Wie sieht ein weltoffener Mensch aus?
Eutin (aj). Wie sieht es eigentlich aus, das Gesicht der Demokratie? Die Antwort gibt eine Spiegelkarte, die ab sofort in Rathäusern, Bibliotheken, Kreisverwaltungen und bei Veranstaltungen in der Gemeinde Malente, im Amt Großer Plöner sowie in Plön und Eutin ausliegen wird. Die besondere Postkarte ist mit einem Spiegel versehen, wer sie betrachtet, erkennt sich selbst und wenn mit der Aufschrift „So sieht ein weltoffener, demokratischer, freundlicher Mensch aus“ das Nachdenken einsetzt, ist dieser Effekt durchaus beabsichtigt: „Es geht um ein gutes Miteinander und der Spiegel soll neugierig machen und Anlass sein innezuhalten, zu überlegen: Bin ich das wirklich?“, erklärt Sophia Schutte. Die Leiterin des Eutiner Integrationsbüros und ihre Kolleg*innen aus den genannten Kommunen erleben in ihrer Arbeit täglich Erfolge und Schwierigkeiten des Zusammenwachsens. Sie alle begleiten Menschen unterschiedlicher Herkunft auf ihrem Weg in die deutsche Gesellschaft und so verschieden die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Herausforderungen: „Aktuell haben wir wenig Problem, es läuft gut“, berichtet Mareike Hauff aus Plön. Manchmal allerdings müsse Überzeugungsarbeit geleistet werden, wo man es nicht erwartet habe. Das kann die Unterbringung in einer Nachbarschaft sein, die bislang kaum in Kontakt mit Menschen mit Migrationshintergrund gekommen ist und massive Bedenken hat, nun Tür an Tür mit einem Geflüchteten zu leben: „Dann braucht es eine gute Kommunikation“, weiß Hauff und Sophia Schutte ergänzt: „Dann wachsen oft auch gute Nachbarschaftsverhältnisse.“ Kommunikation ist auch eine Frage des Personals: „2015 hatte wir eine große Gruppe Ehrenamtlicher, da gab es in der Vergangenheit einen großen Einbruch“, schildert Madeleine Kunz aus Malente und erläutert den Lösungsansatz: „Wir fördern ganz gezielt die Selbstständigkeit, setzen auf Hilfe zur Selbsthilfe, indem wir zum Beispiel die Bewohner*innen in den Unterkünften gemeinsam schicken zum Übersetzen, etwa wenn ein Arztbesuch ansteht.“ In den Dörfern sind die Hürden oftmals höher als in der Stadt, wo es eine bessere Infrastruktur gibt. Einen Eindruck davon vermittelte Holger Beiroth, Bürgermeister in Dersau, und Amtsvorsteher im Amt Großer Plöner See. Seine Idee: „Die Karten sollten auch in anderen Sprachen aufgelegt werden, denn ein gutes Miteinander ist keine Einbahnstraße.“ Auf der Rückseite der Karte ist zu lesen, worauf es ankommt: Akzeptanz, Respekt, Hilfsbereitschaft und ein Bekenntnis gegen Hass, Hetze und Rassismus. Und es ist auch zu lesen, wofür sich die gemeinsame Verantwortung lohnt: Für ein gemeinsames Wir.
Warum die Karte gerade jetzt an diesen Geist appelliert, legt Sophia Schutte dar: „Der Ton ist rauer geworden als vor ein paar Jahren. Und es gibt Warnzeichen wie abgerissene Regenbogenfahnen und Aufkleber hier und da.“ Noch seien die Veränderungen unterschwellig: „Aber es gilt: Wehret den Anfängen“, so Schutte. Es brauche Akzeptanz dafür, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Viel Gehalt steckt also hinter der kleinen Postkarte, die das Ergebnis eines Dialogs zwischen den Kommunen ist. 250 Stück sind zunächst pro Kommune aufgelegt worden, aber natürlich kann jederzeit nachgedruckt werden.
