

Kellenhusen/Grömitz. Die Küstendünenlandschaft zwischen Kellenhusen und Grömitz ist seit 2007 das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet DE-1832-329. Der Küstenstreifen besteht aus Sandstränden vor einer Küstendünenlandschaft aus größtenteils überdünten Strandwällen zwischen den intensiv touristisch genutzten Stränden von Grömitz und Kellenhusen und einem parallel zur Küste verlaufenden Landesschutzdeich.
Trotz der Nähe zu den Ortslagen und dem Badestrand und den dadurch bedingten negativen Einflussfaktoren kommt dem Küstenabschnitt zwischen Grömitz und Kellenhusen eine landesweite Bedeutung zu, da die letzten noch naturnah entwickelten Küstenabschnitte an der gesamten holsteinischen Ostseeküste nur noch auf wenige Standorte begrenzt sind.
Das Teilgebiet „Lensterstrand“ hat eine landesweite besondere Bedeutung als Brutgebiet für die Zwergseeschwalbe, die kleinste Seeschwalbe Europas. Die dortige Kolonie ist aktuell der bedeutenste Brutplatz an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste.
Seitens der unteren Naturschutzbehörde in Eutin wird seit Jahren per Allgemeinverfügung ein Betretungsverbot für zwei Bereiche am Klosterseestrand zum Schutz und Erhalt der Zwergseeschwalbenkolonie erlassen, derzeit bis zum 30. September. Für Surfer besteht in dem Zeitrahmen ein Anlandungsverbot in den beiden Sperrbereichen. Strandwanderer können ihren Weg auf der Deichkrone fortsetzen.
Das Zwergseeschwalbenschutzgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft des Campingplatzes ‚Sonnenland‘ hat eine Fläche von ca. 1.700 m² und wird von der Nabu-Ortsgruppe Lensterstrand betreut. Im Winterhalbjahr wurde wiederum ein Teil der Vegetation in Handarbeit entfernt, um den Strandcharakter für die Strandbrüter zu erhalten. In mehreren Arbeitseinsätzen wurde in der vergangenen Woche ein neuer Zaun errichtet. Begonnen hatte es in der Vergangenheit mit einem hüfthohen Zaun, um Raubsäuger wie Fuchs und Co. abzuhalten. Es folgte eine 1,60 m hohe Einzäunung mit Elektroschutz. Im Juli 2019 wurde in dem Gelände die Spur eines Marderhundes festgestellt. Das Tier hatte in der Nacht Jungvögel gefressen. Daraufhin wurde der neue Zaun mit 1,80 m Höhe angeschafft. 2020 verhinderten die Corona-Schutzmaßnahmen die Installierung des Zaunes, weshalb in dem Schutzgebiet auch kein Jungvogel flügge wurde. Für die Strandbrüter Zwergseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Austernfischer und Sandregenpfeifer ist der Boden und die Umzäunung mit Elektroschutz vorbereitet – die Brutsaison kann beginnen.
Der Austernfischer kann ganzjährig an der hiesigen Ostseeküste beobachtet werden. Als Teilzieher weichen deutsche Austernfischer bei Kälteeinbrüchen Rtg. SW aus. Sandregenpfeifer können ebenfalls ganzjährig am Ostseestrand beobachtet werden. Die einheimischen Brutvögel ziehen im Winter Rtg. W- und SW-Europa, aber auch bis Afrika. Die Zwergseeschwalbe überwintert in W-Afrika und kann hier bereits wieder beobachtet werden. Die Ankunft der Küstenseeschwalbe kann in diesen Tagen beobachtet werden. Sie hält sich hier bis Anfang Oktober auf, um dann den weiten Weg ins Winterquartier an der antarktischen Packeiszone zurückzulegen. Mit bis zu 30.000 km jährlicher Flugstrecke ist sie Rekordhalter in Sachen Vogelzug – ohne CO2-Ausstoss.