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Marlies Henke

Stadt Neustadt informierte über Klimaschutzkonzept und kommunale Wärmeplanung

Neustadt in Holstein. In Neustadt entfallen auf den ökologischen Fußabdruck jährlich 8,1 Tonnen Treibhausgase pro Kopf. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie strebt Neustadt an, bis 2035 klimaneutral zu werden – fünf Jahre vor dem Landesziel. Ein ehrgeiziges und vielschichtiges Thema, das viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert. Wohl auch deswegen war der Veranstaltungssaal der Touris-Information am letzten Montag sehr gut besucht. Schwerpunkte des Infobends waren das Klimaschutzkonzept und die kommunale Wärmeplanung.

„Die Vielzahl der Teilnehmer zeigt, wie notwendig es ist, darüber zu sprechen“, sagte Klimaschutzmanager Niclas Bünning in seiner Begrüßung. Auch Bürgermeister Mirko Spieckermann freute sich über das starke Interesse: „Klimaschutz ist wichtiger denn je und eine komplexe Aufgabe der Zukunft, der wir uns alle zu stellen haben, regional und vor Ort.“ Bereits im Februar hatte es zu dem integrierten Klimaschutzkonzept eine Auftaktveranstaltung gegeben, bei der sich Bürger mit ihren Idee und Anregungen einbringen konnten (der reporter berichtete). Inzwischen wurde gemeinsam mit dem Planungsbüro Zeitengrad eine Potenzialanalyse erstellt und Szenarien entwickelt. Niclas Bünning möchte möglichst viele ins Boot holen: „Nur zusammen können wir die ganzen Dinge umsetzen. Es reicht nicht, wenn ich der Verwaltung und Politik Maßnahmen vorschlage, die gar nicht in Ihrem Interesse sind, weil sie wirtschaftlich nicht umsetzbar sind.“

Einblicke in das Maßnahmenpaket stellte anschließend Dr. Lisa Griem von Zeitengrad vor. Durch bereits umgesetzte Maßnahmen seit 1990 hätten im Bilanzjahr 2021 bereits 31 Prozent eingespart werden können. Um 2035 klimaneutral zu sein, müssten bis 2030 weitere 75 Prozent eingespart werden (siehe Grafik). Unter anderem gehe es darum schnellstmöglich 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen und Speichertechnologien zu entwickeln, die zu der Stadt passen, stellte Griem heraus.

Als Beispiel für erneuerbare Energiequellen kam Griem auch auf die Geothermie zu sprechen. Hierfür sei grundsätzlich Potenzial da, sowohl für ganze Quartiere als auch für Einfamilienhäuser. Die Minderung des Wärmebedarfs ist bei der Wärmewende ebenso wichtig. Hier spielen unter anderem das Smart Home mit digitalen Zählern sowie Energieberatung und Sanierungsfahrpläne ein wichtige Rolle. Eine Lösung soll in der energetischen Stadtsanierung nach KfW 432 liegen. Dieses KfW-Programm unterstützt energetische Konzepte für ganze Wohnviertel, Sanierungsmanagement und Versorgungssysteme für Gebäude und Infrastruktur. Griem nannte ein Zeitfenster von ein bis anderthalb Jahren für die Erstellung des energetischen Stadtsanierungskonzepts gemäß KfW 432. Danach könnten erste Maßnahmen umgesetzt werden. Auch Photovoltaik habe in Neustadt Potenzial. Windenergie und Wasserstoff, wie Stimmen aus dem Publikum anregten, hingegen nicht. Grundsätzlich gehe es aber nicht darum, jetzt seine noch funktionierende Heizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, sondern das gesamte Handlungsfeld im Blick zu haben. „Klimaschutz ist ein ganzheitliches Thema“, betonte Griem.

Zur Rolle der Stadtwerke im Rahmen des kommunalen Wärmeplans äußerte sich deren Werkleiter Dr. Mark Jahn: „Es ist eigentlich ganz einfach: Wir sind nachher diejenigen, die es machen.“ Mit den bereits bestehenden Nahwärmegebieten, einem Maßnahmenkatalog für die Hafenostseite und der Meerwasserwärmepumpe an der Hafenwestseite (der reporter berichtete) sei man bereits dabei, die Zukunft zu gestalten. Jetzt gelte es, den Fokus auf die gesamte Stadt zu erweitern und dort die Planung Schritt für Schritt fortzusetzen. Um die Möglichkeiten für Nah- und Fernwärme sowie andere erneuerbare Energiequellen wie Solarenergie, Abwärme oder Geothermie zur Wärmeversorgung zu ermitteln, wird ein umfassender Wärmeplan als Grundlage erstellt. Das Hamburg Institut und das dänische Ingenieurbüro PlanEnergi werden bis Ende 2024 eine Bestandsanalyse der aktuellen Wärmeversorgung durchführen und aufbauend darauf konkrete Maßnahmen vorschlagen. Diese sollen in der nächsten Informationsveranstaltung vorgestellt werden. (he)


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