

Eutin (aj). Wenn Heinrich Manthey an seinem Schreibtisch sitzt, ist das wie eine Therapie für den Wahl-Schönwalder: „Ich habe mir von der Seele geschrieben, was mich ein Leben lang bedrückt hat“, sagt er. Zwei Jahre lang hat er seine Erinnerungen zu Papier gebracht, Episode für Episode aufgeschrieben und dabei auch die Untiefen nicht umschifft. Manthey ist 1939 im westpreußischen Bromberg geboren. Er war ein kleiner Junge, als Mutter und Großmutter in ein Lager kamen, der Vater war an der Front. Sein Bruder und er wurden bei Kleinbauern untergebracht, kamen schließlich nach Deutschland in ein Kinderheim: „Ich war fünf Jahre alt und musste ohne die Liebe und Wärme einer Mutter auskommen“, sagt er. Auch wenn sich die Familie über das Deutsche Rote Kreuz wiederfand, die Wunde wird sich nie schließen. Bis heute berührt es Heinrich Manthey tief, über diese schmerzhafte Erfahrung zu reden.
Am Freitag, dem 22. November um 18.30 Uhr wird er im Veranstaltungshaus der Brücke Ostholstein in der Bahnhofstraße 28 direkt gegenüber dem Eutiner Bahnhof aus seinem Buch vorlesen. „Mein Leben nach der Vertreibung“ heißt es, Manthey hat es im Selbstverlag herausgebracht: Er schildert seinen Lebensweg in einer schnörkellosen Sprache, spart nichts aus, berichtet ehrlich auch über eigene Schwächen. Nach der Schule arbeitete er zunächst als Straßenbauer, dann wechselte er die Branche und verdiente 40 Jahre lang als Versicherungsmakler sein Geld. Seine Ehen scheitern, auch, weil er zu besitzergreifend war: Der Verlust der Mutter, so sieht er es heute, liegt wie ein Schatten über ihm. Er versucht, das Erlebte aufzuarbeiten. Sein Buch aber hat er auch aus einem anderen Grund geschrieben: Er will der jungen Generation die Vergangenheit als Mahnung nahebringen: „Sie sollen sehen, was ein Krieg für die Menschen anrichten kann und sich für den Frieden einsetzen“, sagt er bestimmt. In seiner Generation habe man über die Traumata nicht gesprochen. Ihm hat der Glaube geholfen, seine Last zu tragen: „Ich bete jeden Tag!“ Außerdem sucht er die Nähe anderer Menschen: „Ich habe immer gern mit meinen Kollegen zusammengearbeitet und habe auch heute einen festen Kreis von Menschen, mit denen ich regelmäßig telefoniere.“ Sein Zuhause ist das Pflegeheim Strunkeit in Schönwalde, hier steht sein Schreibtisch. Seit er sein Leben durchdacht und aufgeschrieben hat, fühlt er sich sicherer. Jetzt wünscht er sich, dass junge Menschen sein Buch lesen. Und er ist sicher: Es war nicht sein letztes Werk.
Heinrich Manthey wird Exemplare von „Mein Leben nach der Vertreibung“ zur Lesung mitbringen. Wer ein Buch bei ihm direkt bestellen möchte, nimmt unter der Telefonnummer 0162 - 7398776 Kontakt auf.