte er dennoch Bezüge zur Holsteinischen Schweiz. So zählten zu den Kindheitserinnerungen unter anderem Urlaube im Godenbergschlösschen in Malente, berichtet er. Wertschätzende Neugier auf Tier und Natur – „ich bin ein Bauernkind!“ – war ffihm sowieso selbstverständlich. „Dieses Erlebnis fand ich schon immer cool“, sagt er.

Fachliche Unterstützung ist also unumgänglich. Aber für Ludwig Askemper ist auch die Zielsetzung wesentlich. „Plön kann über seine Artenvielfalt, die hier möglich ist, Menschen motivieren hierherzukommen – wegen des Naturerlebnisses“, unterstreicht er und sieht darin einen Impuls für strategisches Handeln. Dieses Profil von Landschaft, Tier und Natur im Sinne der Nachhaltigkeit zu schärfen, helfe der Stadt touristisch zu punkten. Denn es führe zu einer Unterscheidung von Nachbarorten, wenn es gelinge, dabei die Besonderheiten und die überregionale Bedeutung über Schleswig-Holstein hinaus herauszuarbeiten.

Letztlich visionär wie bei einem Unternehmen müsse eine Antwort auf die Fragen gefunden werden, wo Plön „in X Jahren“ sein wolle und wann die Stadt für wen eigentlich attraktiv sei. „Es geht nicht nur um Ökologie“, so Askemper „sondern um Ökonomie und Soziales.“

Wo immer sich Menschen aufhalten, tun sich Aktionsmöglichkeiten auf: „Ein Naturerlebnis kann überall entstehen“, sagt Ludwig Askemper. Der Handel könne ebenso partizipieren wie Forschende vom Max Planck Institut, die hier leben. „Viele sind an diesen Themen interessiert und wertschätzen das auch, dass Plön es sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Artenreichtum zu vergrößern.“ Auch viele Unternehmen sähen sich als Mitwirkende an diesem Prozess. Warum, das erklärt Askemper mit Blick auf die Außenwirkung so: „Wenn dann darüber gesprochen wird, stehen sie in einem anderen Licht.“ Es lohne sich daher, Gelder in die Umsetzungen zu investieren. „Denn es ist auch Geld, das wieder in den Wirtschaftskreislauf geht“, macht er deutlich.

In Sachen Naturerlebnis sei die wasserreiche Stadt Plön – „ich glaube, nicht einmal Venedig hat mehr als 70 Prozent!“ – nicht nur ein Ort des Sehens, sondern auch des Hörens. Die Mitgeschöpfe aus der Vogelwelt lieferten dafür gute Beispiele: das hohe Pfeifen der Mauersegler etwa, in das sich das Schwalbengezwitscher oder manchmal der Ruf der Seeadler mischen. Und das macht genau den Unterschied: „Wenn in meiner Heimat Bottrop ein Seeadler am Himmel wäre, wäre da ein großer Stau“, so Askemper, „aber hier guckt kein Mensch.“ Dies zeige: Um Umwelt- und Klimaschutzprobleme lösen zu können, müsse ein Bewusstsein geschaffen werden. Und dafür sei Unterstützung erforderlich.

Ludwig Askemper sieht im Naturerleben durchaus das Potenzial, dieses in wirtschaftlich relevanten Prozessen zu verquicken. Vorstellbar sei da etwa – ein wenig über Kreuz gedacht - das Erforschen von Optiken, Linsen oder smarten Hörgeräten. Oder auch die Anbindung an bestimmte Studiengänge und Forschungsprojekte der Universitäten, die das Erhalten einer lebenswerten Umwelt berühren, aber zugleich auch den Bedarf neuer Jobs zur Entfaltung bringen könnten.

Seit Anfang des Jahres gibt es den Verein Artenreich Plön. „Ein gemeinnütziger Verein kann Fördergelder für Umweltprojekte einwerben“, sagt Askemper. Das könne zwar auch die Stadt, komme aber nicht an alle Töpfe heran. „Diese Lücke möchte ich schließen“, sagt er, „und dass wir uns anstrengen, die richtigen Projekte zu entwickeln.“ Aufgabe des Vereins werde es sein, dass Dinge mit eingeworbenen Geldern finanziert werden können. Das heißt: „Kofinanziert vom Staat, der einen gewissen Prozentanteil bewilligt und beisteuert“, erklärt der Ehrenamtler.

Maßnahmen wie das Anbringen der Mauerseglerkästen sind so ein Beispiel: Sie hängen am Kreishaus, am Gymnasium, an der Aula Am Schiffsthal, an der Rodomstorschule und an Gebäuden der Marineunteroffiziersschule nahe des Missionswegs, insgesamt 60 Stück. Weiterhin wurden mehr als 60 Fledermauskästen an verschiedenen Gebäuden angebracht, aber an anderen, für sie geeigneteren Standorten, erklärt der Umweltbeauftragte.  

Deutlich wird: Alle Maßnahmen betreffen öffentliche Gebäude. Sie erfüllten damit eine wichtige Vorbildfunktion für die Bürger, die sehen, wie sie es selbst ebenfalls machen können. Es komme darauf an, dass diese sich dem Thema öffneten. „Und, dass sie das Gefühl haben, dass die Stadt ihnen hilft!“. Insbesondere die Schulen seien ein tolles, da niedrigschwellige Beispiel. Ludwig Askemper denkt bereits über einen QR-Code auf einer Infotafel nach, der die nötigen Hinweise zum Nachmachen am privaten Haus für die Bürger bereitstellt. „Es geht um die Motivation mitzumachen“, stellt er heraus. „Deshalb finde ich es gut, die Unternehmen mit ins Boot zu holen, indem sie, wo es möglich ist, unterstützen können – wie beim Anbringen der Mauerseglerkästen.“


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