

Mit dem 18. Geburtstag beginnt offiziell ein neuer Lebensabschnitt: Man ist volljährig, darf Verträge abschließen und sich eine eigene Kreditkarte zulegen. Doch nur weil es gesetzlich erlaubt ist, heißt das nicht, dass es auch immer sinnvoll ist. Die Entscheidung für oder gegen eine Kreditkarte sollte gut überlegt sein. Denn wer frühzeitig lernt, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen, profitiert langfristig – wer sich jedoch überschätzt, riskiert Schulden und finanzielle Abhängigkeit.
In diesem Artikel werfen wir einen differenzierten Blick auf die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für eine Kreditkarte wirklich gekommen ist – und worauf es dabei ankommt.
Mit dem 18. Lebensjahr wird man rechtlich gesehen voll geschäftsfähig – das bedeutet, man darf ohne Zustimmung der Eltern Verträge abschließen, ein eigenes Konto eröffnen und auch eine Kreditkarte beantragen. Doch die gesetzliche Erlaubnis ist nur die eine Seite. Die andere, oft entscheidendere Frage lautet: Bin ich auch finanziell bereit dafür?
Finanzielle Reife zeigt sich darin, dass man über ein regelmäßiges Einkommen verfügt, seine Ausgaben planen kann und grundlegende Zusammenhänge im Bereich der Finanzen, wie etwa Zinsen, Zahlungsfristen und Gebührenmodelle, versteht. Wer mit 18 noch zur Schule geht, kein eigenes Einkommen erzielt oder keinen Überblick über seine monatlichen Ausgaben hat, ist möglicherweise noch nicht in der Lage, die Konsequenzen der Kreditkartennutzung richtig einzuschätzen.
Ein Beispiel: Einen Smartphonevertrag mit monatlich fixen Kosten abzuschließen, ist heute fast schon Alltag – meist sogar noch mit Rückhalt der Eltern. Eine Kreditkarte funktioniert jedoch anders: Hier kann man theoretisch unbegrenzt einkaufen, die Rechnung kommt oft erst Wochen später. Ohne gute Selbstkontrolle und ohne finanzielle Planung kann das schnell zu unbeabsichtigten Schulden führen. Deshalb sollte nicht allein das Alter entscheidend sein, sondern die Fähigkeit, verantwortungsvoll mit einem flexiblen Zahlungsmittel umzugehen.
Nicht jede*r 18-Jährige ist automatisch bereit für eine Kreditkarte, denn finanzielle Verantwortung hängt stark von der individuellen Lebenssituation ab. Einkommen, Ausgabeverhalten und Alltagspflichten unterscheiden sich je nach Lebensphase erheblich. Ein genauer Blick auf die unterschiedlichen Gruppen hilft, die Entscheidung besser einzuordnen:
Schüler*innen: Meist kein eigenes Einkommen, sondern nur Taschengeld oder Unterstützung durch die Eltern. Das Risiko, sich mit einer klassischen Kreditkarte zu verschulden, ist hoch. Empfehlenswert sind höchstens kontrollierbare Prepaid- oder Jugendkarten unter elterlicher Aufsicht.
Studierende: Häufig begrenztes Budget, unregelmäßige Einnahmen (z.?B. durch Nebenjobs oder BAföG). Eine Kreditkarte kann nützlich sein (etwa für Reisen oder Onlinebuchungen), sollte aber gut überlegt sein. Sinnvoll sind Karten ohne Jahresgebühr und mit Ausgabenlimit.
Auszubildende: Regelmäßiges, aber eher niedriges Einkommen. Wer bereits selbstständig wirtschaftet, kann mit einer Kreditkarte verantwortungsvoll umgehen – vorausgesetzt, es gibt einen Überblick über Fixkosten und Rückzahlungsmöglichkeiten.
Vollzeitangestellte Berufseinsteiger*innen: Ein festes Einkommen und ein eigenständiger Haushalt bieten gute Voraussetzungen. Wer seine monatlichen Ausgaben kennt und Rücklagen bildet, kann von den Vorteilen einer Kreditkarte profitieren (z.B. durch Reiseversicherungen, Bonusprogramme oder flexible Zahlungsmöglichkeiten).
Zusätzlich spielt auch die Wohnsituation eine wichtige Rolle. Wer noch bei den Eltern lebt, trägt meist weniger finanzielle Verantwortung und hat geringere monatliche Ausgaben. Diese Phase bietet eine gute Gelegenheit, unter Anleitung erste Erfahrungen mit digitalen Zahlungsmitteln zu sammeln, etwa mit einer Prepaid-Kreditkarte oder einem Jugendkonto mit Karte. Wer hingegen bereits ausgezogen ist und eigenständig wirtschaftet, übernimmt automatisch mehr Verantwortung – von der Mietzahlung bis zur Haushaltsführung.
Ob jemand bereit für eine Kreditkarte ist, zeigt sich nicht nur an der Höhe des Einkommens, sondern vor allem am eigenen Ausgabeverhalten. Wer sein Konto regelmäßig überzieht, Spontankäufe tätigt oder am Monatsende nie weiß, wohin das Geld verschwunden ist, sollte mit einer Kreditkarte vorsichtig sein. Denn hier ist es besonders einfach, den Überblick zu verlieren – vor allem, wenn der fällige Betrag erst Wochen später vom Konto abgebucht wird. Laut Kreditkarten360 sollte deshalb nicht das Alter, sondern in erster Linie die finanzielle Situation darüber entscheiden, ob eine Kreditkarte sinnvoll ist.
Typische Anzeichen dafür, dass man (noch) keine Kreditkarte braucht, sind:
Fehlender Überblick über Einnahmen und Ausgaben
Spontane, unüberlegte Käufe
Wiederkehrende Zahlungsschwierigkeiten
Kein finanzielles Polster für unerwartete Rückzahlungen
Andererseits kann eine Kreditkarte sinnvoll sein, wenn man:
Regelmäßig Einnahmen hat und seine Fixkosten kennt
Bewusst mit Geld umgeht und Ausgaben dokumentiert
Rücklagen bildet und Rechnungen pünktlich bezahlt
Gezielt Vorteile wie Versicherungen, Cashback oder Bonusprogramme nutzen möchte
Wer sich für eine Kreditkarte entscheidet, sollte typische Fehler vermeiden: Dazu gehört zum Beispiel, nur den Mindestbetrag zurückzuzahlen – das führt oft zu hohen Zinsen und schleichender Verschuldung. Auch das Ausschöpfen des gesamten Kreditrahmens kann gefährlich werden, besonders bei unvorhergesehenen Ausgaben. Deshalb gilt: Kreditkarten sollten immer als Zahlungsmittel genutzt werden, nicht als Ersatz für fehlendes Geld. Wer sie klug einsetzt, kann von vielen Vorteilen profitieren. Wer unbedacht damit umgeht, riskiert schnell das Gegenteil.
Gerade bei jungen Erwachsenen fehlt es häufig an grundlegendem Finanzwissen. Viele wissen nicht, wie Zinsen berechnet werden oder welche Kosten bei Teilzahlungen und Kontoüberziehungen entstehen. Dabei sind gerade diese Punkte entscheidend, um finanzielle Risiken zu vermeiden.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fand heraus, dass ein erheblicher Teil der 18- bis 29-Jährigen Kreditkarten mit Ratenzahlungsfunktion nutzt, ohne die Konditionen vollständig zu verstehen. Ein Drittel dieser Nutzer geht sogar fälschlicherweise davon aus, keine Zinsen gezahlt zu haben – obwohl solche Teilzahlungen in der Regel mit hohen Zinssätzen verbunden sind. Auch bei Dispo- und Überziehungskrediten zeigt sich: Rund 70?% der jungen Menschen wissen nicht, wie hoch die dafür anfallenden Zinsen tatsächlich sind.
Diese Wissenslücken zeigen deutlich: Wer eine Kreditkarte nutzen möchte, sollte sich zunächst mit den Grundlagen der Konsumfinanzierung vertraut machen. Dazu gehören das Verständnis von Sollzinsen, effektiven Jahreszinsen, Rückzahlungsmodalitäten und Gebührenmodellen. Eltern können hier wichtige Aufklärungsarbeit leisten, ebenso wie Schulen oder unabhängige Finanzbildungsangebote. Denn nur wer die finanziellen Spielregeln kennt, kann eine Kreditkarte bewusst und verantwortungsvoll nutzen.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen in Deutschland keine eigene klassische Kreditkarte besitzen. Wer seinem Kind dennoch frühzeitig den Umgang mit digitalen Zahlungsmitteln beibringen möchte, findet in Prepaid-Karten oder Jugendkonten eine praktische Lösung. Diese Karten funktionieren ausschließlich auf Guthabenbasis, es ist also keine Verschuldung möglich.
Zwei etablierte Angebote auf dem Markt sind:
Revolut <18: Dieses Produkt richtet sich an Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren. Eltern eröffnen das Konto über ihr eigenes Revolut-Konto und verknüpfen es mit einem Kinderprofil. Die Revolut <18-Karte ist eine Prepaid-Debitkarte, die nur dann funktioniert, wenn vorher ausreichend Guthaben aufgeladen wurde. Revolut zufolge wurde das 18-Konto für Jugendliche konzipiert. Es soll ihnen sichere Zahlungen und Kontrolle durch ihre Eltern ermöglichen. Zu den Funktionen gehören Budgetlimits und Benachrichtigungen über getätigte Ausgaben.
Bling Mastercard: Die Bling Karte wurde speziell für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren entwickelt. Sie ist ebenfalls eine Prepaid-Debitkarte, die über eine intuitiv bedienbare Eltern-App gesteuert wird. Laut Bling unterstützt die Karte Kinder dabei, Sparziele zu setzen und mit Hilfe von Auswertungen ein Gefühl für Geld zu entwickeln.Die App informiert die Eltern über jede Transaktion, erlaubt die Festlegung von Wochen- oder Monatsbudgets und bietet sogar eine Taschengeld-Automatik.
Beide Angebote zeigen, wie finanzielle Bildung bereits im Kindes- und Jugendalter beginnen kann. Für Eltern bieten diese Karten Transparenz und Steuerungsmöglichkeiten, für Kinder die Chance, finanzielle Selbstständigkeit spielerisch zu lernen.
Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Kreditkarte lässt sich nicht pauschal beantworten. Vielmehr sollte sie sich an der persönlichen Reife, der finanziellen Situation und dem individuellen Umgang mit Geld orientieren. Eine Kreditkarte setzt voraus, dass Nutzer*innen in der Lage sind, finanzielle Verantwortung zu übernehmen, Ausgaben realistisch einzuschätzen und Rückzahlungen fristgerecht zu leisten.
Selbstcheck: Bin ich bereit für eine Kreditkarte?
Verfüge ich über ein regelmäßiges Einkommen?
Habe ich einen Überblick über meine monatlichen Fix- und variablen Kosten?
Gehe ich überlegt mit Geld um und vermeide Spontankäufe?
Verstehe ich grundlegende Begriffe wie Sollzins, Rückzahlungsmodalitäten und Kreditrahmen?
Kann ich diszipliniert wirtschaften, auch ohne extern gesetzte Grenzen?
Eltern können ihre Kinder gezielt an den Umgang mit Geld heranführen – etwa mit Prepaid-Karten wie Revolut <18 oder der Bling Mastercard. Solche Karten bieten einen geschützten Rahmen für erste Erfahrungen und ermöglichen zugleich Kontrolle und Aufklärung über das eigene Ausgabeverhalten.