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Neuer Mann am Steuer bei den Oldtimerfreunden

Ahrensbök (ed). Als Siegfried Kibbel, der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Ahrensbök, im April plötzlich verstarb, hinterließ er nicht nur bei Familie und Freunden eine große Lücke – auch bei den Oldtimerfreunden Ahrensbök eV, dem Verein, den er 1986 mit einigen Gleichgesinnten mit Herz für alte Fahrzeuge gegründet hatte. Erst jetzt konnten sich die Oldtimerfreunde dazu durchringen, einen neuen Vorstand zu wählen, einen Nachfolger für ihren langjährigen Vorsitzenden, der hier noch in jedem Gespräch zugegen ist und dessen historischer Trecker wohlbehütet in der Garage steht. Weil ein Verein aber einen vollständigen Vorstand braucht, folgt dem verstorbenen Siegfried Kibbel nun Volker Ziske im Amt – neuer zweiter Vorsitzender ist Nils Stengel, der Wolfgang Kruse in dieser Position beerbt. Schatzmeisterin ist Ute Denckert-Fengler und Schriftführer ist Rüdiger Glatthor.
Angefangen habe alles 1986 bei der Ahrensböker Feuerwehr, erzählt Gründungsmitglied Ulrich Barkmann – damals hätten er und seine Feuerwehrkameraden die Fahrzeuge noch selber repariert. „Und die wurden dann natürlich alt“, schmunzelt er, „und ausrangiert.“ Einige wenige haben damals dafür gesorgt, dass die Fahrzeuge in Schuss blieben – und weil es in der Gegend noch viele alte Fahrzeuge, vor allem Landmaschinen gab, die restauriert werden wollten, und Ahrensböker, die Herz und Händchen dafür hatten, gründeten sie die Oldtimerfreunde Ahrensbök. Bis heute haben sie die Feuerwehrfahrzeuge, darunter eines aus dem Jahr 1939, in ihrer Obhut, außerdem Trecker und Schlepper aller (ehemals) gängigen Hersteller. Ihre „Clubscheunen“, denn eine reicht lange nicht mehr aus, stehen auf einem Grundstück der Familie Kibbel in Dunkelsdorf.
Dass in diesen Scheunen echte alte Schätzchen stehen, will man nicht meinen, wenn man achtlos auf der Straße von Ahrensbök nach Stockelsdorf unterwegs ist – so wie der in schickem Anthrazit lackierte Lanz Bulldog von Vincent Kark, einem der Youngster bei den Oldtimerfreunden. Vincent ist 17 und mit dabei, seit er ein Junge war. „Mein Großvater hat Landwirtschaft gelernt“, erzählt er, „und immer ein Interesse an alten Landmaschinen, mich hat er dann mit hierher genommen.“ Und irgendwie muss er das Herz für alte Landmaschinen an seinen Enkel vererbt haben, denn dessen erstes Wort, soll Bubog, also Bulldog gewesen sein. Der schöne alte Lanz Bulldog aus dem Jahr 1942 ist sein erster Trecker – und mit der Hilfe seiner Oldtimerfreunde bringt er ihn nach und nach auf Vordermann.
Das Herzstück des Fuhrparks der Oldtimerfreunde ist Siegfried Kibbels Ensinger AS 15, einer von rund 350 Treckern, die nur die Werkstatt in Michelstadt im Odenwald verließen, und wahrscheinlich einer der sehr wenigen, die es davon überhaupt bis hier nach oben in den Norden geschafft haben. 30 Jahre lang hatte er in einem Garten gestanden, war überwuchert worden und vor sich hin gerostet, bis Siegfried Kibbel ihn entdeckte und adoptierte. Zusammen mit seinen Oldtimerfreunden hat er den alten Trecker geborgen, ihn zerlegt und restauriert. „Er hat wieder etwas Vernünftiges daraus gemacht“, erzählt Volker Ziske, „nach und nach, und er hat noch erlebt, dass er wieder angesprungen und gelaufen ist.“ Und weil der alte Ensinger Siegfried Kibbel so am Herzen gelegen hat, sorgen seine Oldtimerfreunde jetzt dafür, dass der historische Trecker jetzt zukunftsfähig wird. Noch ist er nur mit einer Kurbel zu starten, die schöne, alte Rarität – einen E-Starter soll er demnächst bekommen und hier und da noch aufgerüstet werden, damit er wieder richtig zu gebrauchen ist, seinen nostalgischen Charme aber keineswegs verliert. Das ist auch dank einer zweckgebundenen Spende der Familie Kibbel möglich, die sich wünscht, dass die Oldtimerfreunde zu Ende führen, was Siegfried Kibbel nicht mehr hat vollenden können. Dann ist der schicke Ensinger bei der Historischen Heuernte mit dabei, darf vielleicht sogar mit zu einem Treckertreffen, an denen die Oldtimerfreunde regelmäßig teilnehmen, da wäre er sicher einer der Stars. Und Siegfried Kibbel würde das Herz aufgehen, das wissen die Oldtimerfreunde.
Aber nicht nur der alte Trecker und sein Schicksal waren für Siegfried Kibbel eine Herzensangelegenheit – das war auch der Club, den er mitgegründet hat und dessen Mitglied er bis zu seinem letzten Tag war, und weil seine Familie das weiß, „dürfen wir auf ihrem Grundstück weiter unser Unwesen treiben“, so Volker Ziske, „dafür sind wir sehr dankbar.“ Aber ganz sicher weiß die Familie auch, wie liebevoll sich die Oldtimerfreunde an ihr verstorbenes Gründungsmitglied erinnern und wie sie sein Erbe in Ehren halten.
Von den 73 Mitgliedern sind etwa 34 aktiv mit dabei – „darunter viele super aktive Jugendliche“, freut sich Volker Ziske – wie Vincent Kark und seine Kumpels, aber angefangen hat es mit Nils Stengel, dass nach und nach auch Jugendliche zu den Bastelabenden kamen – offiziell ist er seit 1999 Mitglied, inoffiziell aber schon mit dabei, seit er neun Jahre alt war. „Man wird mitgenommen zum Schrauben, bekommt alles erklärt“, erzählt er, „und fängt irgendwann selber an zu schrauben. Es ist diese alte Technik, die fasziniert, dass man Maschinen noch mit der Hand wieder instand setzen kann, ohne an einer Elektronik zu verzweifeln, das macht einfach Spaß.“ Die Jugendlichen, die kommen, schleppen nach und nach ihre Kumpels an und sorgen so dafür, dass die Freunde altersmäßig so gemischt sind wie von ihren Berufen im echten Leben her – nicht alle können schrauben, aber die, die es können, zeigen es den anderen. „Wir ergänzen uns gut“, lacht Vincent Kark, „das macht Spaß.“
Neben dem Fuhrpark gibt es den Boden in der alten Scheune, auf dem die Oldtimerfreunde altes Gerät sammeln, „da sind Sachen dabei, die es heute gar nicht mehr gibt“, lacht Volker Ziske. Heuforken, ein Wagen für Milchkannen, eine alte Apfelpresse und ein alter Bienenkorb, dazu eine Werkzeug-, die „Klüterkammer“ – ein echtes kleines Museum ist hier entstanden. Es passt zu den alten Treckern und Schleppen und zu der Mission der Oldtimerfreunde – „wir wollen unseren Besuchern gern die alte Technik näherbringen“, sagt Nils Stengel, „und zeigen, wie früher gearbeitet wurde. Und alles stammt hier aus der Gegend.“
Wer ebenfalls ein Herz (und womöglich sogar ein Händchen) für alte Trecker und Schlepper, für historische Maschinen hat, ist den Oldtimerfreunden herzlich willkommen und schaut gern mal bei den Club- oder auch Bastelabenden, wie sie genannt werden, mittwochs ab 18 Uhr im Heinrichweg 1 in Dunkelsdorf vorbei.


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