Reporter Eutin

„Wer weiß, ob Friedhof Friedhof bleibt?“

Plön (los). Wo Kirche als „Pop Up Church“ ganz unerwartet präsent wird, ist Gelegenheit für Austausch jenseits konservativer Gottesdienste und Amtshandlungen. Ein solcher Ort ist zum Ende des Kirchenjahres 2025 der Alte Friedhof Plön an der Eutiner Straße am Ewigkeitssonntag, dem 23. November. Von 15 bis 17.30 Uhr sind die Pastorinnen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Eva Rahnenführer, Monika Behrend und Janina Lubeck sowie Friedhofsverwalter Torsten Bieler für Gespräche vor Ort anzutreffen, gleich ob es sich um Herzensangelegenheiten, um Trost und Trauer, oder „Gott und die Welt“ handelt. Die Aktion wird musikalisch vom Posaunenchor Lebrade begleitet. Wichtig zu wissen: Unabhängig davon sind aber auch die Kirchentüren für alle angekündigten Totensonntagsgottesdienste geöffnet, in denen die Namen der 2025 Verstorbenen verlesen und ihrer in der Gemeinde gedacht wird.
Ihre Präsenz auf dem Friedhof sei ein Extraangebot an diesem Sonntag, das über das gottesdienstliche hinausgeht, verdeutlichen Eva Rahnenführer und Janina Lubeck. Der Gedanke: Zwar sucht nicht jeder die Kirche am Totensonntag auf, aber zahlreiche Plöner durchaus den Friedhof, um Angehöriger zu gedenken, deren Grab zu pflegen oder weil ein aktueller Trauerfall dazu den Anlass gibt. „Wir möchten daher zusätzlich rausgehen in die Begegnung mit denen, die trauern, oder überhaupt hier auf dem Friedhof sind, egal, wie lange der Todesfall zurückliegt“, unterstreicht Janina Lubeck. Dies mit mehreren Pastorinnen zu tun, biete auch die Gelegenheit, sich zu teilen, um mit Trauernden die Gräber zu besuchen, ihnen Trost zu spenden, wenn gewünscht, und unter vier Augen miteinander im besten seelsorgerischen Sinne zu sprechen. Aber auch am Stehtisch können die Friedhofsbesucher bei heißen Getränken miteinander und mit den Pastoren ins Gespräch kommen. Es sei an der Zeit für andere Perspektiven auf den Ort „Friedhof“. „Er ist ein Ort der Begegnung, wo man ein Wort miteinander wechseln kann“, so Janina Lubeck. Auch über das Thema Tod. Denn dieses werde immer noch in der Gesellschaft tabuisiert. „Wir wollen mit der Aktion dafür werben, dass der Tod auch ins Leben gehört.“ Die Auseinandersetzung damit helfe, die Angst davor zu mindern und seinen Frieden mit dem Tod zu machen, sind die Pastorinnen überzeugt. Darüber hinaus sei der Friedhof an sich eine gesellschaftlich große Frage. Der Friedhof habe sich verändert, ist im Wandel. Es gibt dort immer weniger Bestattungen. „Wer weiß, ob Friedhof Friedhof bleibt?“, fragt Janina Lubeck. Gerade deshalb werde es wichtiger, den Tod „mehr ins Leben“ zu holen.  Ein Weg dahin sei, ihn auch wie einen Park und Ort der Natur und in diesem Sinne anders, nämlich Lebensraum stiftend, wahrzunehmen. Friedhofsverwalter Torsten Bieler hat neue gärtnerische Ansätze entwickelt und freut sich auf Gespräch und Austausch. 90 Prozent Urnenbestattungen gegenüber Erdbestattungen legen ein anderes Flächenkonzept nahe. Diese Ausgangslage biete sich für die Gestaltung neuer grüner und blühender Räume, zum Beispiel ein Bestattungswäldchen, an, mit Licht- und Schattenspiel und blühenden Gehölzsäumen, wo es summt, wo Falter fliegen und zwitschernde Vögel beobachtet werden können.

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