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Schölers leest Platt in der Landesbibliothek: „Wi sünd hier unner Gewinners!“

Eutin (aj). Täuscht der Eindruck oder geht es bei einem plattdeutschen Vorlesewettbewerb besonders gemütlich zu? Der Dialekt jedenfalls steht dafür, Dinge direkt beim Namen zu nennen und das ohne Schärfe. Nicht der einzige Grund, warum der Schleswig-Holsteinische Heimatbund sich unermüdlich um den Erhalt des Niederdeutschen bemüht. Ein Format, um auch den Nachwuchs zu begeistern, ist der Vorlesewettbewerb „Schölers leest Platt“. Vier junge Plattschnacker oder besser Plattlesers trafen jüngst zum Landschaftsentscheid in der Eutiner Landesbibliothek aufeinander. Bestens präpariert und in daumendrückender Begleitung von Familien und Lehrerinnen gaben sie „De Aadler in’n Höhnerstall“, „Wi hebbt tohuus en Katt“ und „De Slötel“ zum Besten – und das routiniert, ausdrucksstark und ohne Verhaspler: „Ich habe zu Hause und in der Schule trainiert“, verriet Michel Karstedt vom Gymnasium in Lütjenburg. Im Plattdeutschunterricht hat er den Dialekt für sich entdeckt und mit Unterstützung seiner Lehrerin Antje Konnopka das eigene Talent dafür verfeinert. Auf kundige Unterstützung kann sich auch Jesse Muhs verlassen: Oma Elke wohnt im Altenteil des Familienhofes in Stakendorf und Jesse hat sich viel von ihr abgehört: „Wenn Oma telefoniert, spricht sie immer Platt“, erzählte er munter. Für Elke Muhs ist das Plattdeutsche Heimat, die Sprache, die sie ein Leben lang begleitet. Mit dem eigenen Nachwuchs allerdings sprach man Hochdeutsch – wegen der Schule und weil das damals so Usus war. Umso lieber gibt sie heute dem Enkel Tipps. Und der hat das typisch Verschmitzte, das immer mitschwingt, wenn op Platt vorgetragen wird, perfektioniert.


Platt zu schätzen und zu bewahren, liegt auch den Jury-Mitgliedern am Herzen. Unter Leitung von Platt-Profi Heinrich Evers, dem Plattdeutschbeauftragten des Kreises Ostholstein, hörten Anne Vehres von der Niederdeutschen Bühne Süsel, Bärbel Bierend, bekannt als Kopf des Ensembles „Bärbel Bierend un ehre Rietfiedellüüd“, und Helga Zettier, unter anderem langjähriges Mitglieder Eutiner Stadtgill, ganz genau hin. Für die vier ist Plattdeutsch eine lebendige Sprache, wo immer sie darauf hoffen können, dass man sie versteht, ward platt snackt. „Und zu Hause sowieso“, betonte Anne Vehres.


Über das lesefreudige Quartett freuten sie sich entsprechend: „Wi sünd hier unner Gewinners!“, meinte Heinrich Evers zur Begrüßung. Und das spiegelte das Ergebnis wider: Der Punkteabstand war so eng wie nie zuvor, es gab Siegerurkunden und Geschenke für alle und erstmalig wurden in diesem Jahr zwei Sieger mit gleicher Punktzahl auf den 1. Platz gewertet, es waren Michel Karstedt aus Lütjenburg und Arjen Jeroen Lauer aus Seedorf, der bereits im Jahr 2022 den Landschaftsentscheid in der Gruppe der 3. und 4. Klasse in Eutin gewonnen hatte. Den 2. Platz belegte Carla Völckers aus Heikendorf, den 3. Platz Jesse Muhs aus Stakendorf. Für den noch ausstehenden Regional- und Landesentscheid nehmen die „Gewinners“ die besten Wünsche mit.


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