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Weil es um mehr geht als Tore und Punkte

Der WPU Sport der Wisserschule nahm unter Leitung von Jochen Bauer (li.) an der Kampagne „Faire Bälle für SH“ teil.

Der WPU Sport der Wisserschule nahm unter Leitung von Jochen Bauer (li.) an der Kampagne „Faire Bälle für SH“ teil.

Bild: A. Jabs

Eutin (aj). Es ist eine Sache, im Klassenzimmer über fairen Handel, menschenwürdige Produktionsbedingungen und angemessene Preisgestaltung zu sprechen. Eine andere ist es, die Frage danach, wie eigentlich produziert wird, womit wir unseren Alltag gestalten, in konkrete Zusammenhänge einzubetten. Anders formuliert: Wann haben Sie sich zuletzt damit befasst, wer Ihr Lieblingssportgerät hergestellt hat - und unter welchen Bedingungen? Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassenstufe der Eutiner Wilhelm-Wisser-Gemeinschaftsfschule haben sich jüngst genau damit beschäftigt - im Sportunterricht: „Viele Sportbälle sind noch immer Handarbeit und werden in Fabriken gefertigt, in denen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Die Herstellung findet überwiegend in sogenannten Niedriglohnländern statt und entsprechen selten den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Dies bedeutet, dass wichtige Sozialstandards für Arbeiter*innen nicht eingehalten werden“, erklärt Jochen Bauer. Als Projektmitarbeiter der Kampagne „Faire Sportbälle in SH“ war er an die Schule gekommen, um mit den Jugendlichen über diese Zusammenhänge und mögliche Lösungen zu sprechen. Denn es gibt Alternativen: Einige Ballhersteller haben sich der Problematik bereits angenommen und lassen Sportbälle herstellen, die zum Beispiel mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet sind. Diese Hand- und Fußbälle entsprechen den FIFA- und IHF-Normen - Qualität ist also kein Argument, weiterhin auf unfair zu setzen. „Bei uns rollen im Sportunterricht bereits fair gehandelte Bälle“, berichtete Wisser-Schulleiter Sven Ulmer. „Es ist gut, das Bewusstsein für dieses Themenfeld auch außerhalb des Wipo-Unterrichtes zu schärfen, hier im Wahlpflichtkurs Sport“, ergänzte Sportlehrer Harald Fuhr. Wie es sich anfühlt, unfair behandelt zu werden, erfuhren die jungen Menschen nicht nur über Filme und aus Jochen Bauers Ausführungen, sondern buchstäblich am eigenen Leib. Der Fußballlehrer ließ die Mädchen und Jungen zu einem besonderem Match antreten, in das er immer wieder bewusst unfair eingriff: Bauer pfiff Elfmeter, wo nichts zu ahnden war, behinderte willkürlich Spieler und setzte gültige Regeln außer Kraft: „Ich finde es gut, dass uns das hier so gezeigt wird“, meinte Alex aus der Zehnten. „Ob fair gehandelt oder nicht, diese Frage hat für mich bisher keine große Rolle gespielt“, sagte er weiter. Der Projektvormittag hat den jungen Mann nachdenklich werden lassen. Sein Fazit: „Ich finde es nicht richtig, dass manche Menschen unfair behandelt werden, und ich bin dafür, dass alle gleiche Bedingungen haben!“ Sportbälle können ein erster Schritt sein.
Schulen und Vereine, die sich für das Projekt interessieren, finden auf www.bei-sh.org unter dem Stichwort „Programme und Projekte“ alle weiteren Informationen.


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