Die Pflege von Wildvögeln steht künftig im Fokus
Preetz (vg). Mancher gibt sich viele Müh mit dem lieben Federvieh – was Wilhelm Busch einst dichtete, wird bei der Vogelschutzgruppe der Evangelischen Jugend Preetz gelebt. Seit 55 Jahren betreibt sie das Wildtierheim am Kirchsee, in dem vor allem verletzte oder verwaiste Vögel aufgepäppelt werden. Am Wochenende luden die Aktiven zu einem „Abend der offenen Tür“ ein, der so erfolgreich war, dass ein weiterer Termin gleich hinterhergeschoben wird: Am Sonnabend, 16. Dezember, stehen auf dem rückwärtigen Gelände in der Kirchenstraße 33 von 15 bis 18 Uhr wieder Führungen mit Waffeln und Punsch auf dem Programm. Und bereits ab 11 Uhr ist man erneut mit einem Infostand auf dem Weihnachtsmarkt am Kloster vertreten.
Nach dem Fortgang der langjährigen hauptamtlichen Leiterin Wiebke Bahruth befindet sich das Wildtierheim derzeit in einem Umstrukturierungsprozess. Das neue Leitungsteam besteht aus Sandra Mattsson (Büro), Katharina Kastendieck (Igelpflege) und Lucas Bock, der federführend die Pflege der Vögel im Wildtierheim übernimmt. „Wir wollen künftig wieder die Rettung von Wildvögeln in den Fokus unserer Arbeit stellen. Die Pflege von Igeln wird zunehmend schwieriger“, sagt der 30-jährige Florist. „Igel anzufüttern, ist kein Problem. Das werden wir in kleinem Rahmen fortsetzen. Aber die Tiere werden immer kränker, da müssen Spezialisten helfen“, betont Bock. Dass vermehrt totkranke Igel gefunden werden, habe mit den Monokulturen zu tun, erläutert Ehrenamtlerin Verena Schneider: „Es gibt immer weniger Insekten, deshalb fehlt schon den Igelmüttern die nahrhafte Nahrung für ihre Kinder. Außerdem brauchen Igel Laubecken, doch unsere Gärten werden immer ,cleaner’. Hinzu kommen zunehmend Verletzungen durch Mähroboter.“
Grundsätzlich seien Säugetiere, die eine ganz andere Versorgung als Vögel benötigen, anderswo besser aufgehoben und werden über das Netzwerk des Wildtierheims weitervermittelt. Über mangelnde Arbeit können sich das Leitungsteam, die zwei FÖJlerinnen Inka und Franziska sowie die zwei Dutzend ehrenamtlich tätigen Jugendlichen und Erwachsenen sowieso nicht beklagen. In den zwei Innen- und sechs Außenvolieren werden zurzeit ein Mäusebussard, zwei Schleiereulen, zwei Turmfalken, zwei Ringeltauben, ein Waldkauz und ein Uhu gepflegt – sowie eine Handvoll Igel. Im Frühjahr kommen in aller Regel Gänseküken, Ästlinge und Nestlinge verschiedener Singvogelarten hinzu.
In vielen Fällen handelt es sich um Kollisionsopfer. Um Vögel, die gegen Fensterscheiben geflogen oder mit Fahrzeugen zusammengestoßen sind. Manchmal brauchen diese Tiere nur Ruhe, manchmal müssen Brüche verheilen. Dabei arbeiten wir gut mit unseren Tierärzten vor Ort zusammen“, sagt Lucas Bock, der sich sein Wissen um die Tierpflege selbst angeeignet hat. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und habe mir auch viel von der Natur abgeguckt“, erzählt er. Bock ist seit knapp drei Jahren im Wildtierheim aktiv und macht zurzeit seinen Falknerschein. „Unsere Quote bei der Auswilderung ist hoch. Betreute Tiere, die vital sind, aber nur noch in Gefangenschaft leben können, vermitteln wir an Wildtierparks oder in private Volieren. Aber wir erleben hier auch die Schattenseite unserer Aufgabe: Nicht alle Tiere überleben ihre Verletzung, auch wenn man oft wochenlang um die Schützlinge gekämpft hat“, sagt Lucas Bock, der manche Problemfälle zur Dauerpflege auch mit nach Hause nimmt.
Um Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit kümmert sich Sandra Mattson, die auch eine engere Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen anstrebt, auch wenn es zeittechnisch nicht immer passt. „Wir sind alles Ehrenamtler und können oft nur am Nachmittag, während für Kita-Kinder und Schüler meist der Vormittag der günstige Termin etwa für eine Führung ist.“ Dennoch hofft sie auf bessere Kontakte und auf weiteren Nachwuchs für die Gruppe.
Einen Großteil der Finanzierung müssen die Vogelschützer über Spenden generieren. Dafür gibt es einen Förderverein, der die Arbeit des Wildtierheimes langfristig absichern möchte. Jung und Alt können aber auch über Tierpatenschaften zur Unterstützung dieser Institution beitragen. Genauere Infos findet man im Internet auf www.wildtierheim.de sowie auf Facebook und Instagram. Und Online gibt es auch wichtige Hinweise dazu, was zu tun ist, wenn man ein hilfsbedürftiges Tier gefunden hat.