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Reporter Eutin

„Achtung, Baum fällt!“

Plön (los). Wo Motorsägen jaulen, knarzende Äste rauschend ins Unterholz fallen und Baumstämme krachend zu Boden gehen, ist meistens die Forstwirtschaft in Aktion. Doch auch die Feuerwehr nutzt die Wintermonate zum Training für den Ernstfall. Im Plöner Schlosswald betätigte sich am Wochenende die 8. Feuerwehrbereitschaft des Katastrophenschutzes im Kreis Plön unter der Regie von Zugführer Peter Daniel.
Peter Hundrieser von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten als Eigentümer der Waldflächen bezeichnet die Kooperation mit der Feuerwehr als „win-win“-Situation. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht hätten in diesem Bereich acht Buchen aus dem Bestand genommen oder im Bereich der Krone reduziert werden müssen, erklärte er. Auch eine Anzahl jüngerer Bergulmen, die durch den Ulmensplintkäfer geschädigt wurden, sind entfernt worden.
Diese Forstarbeiten erledigte der Katastrophenschutz im Rahmen einer Ausbildungsmaßnahme, damit, wenn es darauf ankommt, jeder Handgriff sitzt. „Wenn man nicht übt, kommt man nicht weiter“, brachte es Ausbilder Peter Daniel auf den Punkt. Durchaus nach Plan und anders als normalerweise praktiziert, fallen ganze Stämme quer über die gesperrten Waldwege. „Wir tun einfach mal so, als ob das die B 430 ist.“ Denn wäre es so, müssten die Helfer alle imstande sein, schnellstmöglich eine Rettungsgasse freizubekommen, und auf diese Abläufe kommt es Peter Daniel an.
Für das, was durch die Aktion an Brennholz anfällt, haben Kunden Interesse angemeldet, so Hundrieser. Ansonsten seien die Reste dem natürlichen Verrottungsprozess bestimmt. Überhaupt wird im Schlosswald die Erhaltung der Bäume aus Naturschutzgründen in den Vordergrund gestellt, da sie im Ökosystem besonders wertvoll sind.
Unter dem Gesichtspunkt „Megabaumgefahr“, wenn Abbrüche oder Umstürzen vorauszusehen sind, hat die Verkehrssicherungspflicht jedoch Vorrang. Betroffene Kandidaten, deren Standfestigkeit eingeschränkt ist, hat Peter Hundrieser meist schon mit dem Fernglas ausgemacht: Zeigen sich „Schleimflussflecken“ auf der Borke und blättert die Rinde stellenweise von den Stämmen, ist der Befall durch Weißfäule meist fortgeschritten. Hinter manchen Öffnungen verschwindet der ausgeklappte Zollstock auf Anhieb, da sich das Splintholz nach oben und unten in großenteils zersetzt hat. Auch das Klopfen mit dem Gummihammer sei eine einfache Methode, einen hohl gewordenen, im Inneren morschen Baumstamm zu erkennen.
Ein defekter Stamm birgt jedoch auch Potenzial: Im Plöner Schlosswald zeigten sich auch viele der bis 200 Jahre alten Buchen mit den Pilzkonsolen des Zunderschwamms und des Rotrandigen Baumschwamms, so Hundrieser. „Diese Bäume sollen möglichst lange erhalten bleiben, da sie eine Initialstruktur für die biologische Vielfalt darstellen.“ Sie und auch andere Pilzarten bildeten in ihrer Abbauphase sogenannte Faulstofflebensräume, die von spezialisierten Käferarten als Nahrungsraum für die Larven genutzt würden. Risse, Spalten und Höhlen böten zudem Unterschlupf und Versteckmöglichkeiten für verschiedene Vögel und auch für Fledermäuse. Es entwickelten sich schließlich große Stammhöhlen mit umfangreichen Mulmhöhlen, die unter anderem Pochkäfer, Bockkäfer und Schnellkäfer besiedeln. Aus diesem Grund lässt Peter Hundrieser befallene Baumstämme mitunter stehen und nur ihre Krone entfernen. Auch im Parnasswald wurden Buchenkronen gekappt, um Abbrüche auf den Wanderweg zu vermeiden. Die Arbeiten werden von einer Hubarbeitesbühne mit Rampenfahrwerk verrichtet – der Katastrophenzug muss sich daher auch als schwindelfrei erweisen.


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