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Historischer Kalender Lütjenburg 2020 wirft Schlaglichter auf die Vergangenheit

Lütjenburg (los). Der Lütjenburger Arbeitskreis Stadtarchiv hat beim Sichten des gesammelten Bildmaterials ganze Arbeit geleistet: Jetzt ist der Historische Kalender 2020 in einer Auflage von 300 Stück neu herausgekommen und für 12 Euro im Rathaus, Tourismusbüro und in der Bücherei erhältlich. Als Vertreter des Vereins präsentierten Volker Zillmann und Dr. Sigurd Zillmann sowie Bürgermeister Dirk Sohn das Arbeitsergebnis und gaben Erläuterungen zur Bildauswahl.
Denn immer werde auch die Geschichte hinter den Motiven recherchiert, erklärte Volker Zillmann. Und bei der Auswahl könne das Team aus dem Vollen schöpfen, da kein Materialmangel herrsche: „Ein Großteil der Bürger sorgt dafür, dass dem Stadtarchiv Bilder zur Verfügung gestellt werden“, berichtete Volker Zillmann. Diese stammten häufig aus Sammlungen oder Erbnachlässen. „Inzwischen haben wir ein ziemlich großes Bildarchiv“, stellte er fest und lobt in dem Zusammenhang die Unterstützung durch die Lütjenburger Verwaltung. Denn alles Material muss penibel gekennzeichnet werden. „Ein Archiv ist wertlos, wenn die Bilder nicht beschriftet sind“, unterstrich er. Insbesondere bei alten Klassenfotos gerät diese Arbeit zur sportlichen Herausforderung: So verfolgt der Arbeitskreis Stadtarchiv stets das ehrgeizige Ziel, möglichst alle Namen der abgebildeten Kinder kenntlich zu machen. Ein solches Bild wurde auch für den aktuellen Kalender für den Monat Oktober 2021 ausgewählt: Im hinteren Teil erscheint es noch einmal mit (fast) allen Namen. „Die Leute freuen sich, wenn sie sich auf solchen Bildern erkennen und ihre Klassenkameraden wiedersehen.“
Abgesehen davon haben die Aktiven im Arbeitskreis bei der Zusammenstellung der Bilderfolge auf Vielfalt gesetzt. So kam auch die Abbildung eines Aquarells des Malers Karl Decker aus Stöfs in die Auswahl, das im Vorzimmer des Bürgermeisters hängt. Und immer wieder weckten alte Stadtmotive das Interesse, die bauliche Veränderungen bezeugen und Bereiche abbilden, die heute ganz anders aussehen. Dies wird etwa beim Januarbild mit dem alten Posthof deutlich. Diesen Teil der Stadt prägt heute ein Famila-Markt. Zwei Gebäude seien zudem abgerissen worden, weil eine neue Zuwegung geplant wurde. „Früher war da die Straße zu Ende“, weiß Sigurd Zillmann. Auch das Februarbild mit der Wassermühle ist ein Schlaglicht auf die Vergangenheit und ein anschauliches Beispiel, wie Elektrizität erzeugt wurde. „Es war damals vertraglich geregelt, die Stadt mit Strom zu beliefern“, hat Sigurd Zillmann herausgefunden. Damit sei Lütjenburg zudem die erste Stadt im Kreis Plön gewesen, die ihre Straßen bis zum Marktplatz beleuchten konnte. Die Abbildung des sogenannten Notgelds lenkt den Blick auf ein ganz anderes Thema der Stadtgeschichte. Sechs Scheine hat der Arbeitskreis Stadtarchiv für die Seite des Monats März aus seinem Fundus ausgewählt. „Fast jede Stadt hatte ihr eigenes Notgeld gedruckt“, weiß Zillmann. Lütjenburg sei dies allerdings nicht erlaubt gewesen, berichtet er. Und so habe seinerzeit ein Gericht in einem Vergleich entschieden, dass das Lütjenburger Notgeld wieder eingezogen werden musste. Ein Foto vom Gildefest von 1952 bezeugt, wie nach dem zweiten Weltkrieg wieder in Stück Brauchtum gepflegt wurde. „Die Leute schossen mit Luftgewehren“, hat Sigurd Zillmann festgestellt. In Zeiten, da die Engländer „alles verboten hatten, was nach Waffe aussah“, war die Veranstaltung etwas Ungewöhnliches, auch wenn sie in Lütjenburger Traditionen wurzelt. „Das war eben alles noch sehr neu nach dem Krieg.“ In diesem Sinne ist der Historische Kalender so informativ wie dekorativ. Themen wie Kunst und Kultur, Geschichte und bauliche Veränderungen im Stadtbild kommen zum Tragen. Und immer wieder stehen auch die Menschen als Akteure ihrer Zeit im Mittelpunkt: als Feiernde, als Schüler oder als stolze Aufstellung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1900 vor dem Lütjenburger Bismarckturm.


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