

Kasseedorf (t). Von ihrer Quelle nahe des Bungsbergs kommend verlässt die Schwentine nach rund fünf Kilometern den Wald „Wildkoppel“ und fließt am Voßberg durch Kasseedorf. Auf einem 400 Meter langen Abschnitt hat der Wasser- und Bodenverband (WBV) Schwentine nun die Struktur des Gewässers auf einer verbandseigenen Fläche aufgewertet. Hierfür wurden Kies mit einer besonderen gewässertypischen Körnung, größeren Steinen und Totholz vielfältige Gewässerstrukturen eingebaut. Eine verrohrte Teilstrecke musste einer Furt weichen. Entwässerungsgräben wurden verschlossen, um anmoorige Bereiche wieder zu vernässen und den natürlichen Wasserrückhalt zu stärken. Um Wasser nach Regenereignissen besser in der Fläche zu speichern, wurde ein Altlauf auf circa 180 Metern als Flutmulde wieder an die Schwentine angeschlossen. Bei höheren Wasserständen wird nun das Wasser in die Fläche geleitet und dort zurückgehalten.
Im Wald ist die Schwentine noch ein besonders naturnaher und gefällereicher Bach. Auf der Grünlandfläche des WBV Schwentine war sie jedoch vor längerer Zeit begradigt, vertieft sowie auf einem 25 Meter langen Teilstück verrohrt worden. Doch der Wasserstand ist immer häufiger extrem niedrig, und auch 2025 lassen die Auswirkungen der seit Anfang des Jahres bis vor Kurzem ausgebliebenen Niederschläge erahnen, dass die Schwentine im Oberlauf demnächst wieder einmal komplett austrocknen wird.
„Die sich verstärkenden Wetterextreme führen zu einem anderen Abflussregime als früher. In Zeiten starker Regenfälle müssen die kleinen Bäche sehr viel Wasser auf einmal abführen, während in Dürreperioden der Basisabfluss geringer wird. Damit konzentrieren sich auch Nähr- und Schadstoffe im Gewässer. Zudem erwärmen sich die Gewässer leichter, insbesondere bei fehlender Beschattung“, erläutert Johannes de Wall, Verbandsingenieur beim Wasser- und Bodenverband Ostholstein. In Zusammenarbeit mit anderen behördlichen Akteuren hat er die Renaturierungsmaßnahme federführend entwickelt und umgesetzt.
Die aus Totholz und größeren Steinen bestehenden Strömungslenker wurden dabei so angeordnet, dass sie auch in Zeiten von Mittel- und Niedrigwasser dafür sorgen, tiefere Bereiche zu erhalten. Diese dienen aquatischen Lebewesen als Rückzugsraum, wenn der Niedrigwasserabfluss in Trockenphasen besonders gering ist. Außerdem wurden beim Einbau von Kies sogenannte Niedrigwasserprofile geschaffen, die in trockenen Zeiten den Abfluss bündeln sollen. Der Anschluss des trockengefallenen Altlaufs dient nicht nur der Vernässung, auch wird der Spitzenabfluss abgebremst und das Wasser länger in der Fläche gehalten. Davon profitiert die Grundwasserneubildung, die Klimakühlung und natürlich Flora und Fauna des Feuchtlebensraumes. Die umgesetzten Maßnahmen sollen dem Bach die Möglichkeit zur naturnahen Entwicklung geben und ihn gleichzeitig an die Folgen des Klimawandels anpassen. Die angrenzende rund zehn Hektar große Grünlandfläche wird seit vielen Jahren extensiv beweidet, seit 2024 durch eine Schafherde. Sie wurde vom WBV Schwentine vor einigen Jahren aus Mitteln des Naturschutzes des Landes Schleswig-Holstein erworben, während die Gewässerrenaturierung mit Geldern aus der EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie des Kreises Ostholstein gefördert wurde. Die Baukosten belaufen sich auf etwa 25.000 Euro. Die Arbeiten wurden von der im Gewässerbau versierten Firma Bredfeldt aus Kossau ausgeführt.