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Hauptversammlung der Gemeindewehr Ratekau: Nicht beschlussfähig – Unterbesetzt trotz Mitgliederboom

Ratekau. Frostig ging es am vergangenen Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung der Gemeindewehr Ratekau zu. Im besten Wortsinn: Bei Außentemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und einer offenbar defekten Heizungsanlage war so mancher froh, dass die Versammlung in der Møn-Halle „nur“ zwei Stunden dauerte. Und das lag vor allem daran, dass einige der Punkte der Tagesordnung wegen „Personalmangels“ gar nicht erst abgearbeitet werden konnten. Als Ratekaus Gemeindewehrführer Dennis Puls gegen 19.30 Uhr die Jahreshauptversammlung der Ortswehren in der Møn-Halle eröffnen wollte, warb er um Verständnis: „Wir sind zu wenige, um beschlussfähig zu sein. Lasst uns noch ein paar Minuten warten.“ Noch einmal wurden die Personalstärken der anwesenden Ortswehren abgefragt. Aber auch das nützte nichts. Von 225 stimmberechtigten Mitgliedern waren lediglich 105 anwesend.
 
Weniger als die Hälfte. „Wir sind nicht beschlussfähig“, stellte Ratekaus Gemeindewehrführer schließlich fest und teilte mit, welche Angelegenheiten an diesem Abend nicht abgearbeitet werden können: So blieb die Genehmigung des Vorjahresprotokoll offen, ebenso die Entlastung des Vorstandes, der Haushaltsplan 2018 ist nach wie vor ungeklärt und auch die Wahl zweier Kassenprüfer fand nicht statt. Dazu passte auch, dass die beiden zu ehrenden beziehungsweise zu befördernden Kameraden nicht anwesend waren, so dass auch dieser Tagesordnungspunkt entfiel. „Wir werden nochmals in einer weiteren Versammlung zusammenkommen müssen, um all diese Dinge abzuarbeiten“, erklärte Puls und begann seinen Jahresbericht. „Drei Übertritte aus den Jugendfeuerwehren Sereetz, sechs Übertritte aus anderen Wehren und 18 Neuzugänge konnten wir in 2017 in den Einsatzabteilungen verzeichnen“, so der Gemeindewehrführer. Zwar habe man auch einige Kameraden verloren, insgesamt sei die Zahl der aktiven Mitglieder jedoch um 13 auf nunmehr 225 gestiegen. „Hier möchte ich mich bei den Ortswehren bedanken, die es durch tolle Werbeaktionen, wie zum Beispiel ,Flori Feuer’, geschafft haben, neue Mitglieder zu werben. Aber auch bei den Jugendfeuerwehren möchte ich mich bedanken, die wieder gut ausgebildete Mitglieder in die Einsatzabteilung übergeben konnten“, so Dennis Puls.
 
Im Jahr 2017 mussten Ratekaus Ortswehren 195 Mal ausrücken, zweimal mehr als im Vorjahreszeitraum. In den Einsätzen konnten 21 Personen gerettet werden, für vier weitere kam leider jede Hilfe zu spät. Als wichtigste Vorhaben der nächsten Jahre nannte Puls, neue Feuerwehrhäuser für die Ortswehren Ovendorf, Sereetz und Offendorf auf den Weg zu bringen. Die Grüße der acht Ortswehren und der Gemeinde Ratekau überbrachte Ratekaus Bürgermeister Thomas Keller. „Es ist unheimlich schwierig, gerade auch junge Menschen für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Hier in der Feuerwehr erlebe ich viele Junge, die sich engagieren und einen richtig guten Job machen“, lobte auch er die gute Nachwuchsarbeit in den Wehren. „Die Feuerwehr Ratekau hat mit 225 Aktiven so viele aktive Mitglieder, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Angesichts der Gesamtsituation gibt es in der Gemeinde Ratekau keinen Grund dauerhaft und kollektiv zu klagen. Ganz im Gegenteil. Es ist angesagt, ein positives Bild von der Feuerwehr zu zeichnen.“ In diesem Zusammenhang unterstrich er auch, das Thema Mitgliedergewinnung grundsätzlich positiv anzugehen und lobte Ratekaus Ortswehrführer Markus Thiel für seine Idee mit dem Feuerwehrmaskottchen Flori Feuer, das „sogar bundesweit“ für Furore gesorgt hat.
 
„Das ist eine solche positive Aktion. Hier wurde eben nicht an die Sache mit dem Hintergrund herangegangen, ,Wir haben Probleme’, sondern offen und positiv. So macht man Werbung. So gewinnt man neue Mitglieder. Das ist beispielgebend.“ Zu den zunehmenden Beschwerden der Feuerwehrleute über ständig wachsende Bürokratisierungm sagte Keller, dass man hier und da auch darüber nachdenken müsse, ob wirklich immer alle Daten erfasst werden müssten und ob sich Aufgaben nicht auch auf mehrere Schultern verteilen ließen. Seinen dritten Schwerpunkt legte er auf die Ausstattung der Ratekauer Ortswehren. „Die Millionenausgaben der Gemeinde zeigen, welch hohe Priorität die Ausstattung der Wehren für die Gemeinde hat. Natürlich haben wir hier auch Nachholbedarf gehabt. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wir stehen vor weiteren großen Investitionen.“ Der optimistischen Vision seines Gemeindewehrführers, neue Gerätehäuser in Ovendorf, Offendorf und Sereetz schon bald zu realisieren, erteilte er dennoch eine Absage: „Die Kommunen müssen solche Maßnahmen heute weitestgehend aus eigener Kraft stemmen. Da muss man immer auch nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Und daher kann ich jetzt schon klarstellen, dass wir nicht innerhalb von 15 Jahren alle acht Gerätehäuser erneuern können.“ Gleichwohl wiederholte Thomas Keller seine Aussage von der Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses in Ratekau. „Alles Geld, das wir in die Feuerwehr investieren, ist kein Geschenk an die Feuerwehr, sondern eine wichtige Investition in die öffentliche Sicherheit.“


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