Seitenlogo
Reporter Eutin

„Henry ist der Held”

Malente (ed). Die Kinder des Waldkindergartens in Pansdorf sind jahrein jahraus den ganzen Tag draußen. Und wenn man im Wald unterwegs ist, über Stock und Stein klettert, mit Naturmaterialien bastelt und baut, dann kann man sich schnell auch mal verletzen – die ErzieherInnen des Kindergartens sind natürlich in Sachen Erster Hilfe ständig auf dem Laufenden. Aber jetzt sind auch die Lütten echte Ersthelfer – denn Michael Damköhler, langjähriger Notarzt und jetziger Chefarzt der Vitalklinik Buchenholm, hat nicht nur die Erzieherinnen des Waldkindergartens zum Erste Hilfe-Kurs eingeladen sondern die Kinder gleich mit.
 

Organisiert hat das Michael Damköhlers Frau Stefanie, die derzeit ein Praktikum im Waldkindergarten macht, und die erlebt hat, wie fit die Lütten sind – die Zwei- bis Sechsjährigen sind nicht nur motorisch ganz weit vorn sondern können sich auch erstaunlich gut konzentrieren. Und sie wissen, wie wichtig es ist, zuzuhören und manchmal einfach zu machen, was die Großen sagen, weil es sonst im Wald gefährlich werden kann – „unsere Kinder können super mit Notsituationen umgehen“, so Katja Carnein-Schumacher, die Leiterin der WaldKiTa. „Wir müssen jährlich einen Erste-Hilfe-Kurs machen, aber noch nie hat uns jemand einen Erste-Hilfe-Kurs auch für die Kinder angeboten, das finde ich total großartig, denn wie man sieht, können auch kleine Kinder schon richtig gut helfen.“ So werden Teddy, Einhorn, Püppi, Elch oder Hund fachgerecht verarztet – nach ein paar Grundlagen wie der Notrufnummer und den Informationen, die man im Notfall parat haben sollte, wenn man sie wählt, geht es auch schon an die stabile Seitenlage. Ein Knie hoch, ein Arm hoch, Mensch rumrollern und Arm als Stütze untern Kopf. Klappt prima. Auch bei den Kleinen. „Und Henry ist der Held“, lacht Katja Carnein-Schumacher, „denn der kleine Kerl ist gerademal zweieinhalb und hat einen Erwachsenen in eine super stabile Seitenlage gelegt, ganz allein.“
 

Michael Damköhler erklärt Klein und Groß, was in einem Notfall zu tun ist – auch die Symptome eines Schlaganfalls sind dabei, schließlich kann hier schnelle Hilfe lebensrettend sein. Kann die Person lächeln? Beide Arme und Beine heben? Und einfache Fragen beantworten? „Am wichtigsten ist es aber immer, sofort den Notarzt zu rufen.“ Und die Nummer, unter die der Notarzt zu erreichen ist, die können die Kinder ratzfatz. „112!“ „Genau. Genauso wichtig: Ruhe bewahren. Und dran denken: Keine Hilfe ist die schlechteste Hilfe.“
Deshalb geht es dann ans Verarzten: Püppi, Elch und Co bekommen ein Pflaster, dann einen Verband um Arm oder Bein, dann einen um den Kopf. Klappt super. Sogar die Kleinsten machen ihre Sache toll – Jonnas Elch sieht aus, als wäre er bald wieder gesund. Klein und Groß lernen, wie man einen schnellen Druckverband mit einfachen Mitteln macht und was man tun muss, wenn ein Mensch nicht mehr reagiert. Die Kinder hören gespannt zu, trauen sich sogar, eine Herzmassage und eine Mund zu Mund-Beatmung am Dummy zu machen, und auch wenn der Herzmassage auch noch ein bisschen die Kraft fehlt, wissen sie zumindest, wie es geht, und haben damit so manchem Erwachsenen eine Menge voraus.
 

„Es ist wichtig, auch kleine Kinder schon frühzeitig in die Erste Hilfe einzubinden“, macht Michael Damköhler deutlich, Der Chefarzt der Klinik Buchenholm war 16 Jahre lang Notarzt und weiß um die Bedeutung der Ersten Hilfe. „Und man sieht ja, wie gut auch kleine Kinder schon helfen können – die Hälfte der Lütten konnte die stabile Seitenlage auf Anhieb. Und wenn man das Jahr für Jahr übt, wird das Helfen, die Griffe und Möglichkeiten selbstverständlich.“
 

Vielleicht dauert das mit der Mund zu Mund-Beatmung, der Herzmassage oder dem Druckverband noch ein paar Jahre, aber sicher ist: Die Lütten wissen, wie sie Hilfe holen können, dass sie Hilfe holen müssen, dass auch sie schon ganz viel für jemanden tun können, der in einer Notsituation ist, der sich verletzt hat. „Denn was haben wir heute gelernt?“, fragt Michael Damköhler, „auch kleine…?“ „…Kinder können helfen!“ schallt es ihm im Chor entgegen. „Genau. Und welche Nummer rufen wir im Notfall an?“ „Die 112.“
Am Ende bekommen alle, die Kleinen wie die Großen, ihre Ersthelfer-Urkunde – und dann gehts zur Entspannung noch für eine Stunde ins klinikeigene Schwimmbad, denn echte Ersthelfer haben sich eine Belohnung verdient.


Weitere Nachrichten aus Eutin am Mittwoch

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen