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Reporter Eutin

Team und Truppe mit tierisch viel Spaß

Plön (los). Im Rahmen der jährlichen bundesweit durchgeführten Aktion „Kollege Hund“ des Deutschen Tierschutzbundes hat der Tierschutzverein Plön und Umgebung als Kooperationspartner am 30. Juni um mehr Akzeptanz für Vierbeiner am Arbeitsplatz geworben. Sieben Betriebe im Kreis Plön hat Kemal Besic als Vertreter des Plöner Tierschutzvereins mit der Urkunde als „tierfreundliches Unternehmen ausgezeichnet, darunter das Modehaus Mews in Lütjenburg und die 2. Inspektion der Marineunteroffiziersschule in Plön. Denn je mehr Berufstätige ein Tier bei der Arbeit dabei haben dürfen, desto mehr Vierbeiner könnten die Tierschutzvereine vermitteln, verdeutlicht Besic.

 


Die 2. Inspektion der Marineunteroffiziersschule (MUS) in Plön war zum ersten Mal mit dabei. Denn die heutzutage geforderte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Auffassung von Haustieren als Familienmitgliedern hat Veränderungen herbeigeführt. Im Rahmen dieser Entwicklung öffneten sich die Schranken auch zugunsten der Hundehalter unter den Soldaten, wenngleich dies bei der Bundeswehr nicht flächendeckend und überall so ist, macht Kapitänleutnant B. deutlich, der seine Hündin „Fee“ gern mit dabei hat. „Es gibt noch viele Liegenschaften, die sich dagegen wehren, aber zumindest in die Marinekasernen – wo Platz ist – können Hunde mitgebracht werden.“ In der MUS werde dies immer im Einzelfall und unter strikter Berücksichtigung aller Regeln der zentralen Dienstvorschrift der Bundeswehr entschieden. Aber „seit fünf, sechs Jahren hat ein Wandel stattgefunden“, sagt er. So könne, wer ein Tier halten möchte, einen Antrag stellen. Für Hunde sei stets eine Untersuchung des Amtveterinärs erforderlich, unter anderem, weil ihr Impfstatus dem der Diensthunde entsprechen müsse. Da sich bei der Stammbesatzung der 2. Inspektion überwiegend Tier- und Hundefreunde tummeln – auch Schildkröten und Pferde stehen bei einigen Soldaten hoch im Kurs, wobei letztere freilich nicht in die MUS gebracht werden – standen den Hunden die (Büro-)Türen buchstäblich offen. „Immer wenn ein Hund ins Büro kommt oder auf dem Weg zur Kaffeemaschine gibt’s ein großes Hallo“, erzählt er. „Der alltägliche Dienst wird einfach durch Hunde bereichert.“ Gerade mit Blick auf den täglichen massiven Leistungsdruck lockere das fröhliche Wesen, dass Hunde von sich aus mitbringen, den Arbeitsalltag auf. Ganz groß ist darin der kleine „Floki“, ein spanischer Straßenhund. Oberleutnant René Ritterbach hatte das junge Tier dort aus sehr schlechten Verhältnissen abwerben können. In seinem Talent, für gute Stimmung zu sorgen, unterstützt ihn Austrian Shepard „Sky“, ebenfalls eineinhalb Jahre jung, den seine Halterin Hauptbootsmann Stephanie Onnen führt.

 


Hunde sind bei der Bundeswehr auch in der tiergestützten Therapie von großer Bedeutung, ergänzt der Kommandeur der MUS, Kapitän zur See Klaus Heermeier. „Wir haben eine Reihe Mitarbeiter, die nach Einsätzen herkommen und sich einen Hund im Rahmen der Traumatherapie halten. Denn die Spürnasen nehmen bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung schon feinste Veränderungen des Stoffwechsels wahr und reagieren prompt beruhigend auf ihn. Zum Beispiel, indem „der Hund den Kopf in den Schoß des Patienten legt“, zieht Kapitänleutnant B. den Vergleich zu ausgebildeten Hunden für Diabetes-Patienten.

 


Die Anschaffung eines solchen Therapiehundes für die Traumatherapie werde von der Bundeswehr sogar mitfinanziert. Auf privater Ebene gebe es weitere Unterstützung aus der Krankensammlung der Soldaten für ihre betroffenen Kameraden. Anders als bei Privathundehaltern sei ein Therapiehund auch immer vor Ort. „Hunde im Dienst sind ja nicht der Regelfall“, so Heermeier.

 


Da das Herz der 2. Inspektion so für die Vierbeiner schlägt, pflegen die Kameraden eine Patenschaft mit dem Tierschutzverein, der das Tierheim in Kossau, Gemeinde Lebrade unterhält. Für dieses werde der Pfand im Keller gesammelt. Jeder der bis zu 126 Lehrgangsteilnehmer der 2. Inspektion kann sich so einbringen. Von Zeit zu Zeit werden vom Pfandgeld Sachspenden besorgt. „Wir fragen im Tierheim immer, was grade benötigt wird“, erläutert Kapitänleutnant B. „Jede Einheit hat ihre eigenen Patenschaften.“ Traditionell würden damit ausgewählte soziale Projekte gefördert.
Wie „Floki“ hat auch „Tilda“ als ehemals verwahrloster Straßenhund eine furchtbare Vergangenheit. Doch sie wurde gerettet und seit 2019 unterstützt sie auf ihre Art das Modehaus Mews in Lütjenburg, erzählt ihr Halter, Geschäftsführer Philipp Schatz. Denn wenn „Tilda“ zwischen T-Shirt- und Jeansständern auftaucht, schaltet wohl jeder im Modehaus auf „Streichelmodus“ um. Fröhlich wedelnd wird zu jedem Neuling Kontakt aufgenommen, jedes bekannte Gesicht mit feuchter Stupsnase begrüßt. Die freundliche Kontaktaufnahme und ihr plüschiges Aussehen bleiben auch nicht ohne Wirkung: „Ich habe festgestellt, dass alle mit ihr eine Runde klönen und mit ihr kuscheln, und sie hat immer was zu schnüffeln und zu tun“, sagt er. Die Beobachtung bestätigt Studien, die den positiven Einfluss von Hunden am Arbeitsplatz nachweisen: Sie fördern Stressabbau, motivieren und verbessern das Arbeitsklima. Damit sich alles einschleifen konnte, stand regelmäßiges Training für die lebhafte Hündin und ihre Halter auf der Agenda: Mit dem Besuch der Hundeschule, einem „Familienkursus“ sowie „Agility“ wurde „Tildas“ erfolgreiche Entwicklung auf den Weg gebracht. Ihren traurigen Start ins Leben sieht man „Tilda“ nun nicht mehr an. Inzwischen hat sie sogar vierbeinige Gesellschaft bekommen: Hinzugekommen ist die eineinhalbjährige „Zoe“, „eine superliebe und schlaue Hündin“, freut sich Philipp Schatz über den Zugewinn. Für ihn bedeuten die vierbeinigen Begleiter Gesellschaft im Büro und ein tägliches Bewegungspensum an der frischen Luft. Kommen die Tiere mit zur Arbeit, sind auch Spaziergänge während der Pause „Pflicht“ – und die Hunde lieben die gesunde Runde.

 


Dabei hatte es auch „Zoe“ nicht leicht: Der Bordercollie-Mix aus Apulien stammt ebenfalls aus dem Tierschutz und hatte sogar während der Vermittlung noch eine schwierige Zeit. „Wir haben sie als Pflegehund im Februar 21 aufgenommen“, erzählt Philipp Schatz. Der Grund: Die eigentlichen Interessenten, die sie hatten nehmen wollen, waren alle fünf abgesprungen... „Sie ist dann in unser und auch Tildas Herz gesprungen und gehört jetzt zur Familie und zum Mews Team“, unterstreicht Schatz. Denn „Zoe“ kommt mit den „Geschäftsbedingungen“ wunderbar zurecht. So hat sie bereits zahlreiche Modehaus Mews-Kunden und begeisterte Mitarbeiter wie Olga Semtschuk längst um die kleine Pfote gewickelt.





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