Kristina Kolbe

Neue Seebrücken in Pelzerhaken und Rettin

Pelzerhaken. Mit der Seebrückenfertigstellung in Scharbeutz ist am 1. Mai die dritte Brücke in Folge eröffnet worden. Diese Brücken in der Lübecker Bucht, so betonten es die Touristiker, Politikerinnen und Verwaltungsmitarbeitenden auf den jeweiligen Eröffnungsfeiern, seien für den Tourismus der Schleswig-Holsteinischen Ostseeregion unverzichtbar und eine zukunftsweisende Maßnahme. Kein Wunder also, dass nun auch Neustadt und Pelzerhaken nachziehen wollen.

Das Thema Seebrücken ist für Verwaltung und Politik nicht neu. Immer mal wieder haben die Ausschüsse in den vergangenen Jahren über Reparaturmaßnahmen beraten und auch einen Neubau schon in Erwägung gezogen, diese Idee jedoch wieder verworfen. Inzwischen sind allerdings beide Brücken über ihre Haltbarkeitsdauer hinausgeschritten. Das Neustädter Bauwerk hat seine Standzeit von 30 Jahren bereits überschritten und die Pelzerhakener Seebrücke ist weit über 40 Jahre alt. Lange werden sie also nicht mehr offen gehalten werden können. Fest steht also: Ohne Neubau keine Brücken mehr.

Der Ist-Zustand

Das bestätigte auch die Bestandsprüfung im Frühjahr dieses Jahres. Diese hat ergeben, dass sich die Neustädter Seebrücke in einem ungenügenden Zustand befindet und kurz vor der Sperrung steht. Maßnahmen in Höhe von 47.000 Euro wären erforderlich, um das Bauwerk für die nächsten zwei bis drei Jahre zu erhalten. In Pelzerhaken sieht es noch schlechter aus. Das Holz ist an einigen Stellen brüchig, die Pfähle nur noch sehr dünn, von Witterung und Wellen zerfressen und einige Stahlträger sind stark verrostet. Hier wären Investitionen in Höhe von 57.000 Euro nötig, um zumindest eine kurzfristige Nutzung zu gewährleisten. Langfristig seien die Reparaturen jedoch keine Lösung, so erklärten es die beratenden Ingenieure.

Die neuen Brücken

Die Ingenieure stellten außerdem die neuen Brücken vor und zeigten Entwürfe bei der letzten Sitzung des Tourismus-Ausschusses. Schnell wurde deutlich, dass sich auf den ersten Blick gar nicht so viel verändert. Die neuen Seebrücken werden am selben Standort gebaut und auch die Stegführung bleibt fast identisch. Bei genauerer Betrachtung sind allerdings trotzdem Unterschiede erkennbar: In Neustadt fehlt im Gegensatz zur jetzigen Brücke der westliche Seitenarm, Richtung Rundhafen und die Ausrichtung des Brückenkopfes soll nach Osten also Richtung Strandkiste zeigen, damit die DLRG die Badegäste besser im Blick hat. Auch wäre die neue Brücke circa 70 Zentimeter höher und damit gegen Sturmfluten und Hochwasser besser geschützt.

Der Entwurf in Pelzerhaken orientiert sich ebenfalls stark am Bestand, sieht jedoch zusätzlich einen Bootsanleger samt barrierefreiem Zugang vor. Kleinere Sitzelemente und Einbuchtungen sowie Beleuchtung am Handlauf, ein Fotospot und eine Installation zum Anbringen von Liebesschlössern sind für beide Brücken in der Planung enthalten.

Die Kosten

Bei den Neubauten handelt es sich um Millionenprojekte, verglichen mit Scharbeutz (19,9 Millionen Euro), Timmendorfer Strand (12 Millionen Euro) oder Haffkrug (19 Millionen Euro) kommen die Neustädter und Pelzerhakener Seebrücke allerdings deutlich kostengünstiger davon. Genauer gesagt: Die Seebrücke in Pelzerhaken ist mit 5,7 Millionen Euro berechnet und die Seebrücke Neustadt schlägt nach derzeitigem Planungsstand mit 3,7 Millionen Euro zu Buche.

Mögliche Förderung

Zwar sind diese Seebrücken günstiger, als ihre Schwestern in der Lübecker Bucht, auf die Stadt kommt dennoch ein hoher Eigenanteil zu. Die Fördertöpfe für neue Seebrücken sind strapaziert und die Förderungsquote ist mittlerweile von 90 auf 60 Prozent gesunken. Auch steht noch gar nicht fest, ob die Seebrücken überhaupt gefördert werden könnten. Gespräche hierzu laufen bereits.

Der Zeitplan

Die reine Bauzeit der neuen Brücken soll 12 Monate betragen. Ein Baubeginn ist aus Naturschutzgründen ausschließlich im Herbst möglich. Die Bearbeitungsdauer für den Fördermittelantrag ist auf neun Monate festgesetzt, was einen frühesten Baubeginn im Herbst 2026 ermöglicht, der jedoch mit einem finanziellen Risiko verbunden ist: Sollte die Förderung nicht genehmigt werden, fallen nämlich Planungskosten an, die die Stadt selbst tragen muss. Die andere Möglichkeit wäre ein Jahr zu warten und erst mit weiteren planerischen Maßnahmen zu starten, wenn auch die Förderung sicher ist. Das Warten schmälert jedoch die Chance auf eine Förderung, da die Fördertöpfe immer leerer werden. Es bleibt also eine schwierige Entscheidung, die der Ausschuss nun dringend treffen muss.

Die Diskussion

Die Politik wog vor allem Kosten und Nutzen ab und interessierte sich für die Nutzungsdauer, die die Ingenieure auf 30 bis 40 Jahre schätzten. Auch der Aufwand während der Bauzeit wurde in die Überlegungen einbezogen. Während der Bauzeit müsste zum Beispiel der Badebetrieb aus Sicherheitsgründen komplett pausieren. „Wir werden den gesamten Strandbereich für mindestens eine Saison sperren müssen“, erklärte Vera Heß vom Tourismus Service. Auch sei es wichtig die Planungen zur neuen DLRG Station und der Freiflächen davor einzubeziehen, denn die Förderfähigkeit hänge voneinander ab. Dennoch sprechen die überdurchschnittlichen Übernachtungsraten für einen Ostsee-Boom, wie es auch Andre Rosinski von der TALB (Tourismus Agentur Lübecker Bucht) berichtete. „Seebrücken bringen einen Schub und es ergibt sich insgesamt ein tolles Bild für die Ostseeregion“, erklärte er. Auch Zählungen vor Ort im Sommer 2024 haben ergeben, dass zwischen 11 und 12 Uhr 80 Gäste die Brücke in Neustadt betreten haben. Die Planer gehen von einer durchschnittlichen Frequentierung von 500 Gästen pro Tag aus. Durch die neuen Seebrücken habe man eine zusätzliche Attraktivitätssteigerung, die mehr Gäste bedeuten würde und damit eine Investition in die Zukunft wäre. Dennoch blieb am Ende die Erkenntnis, dass die Stadt Neustadt um den Eigenanteil von mindestens 40 Prozent nicht herumkommt und dieses Geld an anderen Stellen fehlen würde. Auch der Tourismusbeitrag würde voraussichtlich um 0,50 Euro steigen. Es bleibt also abzuwarten, wie und wann neue Seebrücken gebaut werden. Gar keine Seebrücke mehr zu haben, sei jedoch keine gute Option, da waren sich die Ausschussmitglieder einig. (ko)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen