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QR-Codes am Plöner Kadettenfriedhof für eine digitale Erinnerungskultur

Plön (cfö). Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geht in Schleswig-Holstein wieder in den nächsten vier Wochen von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln. Die Studentin und Vertreterin für Jugendarbeit des Vereins, Larissa Semelka, plant, mit kreativen Ideen Jüngere besser an das Thema der Erinnerungskultur heranzuführen.
In den nächsten Tagen kann es sein, dass es an Ihrer Haustür klopfen wird und Sammler*Innen des Vereins Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit ihren blauen und versiegelten Sammeldosen vor Ihnen stehen. Der Hintergrund ist gemeinnützig sowie sinnvoll. Wie jedes Jahr im Herbst sammeln Ehrenämtler*Innen Spenden, um ihre gemeinnützige Arbeit finanzieren zu können. Die Zuschüsse vom Bund reichen nicht vollends aus, um unter anderen den Erhalt und die Pflege von Kriegsgräbern und die Umbettung von Gefallenen in anderen Ländern zu ermöglichen sowie die Schicksale von verlorenen Angehörigen zu klären. Der Plöner Kreisvorsitzende Peter Sönnichsen betont, wie wichtig dieses Vorgehen gerade in den heuten Zeiten sei: „Das, was gerade auf der Welt passiert, ruft das, was vor Jahrzenten passiert ist, noch in Erinnerung!“. Gerade die Umbettung von Kriegsopfern aus dem Ausland sei ein großes Thema, das noch lange nicht abgeschlossen ist. Der millionste Soldat wurde im Herbst dieses Jahres durch den Volksbund in Litauen umgebettet. Sönnichsen betont, dass sie bei diesem Vorgang sehr auf die Spendensammler*Innen angewiesen sind, die traditionell mit einer Auftaktsammlung in Plön beginnen. Soldat*Innen sowie Mitglieder des Kreisverbandes, Reservist*Innen und andere freiwillige Ehrenämtler*Innen sammeln in einem umfassenden Gebiet, das sich von Bad Segeberg, über Schwentinental, Bad Bramstedt, Todendorf bis hin nach Rantzau erstreckt. Die Plöner Marineunteroffizierschule ist zudem durch den Kommandeur und Kapitän zur See Klaus Heermeier eine tragende Rolle bei der Sammlung im Kreis. Bei der Haus- und Straßensammlung hat der Kreisverband Plön im vergangenen Jahr insgesamt 19.000 Euro sammeln können. Landesweit waren es 173.000 Euro, was sich dem Vor-Corona-Niveau wieder nähert. Obwohl in diesen Zeiten, das Geld einen anderen Stellenwert habe als früher, lobt Heermeier insbesondere die jüngeren Spender*Innen, die auffällig mehr Geld in die Sammeldose werfen. Er merkt an, dass die Erinnerungskultur von Kriegsopfern in Anbetracht der heutigen Krisen „nicht nur alte Leute angeht“ und die Sammlung ein Instrument dafür ist, eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern.
Ein Teil des Geldes soll neben den Förderungen des Auswärtigen Amts nun auch in die Jugendarbeit fließen, die insbesondere von der Lehramtsstudentin Larissa Semelka unterstützt wird. Die 23-Jährige ist seit 2017 Mitglied beim Volksbund und engagiert sich ehrenamtlich neben dem Studium für die kreative Umsetzung der Aufklärung von Kriegsgräbern. Semelka hat sich als Deutsch- und Geschichtsstudentin schon immer für dieses Thema interessiert. Die gebürtige Nordrhein-Westfälin war bereits im Urlaub in Plön mit ihren Eltern auf dem Kadettenfriedhof zu Besuch und war zu Schulzeiten Teamerin verschiedener Workcamps auf deutsch-französischer-Ebene, die beiden Weltkriege behandelten.
Die Ideen, die sie mitbringt, sind kreativ und bereits in Planung. Ein Vorschlag ist beispielsweise die Digitalisierung des Kadettenfriedhofs in Plön anhand von QR-Codes, die die Besucher*Innen mit ihren Handys scannen, um nähere Informationen über die Gräber, Gefallenen und vieles mehr umsonst bekommen zu können. So wäre es mithilfe einer Internetseite auch möglich, digital spezielle Begrifflichkeiten zu klären, die sich rund um das Thema der Kriegsopfer bewegen. Vorläufer auf anderen Friedhöfen gäbe es ebenfalls, an die sich Semelka ein wenig orientieren möchte. Zudem wäre geplant, dass Anekdoten von Zeitzeugen in die Erklärungen mit hineinfließen und ihre zur Verfügung gestellten alten Bilder ebenfalls einen Platz bei der digitalen Führung bekommen sollen. Das Angebot soll zudem auch auf englischer Sprache angeboten werden. „Man wird immer weitergeleitet, vielleicht gibt es zum Schluss auch ein Quiz“, erklärt Larissa Semelka. Für Schulklassen wäre dies sehr sinnvoll, Gespräche über eine Kooperation mit der Gemeinschaftsschule und dem Gymnasium in Plön gäbe es schon. Die Kosten für das Projekt werden auf 5000 bis 6000 Euro geschätzt.
Larissa Semelka möchte darüber hinaus im nächsten Jahr ein Workcamp mit internationalen Teilnehmenden errichten, die sich mit der Geschichte von Schleswig-Holstein und spezifischer mit der vom Kreis Plön auch anhand von Biografien auseinandersetzen. Angestrebt sind hier 25 Teilnehmende. In Planung ist außerdem ein Jugendarbeitskreis des Volksbundes, um weiterhin die Erinnerungskultur zu stärken. „Wenn man die damalige Geschichte versteht, versteht man auch die heutigen Entscheidungen auf der Welt“, erklärt sie. Zuletzt hat sie bereits einen Instagram-Kanal eröffnet, in dem sie mit diversen Posts und Reels mehr Reichweite aufbauen möchte. Der Volksbund-Kreisvorsitzende Peter Sönnichsen lobt das Engagement der jungen Frau und ist froh, dass die Jugendarbeit zu diesem wichtigen Thema vorangetrieben wird. „Es ist wichtig, dass junge Menschen damit in Berührung kommen“, stellt er klar.

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