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Reporter Eutin

Ministerpräsident Torsten Albig als Highlight im Politikunterricht der Polizeischüler

So sieht das aus, wenn Politik und Polizei sich ganz entspannt nah kommen – eigentlich hätte Innenminister Studt den Besuch bei der Polizeidirektion für Aus- und Fortbilung wahrnehmen sollen, aber da sein Terminkalender es nicht zuließ, übernahm kurzerhand der Chef selbst.

So sieht das aus, wenn Politik und Polizei sich ganz entspannt nah kommen – eigentlich hätte Innenminister Studt den Besuch bei der Polizeidirektion für Aus- und Fortbilung wahrnehmen sollen, aber da sein Terminkalender es nicht zuließ, übernahm kurzerhand der Chef selbst.

Eutin (ed). Unmittelbarer und individueller geht politische Bildung wahrscheinlich nicht: Statt trockene Theorie zu büffeln, stand für die Unterrichtsstunde „Politische Bildung“ ein Besucher auf dem Programm. Eigentlich hatte sich Innenminister Stefan Studt angekündigt, da er aber verhindert war, stand Ministerpräsident Torsten Albig im Klassenraum und sich den Fragen der Schüler. Die politische Bildung der angehenden Polizisten ist nachhaltig und von persönlichen Eindrücken geprägt – neben dem Besuch des Innenministers oder des Ministerpräsidenten besucht jede Klasse eine Sitzung des schleswig-holsteinischen Landtags. Anschließend werden sie vom Innenminister empfangen, um die Sitzung „nachzubesprechen“ – für die Polizeischüler „Politik zum Anfassen“, „sie freuen sich, die Eindrücke aufnehmen zu können“, weiß der Leiter der PD AFB Leitender Polizeidirektor (LPD) Michael Wilksen. Ebenso nachhaltig ist der Besuch des Innenministers – oder, wenn dessen Terminkalender es nicht erlaubt, auch mal des Ministerpräsidenten. Der hätte den Termin seines Ministers nur zu gern übernommen und freute sich über eine hervorragend vorbereitete, motivierte und vor allem interessierte Klasse. Auf seinen Besuch haben sich die angehenden Polizisten ehrlich gefreut – und als es hieß, dass Albig statt Studt komme, hieß es schnell: „Jetzt kommt der Chef!“ Die Polizeischüler im (gerade eben) zweiten Ausbildungsjahr – 25 von insgesamt 450 auf der Hubertushöhe – bereiteten sich intensiv vor, um wirklich alles anzubringen, was ihnen auf dem Herzen lag. „Die Schüler überlegen sich im Unterricht Fragen, die sie an ihren Besucher stellen wollen“, so ihr Lehrer Michael Hoffmann, „und mit denen wenden sie sich aktiv an ihn.“ Und die angehenden Polizisten bewegt vieles, stellt der Ministerpräsident fest: „Ich habe sehr motivierte und sehr bewusste junge Polizisten getroffen, die viele Fragen haben.“ Wie er die Polizei wahrnehme, als Politiker und als Bürger, und was er für die Polizei tue? Aber auch die Verrohung der Gesellschaft macht den jungen Leuten zu schaffen, dass sie als Uniformträger immer öfter angegangen werden, ob in Samstagnächten oder bei Fußballspielen oder auch einfach auf der Straße. Er selbst nehme diese Veränderung auch wahr, eine Veränderung, auf die man mittels Gesetz oder Politik keinen Einfluss nehmen könne. „Das muss man auf allen Ebenen, in der Familie, in der Schule, auf der Hochschule angehen“, so Torsten Albig. Wichtig sei es, diese Veränderung nicht zu akzeptieren und immer dann dagegen anzugehen, wenn man sie wahrnehme. Denn die Würde des Menschen gelte auch für Uniformträger. „Im Gegensatz dazu steht, dass der Polizeiberuf hochattraktiv und sehr beliebt ist, wir können uns kaum retten vor Bewerbungen.“ So werde ein Teil der Gesellschaft immer mißachtender der Polizei gegenüber, der andere Teil wolle gegensteuern. Ein Globalrezept gegen die zunehmende Verrohung aber habe er nicht, sagt der Ministerpräsident. „Wir können aber deutlich machen, welchen Stellenwert unsere Polizei hat und sie gut ausstatten und zu unterstützen.“ Dazu gehöre auch eine umfasssende Ausbildung, keine „im Hau-Ruck-Verfahren“ – dazu hatte ihn ein Polizeischüler befragt,d er zuvor bei der Bundeswehr gewesen sei. Die Nachbarn im Hamburg bieten ehemaligen Bundeswehrsoldaten eine verkürzte Ausbildung an. „Der junge Mann hatte dazu eine interessante Haltung: Er war der Ansicht, dass das der Ausbildung nicht gut tue, eine Ansicht, die ich absolut teile.“ Denn nicht nur seien die Biografien von Bundeswehrsoldaten und Polizisten viel zu unterschiedlich, ebenso wie ihre Ausbildung, auch habe unser Land eine sehr hochwertige Ausbildung für angehende Polizisten. „Es ist keine, die man beliebig verkürzen kann“, so Torsten Albig, „denn auch der Beruf ist keiner von der Stange. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen und die jungen Leute gut auszubilden. Schließlich gibt es kaum einen Beruf, der so vielfältig ist, von dem wir als Bürger aber auch so viel erwarten, wenn wir die Polizei brauchen.“ Der Ministerpräsident machte mit den Polizeischülern einen Exkurs in Sachen „Wie wurden wir zu Demokratie?“ und „Wie wird man eigentlich MP?“ – „wir haben darüber gesprochen, wie Schrecken beginnt und wie man ihn beendet, aber auch darüber, wie Politik im Leben aussieht und welchen Stellenwert dabei der einzelne Bürger hat.“ „Wir wollen die Themen zum Anfassen hierherholen“, erklärt Michael Wilksen, „das nimmt die Schüler ganz anders mit, berührt sie ganz anders. Und hier kommen Polzei und Politik sich nah, das finde ich klasse.“ Er habe nie erwartet, dass Politik mal so greifbar würde. Und in Sachen Nachhaltigkeit habe der Besuch des Ministerpräsidenten noch eine ganz andere Wirkung, wie der Leitende Polizeidirektor erklärte: „So sehen die Schüler ihren obersten Dienstherren mindestens dreimal während ihrer Ausbildungszeit. Bei der Vereidigung, im Unterricht und wenn sie ihre Ausbildung beendet haben. Das hinterlässt Wirkung.“


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