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Reporter Eutin

Vun Swienegeln und Frünnenbooks

Preetz (aj). „Ich spreche gut Plattdeutsch“ – diesen Satz bejahen ein Viertel der Schleswig-Hosteiner*innen. Und für viele Menschen hierzulande gehört die norddeutsche Mundart auf die ein oder andere Weise zum Alltag. Ein besonders charmantes Zeugnis sprachlicher Heimatverbundenheit ist der Wettbewerb „Schölers leest platt“. Und auch wenn es dabei nicht um das Gewinnen geht, sondern wie bei allen guten Wettkämpfen um das Dabeisein und die Freude am Tun, lag eine gehörige Dosis Aufregung in der Luft, als sich jüngst die besten Platt-Vorleserinnen und Vorleser der Region in der Stadtbücherei in Preetz einfanden, um die Nummer Eins untereinander auszulesen. Sechs Grundschulkinder hatten sich zu diesem Landschaftsentscheid versammelt, den Titel Schulsieger*in schon im Gepäck.
 
„Die sind alle schon toll“, betonte Jan Graf vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund bei seiner Begrüßung. Das gab Selbstvertrauen. Genau wie die launig-leichtfüßige Moderation, mit der Jan Martensen durch die besonderes Vorlesestunde führte. Zuspruch, den Jenny Magdalene Sieh lächelnd zur Kenntnis nahm. Ansonsten verließ sie sich ganz auf ihr Plattdeutsch-Kenntnisse und ihre Ausdruckskraft. Nach einer Vorstellung – stilecht op platt, natürlich – las sie die Geschichte „Emil hett das Been braken“ und von der Betonung über den ruhigen Blick ins Publikum bis hin zum zufriedenen Lächeln nach dem letzten Satz lieferte die Schülerin der Grundschule Schellhorn-Trent, Standort Trent, bravourös ab. Dafür gab es von der Jury die höchste Punktzahl und Platz Eins. Und so wird Jenny Magdalene beim Regionalentscheid starten. Über diese Einschätzung der plattversierten Jury-Mitglieder Jörg Rönnau, Sylvia Glismann, Matthias Stührwoldt und Asmus Finck-Stoltenberg strahlten nicht nur die Gewinnerin und ihre Familie, sondern auch ihre beiden Lehrerinnen, die sie in die Bücherei begleitet hatten.
 
„Plattdeutsch ist mir wichtig“, erzählte Susanne Soballa, die ihre Klassen gern mit „Moin, Moin, leeve Lüüd“, begrüßt und dafür sorgt, dass der Vorlesewettbewerb op platt es regelmäßig an die Trenter Schule schafft. Und Klassenlehrerin Renate Ernst meinte bestimmt: „Wir sind eine Landschule, da gehört Platt dazu!“
 

Einen festen Platz hat das Plattdeutsche auch im Leben von Finja Lüßenhop. Oma Rita Lüßenhop lässt im täglichen Miteinander die ein oder andere Redewendung op platt mit einfließen und war gemeinsam mit Mama Bianca Lüßenhop dabei, um Finja die Daumen zu drücken: „Schon meine Tochter hat vor vielen Jahren am Wettbewerb teilgenommen“, so die stolze Oma. Mit Finja hatte nun die nächste Generation sichtlich Spaß am Vorlesen. Sie gab vergnügt und ohne Scheu das Stück „Mien Frünnenbook“ zum Besten und konnte sich schließlich über den zweiten Platz freuen. Den dritten Rang teilten sich Ida Krause, die lebendig vom anstrengenden Alltag mit einer jüngeren Schwester las, Johann Stolz, der sich auch vom Hupen auf den Preetzer Straßen während seines Vortrages nicht aus der Ruhe bringen ließ, Samira Rezaei Amin, die nicht nur Plattdeutsch toll beherrscht, sondern generell ein echtes Sprachtalent ist, und Mathilda Wulf, die in ihrem Vortrag sogar den Wind heulen ließ.
 

Ein Nachmittag, ganz nach dem Geschmack von Jan Graf. In der Familie des Fachreferenten für Niederdeutsch und Friesisch wird platt gesprochen. Gleichwohl schätzt er, dass „Schölers leest platt“ allen offensteht. Ein Viertel der Schulen im Lande nimmt teil, das entspricht 250 Einrichtungen. Bibliotheken und Sparkasse sind als Partner mit im Boot, stellen Räumlichkeiten und die Lesehefte. Alles, um das Plattdeutsche lebendig zu erhalten. Eines aber war und ist noch wichtiger und dafür fand Jan Graf diese Worte: „Im Zentrum steht das Kind, in welcher Sprache auch immer!“


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