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Reporter Eutin

Wer wird Verwaltungschef in Preetz?

Preetz (los). Wer wird am 2. April Bürgermeister der Stadt Preetz? In einer öffentlichen Vorstellung in der Aula des Friedrich-Schiller-Gymnasiums am 22. März präsentierten sich die beiden Kandidaten Tim Brockmann und Daniel Schlichting.
Nach der Begrüßung gab der noch amtierende Bürgermeister und künftige Landrat Björn Demmin (parteilos) das Mikrofon an den Preetzer Altbürgermeister Wolfgang Schneider ab. Die Moderation solle in neutraler Hand liegen, erklärte Demmin gegenüber den rund 350 Besuchern in der gefüllten Schul-Aula.
Nach einer knapp gehaltenen Vorstellungsrunde, in der sich die Bürgermeisterkandidaten Tim Brockmann und Daniel Schlichting einzeln und in Abwesenheit des Gegenkandidaten persönlich vorstellten, folgte eine moderierte Fragestunde unter der Regie von Wolfgang Schneider. Deutlich wurde dabei: Beide bringen die Sachkenntnis und das nötige Handwerkszeug für die Verwaltungsarbeit mit und vertreten in vielen Themenbereichen sich überschneidende Ansätze.
Tim Brockmann, Jahrgang 1977, gebürtiger Hamburger, wohnhaft in Preetz, ist aktuell CDU-Landtagsabgeordneter. Der Volkswirt hat darüber hinaus einen Sitz in der Preetzer Stadtvertretung. Er war in den vergangenen Jahren wissenschaftlicher Referent der CDU Fraktion im Landtag, später stellvertretender Leiter im Büro des Wirtschafts- und Wissenschaftsministers sowie Geschäftsführer des Vereins Handwerk Schleswig-Holstein. Als Bürgermeisterkandidat wurde er vom CDU Ortsverband nominiert.
Den gebürtigen Eutiner Daniel Schlichting, 38, hat die SPD als Bürgermeisterkandidaten nominiert. Die vergangenen Wochen hatte Schlichting genutzt, sich in die aktuellen Preetzer Sachfragen zu vertiefen und mit den Bürgern in Kontakt zu treten. Daniel Schlichting ist Dozent an der Verwaltungsakademie Bordesholm, Fachleitung für Finanzen, Abgaben und Kommunalrecht, war Kommunalprüfer beim Landesrechnungshof Schleswig-Holstein, Leiter der zentralen Beschaffungsstelle der Universität zu Lübeck und arbeitete vor 2014 als Sachbearbeiter beim Kreis Herzogtum Lauenburg, Fachdienste Ordnung, Recht, Soziales und Kommunalaufsicht.
Auf die Frage, wie Preetz wachsen könne, verwiesen beide Kandidaten auf die Bedeutung der Gewerbeansiedlung, um mehr Steuereinnahmen in den Haushalt zu bekommen – Preetz steht derzeit mit 26 Millionen Euro in der Kreide.
Tim Brockmann will schauen, wo „noch außerhalb“ ein Angebot bestünde, um Wohngebiete zu schaffen. Er setze auch auf Innenstadtverdichtung, erklärte er mit Blick auf sein Beispiel Bergweg: „Solche Projekte müssen wir vorantreiben, ich sehe da Potenzial.“
Auch Schlichting sieht die Notwendigkeit des Gewerbegebietes „auf jeden Fall“. Bezüglich Wohnraum habe er in Gesprächen mit den Preetzern „oft gehört, dass die Leute wollen, dass für die Preetzer erst einmal Wohnraum geschaffen wird“. Zudem sei im Rahmen des Tourismus Entwicklung und Wachstum möglich. Hier müssten die Stärken des Ortes unter Naherholungsaspekten und die Schönheiten, die Preetz zu bieten hat, weiter herausgestellt werden.
Geht es um die Frage nach Wohnraum, sieht Daniel Schlichting die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, etwa durch Kooperation mit der Wankendorfer Baugenossenschaft wie bereits in der Vergangenheit.
Tim Brockmann findet, man müsse „aktiv werben, Wohnraum zu bauen“, da Investoren aufgrund der gestiegenen Zinsen „jetzt nicht so schnell kommen“.
Hinsichtlich der Frage, wie die „Attraktivität der Innenstadt“ zu erhöhen wäre, sieht Brockmann vor allem die Aufenthaltsqualität, insbesondere im Bereich des Marktes, „dass die Menschen gerne zu uns kommen“. Es habe sich gezeigt, dass die Stadt durch die Parkscheibenregelung
(kostenfreies parken) attraktiv ist und „die Leute von weit her kommen, um einzukaufen“. Es sei daher auch wichtig, „dass das Entrée schön ist“.
Daniel Schlichting zieht den Vergleich mit einer guten Stube. In Punkto Wohlfühlfaktor müsse daher der Blick darauf gerichtet werden, dass vor allem der Markt als Aufenthaltsort frei von Müll und Zigarettenkippen gehalten werde. Parallel könne die Schaffung kleiner Veranstaltungsformate die Attraktivität der Innenstadt erhöhen. „Dies kann auch der Anstoß sein, dass sich mehr Gastronomie ansiedelt“, so Schlichting.
Bei der Frage, wie die Menschen bei den Projekten mitgenommen werden könnten, stellte er heraus, die Stadtverwaltung Preetz sei da bereits „sehr effizient aufgestellt“. Darüber hinaus könnten Beteiligungsformate entwickelt und die Bürger eingeladen und gefragt werden, „wie ihre Bedürfnisse bezüglich der Projekte sind“. Besonders wichtig sei ihm die Gründung eines Seniorenbeirats als Interessensvertretung für ältere Menschen, „da werde ich versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten“.
Tim Brockmann hob die Einwohnerfragestunden im Rahmen der Ausschusssitzungen (im öffentlichen Teil) hervor, bei denen jeder Bürger mit den Gremien in Kontakt treten kann, was jedoch wenig genutzt werde. „Da ist noch Luft nach oben“, sagte er als „Einladung an alle, sich daran zu beteiligen“.
Denn die Beschlussfassung und damit den gestalterischen Prozess leistet nur die Ratsversammlung als demokratisch gewähltes Gremium. Und die Verwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze setzt diese um, da sie ausführendes - nicht Beschluss fassendes - Organ ist. Dass diese strikte Trennung im Sinne der Gewaltenteilung im demokratischen Staat nicht immer klar gesehen wird, spiegelte sich in Publikumsfragen wie „Welchen Einfluss haben Sie als Bürgermeister, die Straßenausbaubeiträge abzuschaffen?“. Gleiches gilt für die Gesetze der Marktwirtschaft: „Kann die Stadt Einfluss nehmen, dass sich zugunsten von mehr Vielfalt nicht noch mehr Barbershops und Dönerläden ansiedeln?“ „Warum gibt es kein Hotel in Preetz?“
Daniel Schlichting verdeutlicht, es sei zur Förderung solcher Vielfalt und touristischer Attraktivität nötig, Impulse zu setzen und Imagekampagnen zu fahren, „dass man Preetz vermehrt als touristischen Anziehungspunkt wahrnimmt“. „Am Ende ist wichtig, dass viele Akteure an einem Strang ziehen“, betonte er.
Preetz habe noch eine vielfältige Geschäftswelt, hob Tim Brockmann hervor. Die gelte es zu unterstützen. Er betont, es sei gerade deshalb „wichtig in Preetz einzukaufen - und nicht bei Amazon“. Der Verzicht auf Parkgebühren seitens der Stadt sei Teil der Wirtschaftsförderung, damit Kunden die Firmen und Geschäfte im Ort ansteuern.
Zur Direktwahl des Preetzer Bürgermeisters als Verwaltungschef sind die wahlberechtigten Einwohner am Sonntag, 2. April aufgerufen. Es folgt die Wahl der politischen Gremien: Am 14. Mai 2023 finden die Kommunalwahlen statt, durch die sich die Gemeindevertretungen und Kreisparlamente im Land wieder neu zusammensetzten.


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